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Kleine Nachrichten .
Die Kaffeeansfnhr Brasiliens hat im Jahre L862 sich auf 1 , 485 , 220 Säcke gestellt , gegen 2 , 069 , 627 im Vorjahre . Während nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika 1861 exportirt wurden 741 , 152 Säcke , gingen wegen des Krieges im verflossenen Jahre dorthin mir 385 , 479 Säcke . Deutschland bezieht direkt nicht viel brasilianischen Kaffee , der bei nns nicht beliebt ist ; Hamburg und Altona erhielten 21 , 879 , Bremen bekam 15 , 362 Säcke . Die wichtigsten Abnehmer für den Brasilkaffee sind die B . Staaten und die Häfen am Mittelländischen Meer . Im Durchschnitt kommen jährlich zwei Millionen Säcke zur Ausfuhr .
Baumwolle in Queensland . Wir haben derselben mehrfach erwähnt ; die Kolonisten hegen offenbar große Hoffnungen und geben sich alle Mühe , englische Kapitalien in ihr Land zu zieheu . Ein Herr Herbert , Sekretär der Kolonie , hielt im Januar zu Manchester einen Vortrag , in welchem er die Dinge in ein sehr gün - stiges Licht stellte . Als besonders geeignet schilderte er einen etwa 60 Miles breiten Landstreifen an dem Seehafen nnd an den schiff - baren Flüssen , nämlich den Brisbane - Distrikt , die Flüsse Mary , Fitzroy und die Keppelbay unter dem Wendekreise des Steinbocks ; ferner die Gegend bei Port Denison und das Land au der Edge - cumbebay . Er rühmte das Klima als ungemein gesund ; nach dem , was wir aus Marcet's Schilderungen mitgetheilt haben , werden die Leser des Globus in dieser Beziehung einige Zweifel hegen .
Sir Charles Nicholson hob hervor , daß der Baumwollen - bau in Queensland vorerst etwas Künstliches an sich trage . Ein - mal seien die Preise gegenwärtig ganz beispiellos hoch ; die Legis - latnr der Kolonie zahle eine Prämie von 5 bis 10 Pence für das Pfund , und gebe Baumwollenbauern Land unentgeltlich . Unter solchen Umstanden könnten weiße Arbeiter bei den jetzigen hohen Löhnen , nämlich i2 / 3 bis 3 Thaler per Tag , den Bau betreiben . Aber mau thue am besten , asiatische Kulis dafür zu ver - wenden . In Queensland wird die Banmwollenstaude peren - nirend und trägt sechs bis sieben Jahre . Aber das Gedeihen hängt vorzugsweise von den Arbeiterverhältnissen ab . Daß man auf die Dauer 5 bis 15 Schillinge Tagelohn bezahlen könne , ist nn - denkbar . Die Einführung von Kulis erscheint demnach als eine Lebensfrage .
Vou der Arbeit freier Neger will mau nichts wissen ; die Erfahrung hat gelehrt , daß man sich auf dieselbe gar nicht ver - lassen kann , wohl aber anf jene der Malabaren und Chinesen .
Ostindische Baumwolle . Im Jahre 1862 wurden davon 697 . 862 Ballen nach England gebracht ; 1861 nur 356 , 495 ; 1860 nur 168 , 263 Ballen . In 1859 177 , 398 ; 1858 319 , 574 Ballen . Man hofft 1863 die Ausfuhr ostindischer Baumwolle auf eine Million Ballen zu bringen . In Ostindien hat ein solcher nur 375 Pfund , in Nordamerika 445 bis 450 Pfund .
Die Eisenbahn von Ealcntta nach Benares ist im December 1862 ihrer ganzen Länge nach eröffnet worden . Die Strecke von 540 Miles wird in 25 Stunden zurückgelegt , und der Fahrpreis beträgt in der ersten Klasse 5 Pfd . St . 5 Schill . 3 Pence , in der zweiten die Hälfte . Zwischen Benares und Allahabad ist die Bahn noch uicht volleudet , und man bedient sich der Postwägen ; aber bei Allahabad beginnt der Schienenweg wieder nnd geht über Kahnpur ( Cawupore ) nach Agra . Aus der Beuaresbahn sind so - genannte Schlafwägen nach amerikanischem Muster angebracht .
In den Eisenbahnen von Großbritannien nnd Irland
war bis zu Ende des Jahres 1861 das ungeheure Kapital vou 362 , 327 , 338 Pfd . Sterling angelegt worden . Die bei weitem größte Anzahl der Schienenwege befinden sich im Besitz von zwölf großen Kompagnien ; das Kapital einer derselben , der „ Great Western " , beträgt 28 , 184 , 474 Pfund Sterling !
Unterseeischer Telegraph zwischen Sardinien und Sieilien .
Derselbe ist zu Ende des Jahres 1862 gelegt worden . Unweit von Caglian , bei Porto Gionco , etwas nördlich vom Cavallo - Lencht - thnrm , am Kap Carbonaro liegt der sardinische Ausgangspunkt ; jener auf Sieilien bei einem alten Saracenenthurm , dem Torre Nnbia , anderthalb Miles von Trapani nnd 12 Miles von Mar - sala entfernt .
Deutsche Kanflente tu St . Petersburg . Die Waareuein - fuhr dieses Hafens betrug im Jahre 1862 den Werth vou
80 , 754 , 391 Silberrubeln , die Ausfuhr , mit Einschluß des baareu Geldes , 60 , 657 , 399 Rubel . Die bedeutendsten Importeure waren Müller und Hauff mit 5 , 396 , 750 Silberrubel , Katharine Hoff und Comp . 3 , 572 , 500 R . ; I . E . Güutzberg mit 2 , 968 , 863 , L . Knoop n . Comp , mit 2 , 521 , 800 R . Unter den großen Import - Häusern befindet sich nur ein russisches , Gebrüder Elipejeff , mit 4 , 233 , 232 R . Die eben erwähnten deutschen Häuser stehen auch in den Exportlisten voran , nnd zu ihnen kommt noch Wyneken nnd Compagnie mit 2 , 436 , 216 Silberrnbel .
Wieder ein neuer Webestoff . Die Banmwollennoth macht erfinderisch . Jüngst gaben wir im Globus eine Uebersicht von Webestoffen , welche in unseren Tagen eine erhöhte Bedeutung ge - Wonnen haben ; es scheint nun , als ob abermals ein neuer hinzu - kommen solle . Wir finden in einem Neuyorker Blatte folgende Angabe . — Herr H . Hawfon hielt im Franklin - Institute zu Phila - delphia einen Bortrag , in welchem er nachwies , wie nützlich und vielseitig die Faser des Hibiscus Mo scheutos oder H . pa - lustris verwandt werden könne . Dieser „ amerikanische Dsch ute " eigne sich zur Verfertigung von Papier , Stricken , Ge - weben und dergleichen mehr . Die Pflanze ist in den nördlichen Staaten einheimisch und wächst in großer Menge in den feuchten Niederungen der Staateu Neu - Jork , Pennsylvauieu und Neu - Jersey , würde aber auch in vielen anderen Gegenden gedeihen . Die Amerikaner haben aus den Fasern bereits Seile und Taue verfertigt , nnd da die Proben so gut ausgefallen siud , daß sie nichts zu wünschen übrig lassen , so hat eine Kompagnie ein Patent genommen , um die „ Hibiscusfafer - Fabrikation " im Großen zu treiben .
Wir wollen eine Bemerkung über den wichtigen Webestoff Dschute ( Inte , wie die Engländer schreiben ) hinzufügen . In Indien nennt man ihn Paht . Er besteht aus zwei Arten Cor - chorns , nämlich C . capsularis und C . olitorins . Schon vor länger als einem halben Jahrhundert machte der berühmte Bo - taniker Roxbnrgh dringend auf den großen Nutzen dieser Faser aufmerksam , aber die Fabrikanten hatten damals das Baum - wollensieber und kümmerten sich nicht um die Rathschläge des Mannes der Wissenschaft . Das in Indien aus Dschute verfertigte Garn und die Proben von daraus gewebten Zeugen fanden keine Beachtung ; erst nach 1840 kam das Dschute allmälig in Aufnahme , und ist nun für Handel nnd Fabrikation von großer Wichtigkeit geworden .
In Ostindien bezeichnet man die Gewebe aus Corchorus capsularis als Ghu uala paht , jene aus dem C . olitarius als Banghi paht , macht aber im Uebrigeu keinen besondern Unter - schied zwischen beiden , weil sie gleich zäh sind . Am meisten wird die Pflanze inBengalen gebaut , man findet sie aber auch iuAnnam , Siam nndSüdchina , wo sie gleichfalls in ausgedehuterWeise benutzt wird . In Indien bestimmt mau nur die besteu Faseru zur Ausfuhr , der Rest wird im Lande selbst verarbeitet . Der Verbrauch ist dort ungemein beträchtlich . Ein großer Theil der Säcke zum Ver - packen von Reis und Zucker , die sogenannten Gunny - Säcke , werden ans Dschnte verfertigt . Nachdem sie in Europa ihres Inhalts entledigt sind , schickt man sie nach Nordamerika , wo sie zum Verpacken der Baumwolle verwandt werden und dann sich über die ganze Erde verbreiten . Die ärmeren Bewohner Indiens tragen Kleider aus Dschute , welche aus Megili , einem von den Frauen gewebten Zeuge , verfertigt werden .
Großbritannien bezieht gegenwärtig im Jahr etwa 80 bis 100 Millionen Pfund Dschnte . *
Rindfleisch ans Spitzbergen . Im vorigen Herbst wurde zu Tromsöe in Norwegen bei einem festlichen Mittagsmahle frisches Rindfleisch anf die Tafel gesetzt , das ganz vortrefflich war und von allen Gästen gelobt wurde . Au dieses Gericht knüpfte sich ein geographisches Interesse . Ein norwegisches Fahrzeug , das im Sommer 1862 Spitzbergen besuchte , saud dort mehrere Zinn - büchsen , welche der Nordpolfahrer Sir John Parry schon vor sechs und dreißig Jahren niedergelegt hatte . Der Inhalt war unter dem Eis unverdorben geblieben .
Parry machte bekanntlich 1827 den mißlungenen Versuch , vou Spitzbergen aus zu Schlitten bis an den Nordpol vorzudringen ; er meinte , bis dorthin zusammenhängende Strecken glatten Eises zu finden . Parry's Schiff , Hekla , war im Jimi 1827 bei bergen . Der Reisende bestieg ein Boot , fuhr vierzig Stunden weit in offener ruhiger See nach Norden hin , fand aber kein glattes Eis , kam bis 82 " 45' 5 " nördlicher Breite und mußte dauu um - kehren .
Herausgegeben von KarlAndree in Leipzig . — Für die Redaktion verantwortlich : Herrmann I . Meyer in Hildburghansen . — Verlag des Bibliographischen Instituts in Hildbnrghauscn . — Druck von C . Grumbach in Leipzig .