Kleine
Britisch - Columbia »üb die Insel Vancouver . Diese junge Kolonie an der Nordwestkiiste Amerikas nimmt einen ungemein raschen Aufschwung , und der Hafenplatz Victoria auf der Jusel Vancouver hat sich binnen zwei Jahren zu einer mächtigen Stadt emporgeschwungen . Früher lief dort alljährlich eiu einziges Schiff ein ; es brachte die Waarensendung der Hudsonsbay - Kompaguie aus Europa und fuhr mit Pelzwerk beladen wieder zurück . Jetzt hat die Stadt drei große Gasthöfe und eine Menge von Kost - Häusern ; an den Werften liegen die Schiffe drei Reihen tief . Die vielen schon vorhandenen Magazine sind mit englischen Gütern gefüllt nnd im December 1862 waren mehrere Dutzend neuer WaarenhäNser im Bau . Victoria ist Hauptsammelpunkt für die „ Miners " und Alles , was mit diesen Goldgräbern zusammen - hängt ; es wird aber auch als Handelsstadt einst eine ähnliche Rolle spielen wie San Francisco in Califoruieu , ein Mittelpunkt sein , von welchem ans die Haudelswaareu nach Norden hin sich bis zn dem russischen Sitka nnd nach Westen hin bis zu den Sandwichsinseln vertheilen . Die Einwanderung strömt in großen Zügen herbei , nnd viele Ansiedler wenden sich dem Betriebe von Gewerben zu . Eine mit beträchtlichen Geldmitteln arbeitende Gesellschaft betreibt das Räuchern des Lachses und des Hörings iu großem Maßstab , und hat mit dem Export dieses Fabrikats begonnen . Nach dem drei Miles entfernt liegenden Esqnimalt , das einen ganz vor - trefflichen Hafen hat , soll im Laufe dieses Jahres eine Eisenbahn gebaut werden ; die Umgegend ist von Ackerbauern in Besitz ge - nommen worden , und die Stadt selbst , in welcher sich bereits zwei Lagerbierbrauereien befinden , wird mit Gas beleuchtet . Die Deutschen haben ihren Turnverein und ihre Lieder - t afel ; eine Handelsbank , eine Seeafsekurauz sind im Entstehen , am Schauspielhaus ? wird fleißig gebaut ; auch besteht ein Jockey - klnb . Für das Schulwesen sind sehr beträchtliche Summen ans - geworfen worden .
Unter den Ausfnhrwaaren ist bis jetzt noch das Pelzwerk von Bedeutung gewesen , aber das Monopol , welches die Hudsons - bay - Kompagnie besaß , ist 1859 abgeschafft und der Pelzhandel freigegeben worden . Durch die Konkurrenz vieler Käufer wurde es den Indianern möglich , höhere Preise als früher für das Pelz - werk zn erzielen ; aber sie bekommen nun Branntwein so viel sie wollen , was zur Zeit des Monopols nicht der Fall war . Ein be - trunkener Indianer ist im höchsten Grad unbändig , uud seit einigen Jahren sind die Fehden unter den wilden Jägerstämmen so häusig und blutig geworden , daß diese Söhne des Waldes , durch das Feuerwaffer bethört , sich gegenseitig ausrotten . Auch die Pelzthiere werden immer seltener . Die Hudsonsbay - Kompagnie schonte dieselben , namentlich die Weibchen , welche trächtig waren ; jetzt aber wird daran nicht mehr gedacht .
Außer dem Pelzwerke kommen noch Häute , Fischthrau und Gold zur Ausfuhr ; iu New - Westmiuster , der Hauptstadt von Britisch - Columbia , ist eine Münze , die aber in Victoria weit besser am Platze wäre . Es ist ein Fehler , daß Columbia uud Vancouver zwei besondere Kolonien bilden ; man hätte sie von vornherein vereinigen sollen .
Vancouver ist reich an Bau - und Nutzhölzern , die in Menge zur Ausfuhr gelangen , aber seinen Hanptschatz bilden Steinkohlen , die um 10 Procent leichter sind als jene aus Wales , aber sich für alle Zwecke , auch für Dampfmaschinen , vortrefflich eignen . Victoria allein verbraucht monatlich schon 7000 Tons Kohlen .
Eine Ansicht über Polen . Es ist richtig , daß bei dem gegenwärtigen Aufstand in Polen manche Insurgenten auch ein communistisches Programm verwirklichen möchten . In Hinblick darauf äußert ein Berliner Blatt Folgendes .
Die Polen müssen es uns Deutschen schon zu gute halten , wenn wir mißtrauisch gegen sie werden . Die Ereignisse jenseits der Grenze zeigen , daß dieBesorgniß vor einem Versuche , die Bar - tholomäusuacht oder die Sicilianische Vesper zu wiederholen , nicht ganz ohne Grund ist . Die Leidenschaften des gemeinen Mannes sind offenbar auf das Höchste augestachelt . Er soll der Erbe des beseitigten Deutschen oder Juden werden . Der Landmann em - psängt , wenn dies nahe goldene Zeitalter hereingebrochen , die heilige polnische Erde wieder , welche der deutsche Nachbar für schweres Geld gekauft hat . Die schönsteu Häuser in den Städten werden auch ueue Herren bekommen , und der polnische Glaube wird der alleiuherrschende in dem heiligen polnischen Laude sein . Der von den Deutschen bedrohte Papst ( ! ) wird sicher in Rom weilen können . Gott verzeihe es Denen , die solche Toll - heiten kolportiren ! Der gemeine Mann glaubt Alles , was ihm von gewisser Seite mitgetheilt wird . Er weiß von der Vergangen - heit nichts mehr . Die Alten , welche „ die gute polnische Zeit " selbst mit erlebt haben , sind stumpf oder todt . Die jetzige Geue - ration weiß von der alten Zeit nichts mehr , als man für zweck -
chrichten . Zig
mäßig hält , ihr mitzntheilen . Man sage nicht , der polnische Bauer sei durch Schaden klng geworden . Er ist seiner Natur nach sehr harmlos ; er hat sogar viele gnte Eigenschaften und würde Niemand zu nahe treten , wenn er nicht aufgehetzt wird ; aber das geschieht eben reichlich . Schlimmer ist das Proletariat der kleinen Städte , meistens ans verkommenen Handwerkern be - stehend . Es ist zu Allem fähig , hat gar Nichts zu verlieren , im Gegentheil hofft es auf : Beute . ' Es giebt genug verständige Polen , die das einsehen ; ihre Stimme aber wird im entscheidenden Mo - ment verhallen . ^ Neulich zankte sich ein Proletarier mit einem Juden ans der Straße . Drohend streckt Ersterer ihm die Fänste entgegen und ruft ihm zu : Warte nur uoch kurze Zeit , dann wirst Du was erleben ! Der Jude lief erschreckt fort .
Franen nnd Nadelarbeit . Diese sind in den meisten Ländern unzertrennlich von einander , aber in Abyssinien wird die Nadel von der Frau verachtet . Der Missionär H . Stern bemerkt , daß die Abyssinierinnen , trotz ihrer großen Vorliebe für gestickte Kleider , nie eine Nadel in die Hand nehmen ; sie wissen mit einer solchen gar nicht umzugehen . Jeder Stich wird von Männern gemacht . „ Es ist mir immer komisch vorgekommen , wenn ich einen Manu von riesenhaftem Wuchs und mit gewaltigem Boll - bart da sitzen nnd was das Zeug halten wollte , nähen sah , während Mädchen nnd Frauen alle Verrichtungen besorgten , welche bei uns reiche der Stallknechte sind . Mehrmals versuchte ich in dieser Beziehung eine Aendernng einzuführen ; das erregte aber einen großen Unwillen und ich mußte die Sache fallen lassen . Auch das Kleiderwaschen ist lediglich Angelegenheit der Männer . Freilich haben die Abyssinier eine große Abneigung gegen reines Leinen und gegen cin sauberes Gesicht ; wenn aber einmal das Gewand ( die Schama ) gereinigt werden soll , dann geschieht es von stämmigen Kerlen , die hinter dem Pfluge besser am Platze wären . Die Franen holen Holz und Wasser , säubern die Ställe , bereiten Brot und kochen . "
Seidenbau in den La Plata - Ländern . Bisher hat Europa den größten Theil seiner ausländischen Seidenznfnhr aus China bezogen , und dieselbe ist in den letzten Jahren durchschnittlich auf 70 , 000 Ballen und mehr gestiegen . Zu uicht geringem Theil muß sie baar bezahlt werden , nnd dadurch ist der regelmäßige Abzug des Silbers^beträchtlich vermehrt worden . Nun zeigt sich aber vielfach iu Südeuropa das Bestreben , die Seidenzncht auszu - dehnen , und ein Gleiches ist der Fall mit Uruguay und Para - guay in Südamerika . Iu der Umgegend von Montevideo , wo viele tansende von Italienern wohnen , haben die Versuche ein nn - gemein güustiges Ergebniß geliefert , uud die erste Seuduug von Co - cons , etwa 70 Pfund schwer , ist im December nach Paris gelangt . In Uruguay gedeiht die , jetzt auch iu unseren Gärten sehr häufige Ricinuspflanze vortrefflich ; sie wird binnen wenigen Mo - nateu ein paar Ellen hoch und hat viele acht bis zwölf Zoll breite Blätter . Diese letzteren sind das beste Futter für eiue Seideu - Wurmart , welche man aus zwei Varietäten züchtet . Die eine ist der Ricinuspflanze eigenthümlich , die andere ist Ailanthns glan - dnlosa , welche gleichfalls in europäischen Gärten vorkommt / In dem günstigen Klima jener südamerikanischen Gegenden hat man in einem Jahre nicht weniger als sechs Seidenernten gemacht . Ein Seidenzüchter aus Asuucion , der Hauptstadt von Paraguay , bemerkt , daß er von einem Acre Landes etwa zwei Millionen Cocons gewinne , welche ungefähr acht Centner Seide geben . Daß gleichzeitig mit der Seideuzncht in den La Plata - Ländern auch der Baumwollenban große Aufmerksamkeit erregt , ist von uns schou früher im Globus erwähnt worden .
Akklimatisirte Thiere in Australien . Wir finden über diesen mehrfach von uns erwähnten Gegenstand einige neue . An - gaben . Weiße Schwäue , welche als ein Geschenk der Königin Victoria nach Neuseeland gekommen sind , gedeihen nnd haben ge - brütet . Vou einem Paar can a d isch er Gä nse entflog ein Thier ; das andere vermischte sich mit den gewöhnlichen Gänsen nnd es ist eine sehr hübsche Kreuzung herausgekommen . Taucher kommen sehr gut vorwärts . Das Alles gilt von North Shore Lake auf Neuseeland . — In Victoria erwartet man Rehe . Hasen , Feld - Hühner , Krähen und Sperlinge aus Europa ; Hirsche , Kaschmir - ziegen und schwarze Feldhühner kamen aus Indien ; afrikanische Strauße , Fasanen , Hühner und Antilopen vom Vorgebirge der Guten Hoffnung . Zu Miumi in Neusüdwales befinden sich die vor einigen Jahren eingeführten Angoraziegen sehr wohl ; sie liefern viel Wolle , rnid ihr Fleisch wird dem allerbesten Hammel - fleische gleichgestellt . Sie lammen jährlich zweimal und bekommen gewöhnlich zwei Lämmer .