Die Welt, worein die Griechen traten.
Von Prof. Dr. Fritz Kern, Bonn a. Rhein.
3. Neues zum Ursprung der Mysterienreligion.
Wenn Böhl mit seiner einleuchtenden Erklärung der angeblichen Giab-
metzeleien der ersten Dynastie von Ur als Mondopfer (Zeitsc r. • ^syr., >
1929) Recht behält, dann fallen nicht nur die im ersten Teil dieser Abhandlung
gelegentlich gemachten Bemerkungen über diese von Hall und Woolrey irr
tümlich als Grabmetzeleien eingeführten Funde weg. Was wichtiger ist, wir er
halten dann auch den ältesten positiven Beleg für das Vorhandensein der
taurischen Religion in Mesopotamien, zwar nicht um 3500, wie die Ausgräber
des ältesten Ur meinten, auch nicht um 3000, wie ich im eisten Teil ìeser
Abhandlung noch annahm, sondern um rund 2600 v. Chi., wenn es er au<^
ist, Christian und Weidner zu folgen.
Es ergeben sich jetzt folgende interessante neue Perspektiven.
Bevor die Schumerer in Mesopotamien einbrachen, gehörte dies Land
(Eridukultur) zum taurischen Kulturkreis. Man braucht für das Auftauchen
von Elementen der taurischen Religion also keinen Fremdimport nach Meso
potamien, sondern nur ein an die Oberfläche Kommen vorschumerischer
Kulturüberlieferungen anzunehmen.
Die älteste Pflanzerreligion, die vermutlich unmittelbar auf die Grund
kulturreligion des Höchsten Wesens gefolgt ist, dürfte nicht dei Ahnenkult
gewesen sein, sondern eine Mond- und Fruchtbarkeits- (Regen-) Religion; das
sehen wir seit den Mitteilungen G. Peekel’s (besonders „Anthropos‘, 24,
1015 ff.) deutlicher. Daß schon unter den ältesten frankokantabrischen Hohlen-
gravierungen des mittleren Aurignacien sich Rinder mit auffällig beton em
Gehörn finden, ist vielleicht schon ein Hinweis auf das Altei der Mon re lgio
Jedenfalls hat aber das spätere Aurignacien in Laussei ein ziemlic aus u
liches Kultinventar überliefert: Magna Mater, ihr totemistisch e ei e ^
männlicher Gefährte, heilige Hochzeit, mondförmiges Stierge orn. ^
deutungsvollem Kultzusammenhang. Springen wir von hier unrrn e a
Ur über, so überrascht die Ähnlichkeit des Zusammenhanges (nac
Mondgott in Stiergestalt, unterirdische heilige Hochzeit. ^ as
Ur weist ferner z. B. folgende bedeutungsvolle Stücke auf: Mon ai ,
vom Lebensbaum, Widder, vom Lebensbaum fressend (vg ; z ' ' .
Kunstgeschichte in Bildern, Altertum, 2. Heft: C. Frank, a y °msc
rische Kunst, 52, 6; sowie O. Weber in dem Berliner Museenbencht aus d n
Preußischen Kunstsammlungen, 49, 1928). Ur zeigt abei erne u ie n
Passungsfähigkeit der Fruchtbarkeitsreligion an die jewei igen 01 ie en e
Anthropos XXV. 1930.