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Volltext: Globus, 83.1903

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Brix Förster : Deutsch - Ostafrika 1900 bis 1902 . 
am 12 . März an die Bai von Kendari , wohin unterdessen die beiden Schiffe gesteuert waren , und wo auch der Gouverneur sich eingefunden hatte , um uns persönlich in herzlichster Weise zu empfangen . 
Von besonderem Interesse war uns die rung dieses Inselteiles . Sie steht in schlechtem Buf wegen ihrer rohen , blutigen Sitten , und in der That gilt das Menschenleben daselbst nicht viel . Wir fanden an den Küstenorten Buginesen , in der Mehrzahl von Bone stammend , angesiedelt , welche nicht minder als die nischen Eingeborenen des Innern mit der Waffe rasch bei der Hand sind . Am Tage unserer Ankunft wurde in dem von uns bewohnten Hause ein Knabe schwer verwundet , so dafs er vor unseren Füfsen brach . Er konnte durch raschen Verband gerettet den , der Angreifer entkam , es entstand eine gefährliche Aufregung , die es mit Mühe gelang zu beschwichtigen . 
Unter den Sklaven dieser Buginesen fielen uns viduen auf von anthropologisch merkwürdig niedrigem Typus ; wir erfuhren , dafs sie von der Insel Muna stammten , welche ganz von ihnen bewohnt sei . Sie sind klein von Statur , dunkelfarbig , mit breiter Nase , grolsem Mund und welligem Haar ; sie erinnern in manchem an dieToala , scheinen aber noch niedriger zu stehen . Für „ nein“ sagen sie „ mina“ . Eine anthropologische suchung der Insel Muna würde höchst interessant sein . 
Im Innern der Halbinsel wohnen ebenfalls klein wachsene Menschen , aber mit heller Haut und oft nach malaiischer Art geschlitzten Augen , hauptsächlich dem Stamme der Tokea angehörend ; sie bewohnen einzelne Häuser , welche allenthalben im Lande zerstreut sind und nicht zu Dörfern zusammenschliefsen . Meist haben sie die buginesische Kultur angenommen ; doch gehen sie stets mit einem gewaltigen Zweihänderschwert und mit der Lanze bewaffnet und einige auch mit Schild und in Panzern von Flechtwerk . Für „ nein“ sagen sie „ konjo“ , einige Stämme aber „ tamboke“ . Sehr ver - driefslich war es uns , dafs die meisten Eingeborenen bei unserem Herannahen die Flucht ergriffen hatten . Fast 
alle Häuser , an denen wir vorbeikamen , fanden wir von ihren Bewohnern verlassen . Wie wir später erfuhren , hat ein Abgesandter aus Bone die Bevölkerung in Schrecken gesetzt , indem er sie glauben machte , unsere Expedition sei ein Kriegszug , wir kämen , um sie zu töten oder als Sklaven einzufangen . So gelang es uns nur selten , einige Eingeborene zutraulich zu machen , um sie anthropologisch zu untersuchen und zu graphieren . 
Der Ostküste uns nähernd gelangten wir zu einem ganz anderen Menschenstamm , den Tolaläki , grofs wachsenen Toradjas , im Aussehen den Buginesen lich und wegen ihrer Roheit von den kleinen Stämmen sehr gefürchtet . Diese sind die hauptsächlichsten „ Koppensneller“ des Südostens , und sie werden von den anderen vielfach in Dienst genommen , um ihnen beim Todesfälle eines Fürsten die benötigten Köpfe zu liefern ; sie sollen dieselben mit Vorliebe in Muna holen . Auch an der Ostküste sind diese Menschen gefürchtet ; doch hatten auch sie vor uns die Flucht ergriffen , mit nahme einiger weniger Individuen , worunter ihr König war , von dem wir eine Photographie nehmen konnten . Mit dieser Furcht , welche die Bevölkerung vor uns hatte , hing es auch zusammen , dafs wir nur eine mäfsig grofse Sammlung von ethnographischen Gegenständen anlegen konnten , wozu kommt , dafs diese Leute aufser ihren Waffen mit sehr wenigen Gerätschaften kommen scheinen , und dafs diese sehr einfacher Art sind . 
Unsere zoologischen Sammlungsobjekte bestätigen das im dritten Band unserer „ Materialien zur Naturgeschichte von Celebes“ erhaltene Resultat , dafs die südöstliche Halbinsel von Celebes niemals in einer Landverbindung mit anderen Teilen des Archipels gestanden hat , wie sich dies von den anderen drei Halbinseln hat nach - weisen lassen . 
Mit diesem Wenigen wollen Sie sich begnügen ; der Wert der wissenschaftlichen Ergebnisse kann erst im Zusammenhang mit der Darstellung der gesamten Insel erschöpfend eingesehen werden . “ 
Deutsch - Ostafrika 1900 bis 1902 . 
Von Brix Förster . 
In meiner letzten Besprechung des offiziellen „ berichtes über die Entwickelung der Deutschen gebiete 1899 / 1900“ ( Globus , Bd . 79 , Nr . 15 , S . 233 , April 1901 ) , insofern er Deutsch - Ostafrika betrifft , sprach ich entgegen dem vorwaltenden Pessimismus die Ansicht aus , dafs der Rückgang im gesamten Handelsverkehr nicht ein Merkzeichen allmählichen Zusammenbruches , sondern nur einer zeitweiligen Ebbe sei , welchen die langsam anschwellende Flut gesteigerter Ergiebigkeit in den nächsten Jahren mit ziemlicher keit wieder verwischen wird . Hätte ich voriges Jahr schon meine Besprechung wieder aufgenommen , so hätte ich mit Genugthuung auf die nicht unbeträchtliche nahme der Ein - und Ausfuhr hinweisen können . Jetzt aber mufs ich mich im Hinblick auf den verminderten Warenumsatz von 1901 / 02 zu dem Ausspruch bescheiden , dafs „ der anschwellenden Flut“ abermals eine Ebbe folgt ist und dafs vorläufig die Grenzen des Gedeihens noch ziemlich beschränkte sein und bleiben werden . Ernstlich beunruhigend sind dennoch diese Schwankungen nicht , wenigstens nicht in dem Mafse und nicht durch stetig bedrohlicher werdende Ursachen veranlafst , wie man nach den „ Jahresbei’ichten“ der letzten zwei Jahre eigentlich annehmen müfste . 
Betrachten wir vor allem den wichtigsten Faktor einer Kolonie , die Ausfuhr . Sie hat seit 1894 ( mit Ausnahme von 1897 ) noch nie die Höhe erreicht wie 1901 , obwohl Elfenbein und Kautschuk , die ergiebigsten Exportprodukte , während der drei letzten Jahre aus kannten Gründen in stetem Rückgang begriffen sind . Die Kultur der Kokospalme und die Verarbeitung der Frucht derselben als Kopra rücken mehr und mehr in den Vordergrund ; auch die Erzeugnisse der kultur , wie Zucker , Kaffee und Faserstoffe gewinnen , wenn auch nicht hervorragend allmählich an Bedeutung . 
Ein Vergleich mit Britisch - Ostafrika * ) dürfte in dieser Beziehung interessant und zugleich aufklärend 
' ) Die für diesen Zweck zusammengestellte Tabelle 0 beruht auf : Diplomatie and Consular Reports . Trade and Customs Revenue of the East Africa Protectorate for tbe year ending March 31 . 1902 . Foreigne Office . Sept . 1902 . No . 2903 . — Die hier veröffentlichten Zahlenangaben für 1898 / 99 und 1899 / 1900 differieren ziemlich stark von jenen , welche ich in der oben zitierten Globusnummer gebracht , wohl ich dieselben damals einem ebenso offiziellen Aktenstück entnommen , wie es das gegenwärtige ist . Die englischen nungsrevisoren werden wahrscheinlich auch nachträglich mancherlei zu korrigieren gefunden haben , wie es bei uns der Fall zu sein scheint .
	        
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