H . Klose : Das Bassarivolk .
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zogen , indem sie den Delinquenten mit Messern im Busche niederstechen . Das Eigentum des Mörders geht in den Besitz der Familie des Ermordeten über . Auch kann sich diese anstatt der Todesstrafe für den Verkauf des Verurteilten in die Sklaverei entscheiden , wobei der Erlös der geschädigten Familie zufällt . letzungen werden ebenfalls mit Verkauf in die Sklaverei geahndet . Diebstahl wird verhältnismäfsig sehr streng bestraft , indem man den bei der That ertappten Dieb einfach töten kann , anderenfalls wird er vor Gericht gefordert und mufs das gestohlene Gut ersetzen und ein hohes Lösegeld zahlen . Falls er dazu nicht im stände ist , wird er als Sklave verkauft .
Wie bei den Gottesurteilen spielt der Fetischpriester
verwaist bleibt , herrscht in Bassari das Interregnum . An der Spitze des Staates steht ein aus dem Rat der Alten gewähltes Familienoberhaupt , welches die gierungsgeschäfte führt und gewissermaßen den neuen König in die Geschäfte einweiht und diesem noch drei Jahre mit Rat und That zur Seite steht , so dafs der König eigentlich nur repräsentiert und der Regent mit dem Rat der Alten während dieser Zeit regiert . Hat der Fetisch die Bitten des Volkes erhört , so wird das Volk eines Tages mit einem neuen König überrascht . Der Königsstuhl ist wieder mit einem Prinzen besetzt , und dieser läßt sich von dem bald herbeiströmenden Volke huldigen . Der neue König muß eine dreißigtägige Prüfungszeit durchmachen . Im Fetischhaus zu Naii -
Abb . 6 . Bassari - Häuptling und Genieimlerat .
bei der Königswahl eine hervorragende Rolle . Auch in Bassari soll der oberste Fetischpriester den neuen König aus der Königsfamilie proklamieren und in sein Amt ein - setzen . Nach dem Tode des Königs darf kein Mensch die Hütte desselben betreten . Das trauernde Volk läuft nun zum Fetischpriester , um Unombotte weiße Hühner , Yams und andere Erzeugnisse zu opfern und um einen neuen König zu flehen . Der Fetischpriester wählt dann anscheinend nach seinem Gefallen den Nachfolger aus der Königsfamilie . Dabei scheint mehr die Willfährigkeit des Kandidaten als die Thatkraft desselben den Ausschlag zu geben , damit dieser nicht zu selbständig wird . falls soll dies für die Wahl unseres Freundes Tagba maßgebend gewesen sein . Solange der Ehrensitz des Königs , ein von einer Mythe umwobener Stein in dem königlichen Palaste , der natürlich wie alle anderen hausungen auch nur aus mehreren Lehmhütten besteht ,
baue erhält er unter gewissen Zeremonien maßregeln und Lehren vom Fetischpriester . Während dieser Zeit darf der König die Hütte nicht verlassen , bis er unter Pauken - und Hörnerklang nach Kore , der eigentlichen Residenz , geleitet \md das Krönungsfest bei Tanz und Gelage gefeiert wird .
Die Feste und Zechgelage sind bei den Bassari an der Tagesordnung ; bieten doch die Ratsversammlungen schon eine amtliche Berechtigung dazu , da man bei der großen Hitze wichtige Beschlüsse ohne einen Schoppen Hirsebier nicht fassen kann . Natürlich verlaufen diese Versammlungen , wenn die Gemüter erhitzt sind , was bei dem Bassari sehr leicht der Fall ist , ziemlich stürmisch , so dafs alles durchein anderschreit und ein wüstes schrei jeglichen Beschluß verhindert .
Fast täglich bei untergehender Sonne versammelten sich unter den großen Bäumen auf dem Marktplatz des
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