GLOBUS .
ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER - und VÖLKERKUNDE .
VEREINIGT MIT DEN ZEITSCHRIFTEN : „ DAS AUSLAND“ UND „ AUS ALLEN WELTTEILEN“ .
HERAUSGEGEBEN VON H SINGER UNTER BESONDERER MITWIRKUNG VON Prof . Dr . RICHARD ANDREE .
VERLAG von FRIEDR . VIEWEG & SOHN .
Bd . LXXXIII . Nr . 22 . BRAUNSCHWEIG . 11 . Juni 1903 .
Nachdruck nur nach Übereinkunft mit der Verlagshandlung gestattet .
Das Bassarivolk .
Von IT . Klose .
Die hauptsächlichste Thätigkeit der Bassari besteht , wie fast im ganzen Togogebiet , im Ackerbau . Die Männer und Sklaven bearbeiten das Feld mit Hacke und Axt , während die Frauen bei der Aussaat und Ernte helfen . Die Hauptfrucbt bilden Yams und Hirse , welche in drei verschiedenen Arten , in weifser und gelber Kolbenhirse , wie in Rispenhirse , dem sogenannten Guineakorn , gebaut wird . Die Bebauungsperiode ist zwei - bis jährig , worauf das Land ebenso lange brach liegt , um dann von neuem bebaut zu werden . Yams und Hirse werden zuweilen zusammen gebaut , ebenso sieht man häufig Guineakorn Erdnüsse und Bohnen zusammen auf einem Felde gepflanzt . Ferner werden Baumwolle , Okro , Sesam , Taro und Tabak angebaut . Die lramsernte scheint ebenso wie im Evhegebiet von der Erlaubnis des priesters abzuhängen .
Die Viehzucht erstreckt sich auf Rinder , Schweine
und Ziegen , jedoch werden erstere hauptsächlich durch Fulbe aufgezogen und gezüchtet , welche bis hierher als nomadisierende Hirten vorgedrungen sind . Aufser ihrem eigenen Vieh nehmen sie gegen Entschädigung auch Vieh von der einheimischen Bevölkerung in Pflege und werden selbst von den räuberischen Bassari geschätzt und behelligt auf ihren Niederlassungen gelassen . In Bassari erhalten diese Fulbehirten für die Pflege immer das zweite Kalb . Ihre Produkte an Milch , die meist gesäuert ist , sowie Käse und Butter halten sie auf den Märkten in Bassari feil . Sobald die Weideplätze ihnen nicht mehr reichliches Futter bieten oder ein glied stirbt , verlassen sie den Ort , um sich an einer deren Stelle von neuem anzusiedeln .
Fischfang und Jagd gehören natürlich auch zu der Beschäftigung der Bassari , und zwar betreiben sie den ersteren hauptsächlich durch Fischgift . Zu diesem Zwecke sieht man überall in Bassari an Flüssen und Bächen einen Strauch mit hellgelben Blüten , die sich später zu länglichen Schoten entwickeln , gepflanzt . Die Blätter dieses Strauches , der vermutlich Tephrosia Vogelii sein dürfte , werden zu einem Brei gestampft und oberhalb in den Flufs geworfen . Die Fische werden dadurch betäubt und so unterhalb mit der Hand und in Körben gefangen . Zuweilen jedoch werden auch Fische mit Pfeilen erlegt .
Zur Jagd dienen hauptsächlich Pfeile und Bogen , aber auch das von der Küste eingeführte Steinschlofs - gewehr . Gejagt werden meistens Antilopen und Affen , deren Fleisch , in der Sonne gedörrt , häufig auf den Markt kam . Viele Felle von Leoparden und V ildkatzen ,
Globus LXXXIII . Nr . 22 .
II .
die mit Stolz von den glücklichen Schützen getragen werden , zeigen die Ergiebigkeit der Jagd . Besondere Jagdtrophäen sind ferner noch die schon erwähnten Armringe aus der Elefantensohle und die grofsen Hörner aus Elfenbein , welche bei feierlichen Aufzügen des Königs geblasen werden . Für uns bot die Jagd besonders einen willkommenen Braten in Busch - und Perlhühnern und unzähligen Tauben , die von den Eingeborenen nicht gejagt werden . Aufser kleinen , grünen Papageien kreisten täglich Adler wie grofse Habichtsarten die Dörfer , um dort mit unglaublicher Frechheit die jungen Hühner fast unter den Händen der Eingeborenen fortzustehlen .
Eine der Haupterwerbsquellen ist unzweifelhaft die Eisenindustrie , durch welche sich Bassari im ganzen Hinterlande von Togo einen Ruf erworben hat . In Kete , wie auf allen gröfseren Märkten im Evhegebiet trifft man die Produkte der geschickten Bassarischmiede an , die meistens durch die intelligenten Ilaussakaufleute so weit exportiert werden .
Naparba ist das hauptsächlichste Schmiededorf , in welchem der taktmäfsige Schlag des Hammers widerhallt , und wo in den kleinen Hütte ] 1 Tag und Nacht durch einen primitiven Blasebalg aus Fell das Feuer in Atem gehalten wird . In diesen Schmieden arbeiten Meister wie Geselle vollkommen unbekleidet , nur ein Paar Sandalen und eine phrygische Mütze bilden die ganze Kleidung ( Abb . 5 ) . Unter den wuchtigen Schlägen von Steinhämmern auf ebensolchem Ambos wird das glühende Eisen zu hand Backen , Äxten , Messern , Speer - und Pfeilspitzen verarbeitet . Das hauptsächlichste Produkt sind die überall gebräuchlichen Feldhacken , die aus einer runden Eisenscheibe von etwa 20 cm Durchmesser bestehen und in dieser Form in den Handel kommen , während ein hölzerner gabelförmiger Stiel meistens selbst von den Käufern dazu hergestellt wird . Besonders geschickt werden die kleinen vierkantigen , mit Widerhaken sehenen Pfeile und Speere , sowie die bekannten Messer mit ü - griff hergestellt . Was das Eisen selbst anbetrifft , so wird es in einfachen 2 bis 3 m hohen Schmelzöfen aus Lehm gewonnen und durch Holzkohle aus Rot - und eisenstein reduziert . Die Ofen sollen von oben gleich mit Holzkohle beschickt und so in Brand gesteckt werden , während unten sich der Abflufs für das Eisen befindet . Das beste Material und die meisten öfen befinden sich in dem benachbarten Banyeli , woher es auch hauptsächlich die Bassarischmiede beziehen und mit dem geringeren in Mpampu gewonnenen Bassarieisen zusammen verarbeiten . Die Holzkohle wird wie bei uns
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