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Ethnologische Beiträge .
Central - Amerika , also die Staaten Guatemala , Honduras , San Salvador , Nicaragua und Costa Rica , ist unter allen ehemals spanischen Kolonien verhältuißmäßig am stärksten bevölkert . Die Einwohnerzahl wächst andauernd nnd rasch , aber das aus der Fremde hinzugebrachte Element , das weiße europäische , ist im Abnehmen begriffen , und der ganze Zug der Dinge arbeitet darauf hm , daß es in der eingeborenen Rasse , in den Indianern mehr oder weniger schnell aufgehe .
Gleich den meisten Repnliken des spanischen Amerika ( nur Chile und jene am La Plata bilden bis auf einen gewissen Grad Aus - nahmen ) giebt Central - Amerika einen deutlichen und sichern Be - leg für die Gesetze , welche durch das Studium der Anthropologie und Ethnologie seit etwa einem halben Jahrhundert ermittelt worden sind . Diese Gesetze sind von großer Bedeutung auch für den Staatsmann und den Volkswirth ; er darf sie nicht unbeachtet lassen , wenn er sich befähigen will , eiu richtiges uud sicheres Urtheil zu fällen . Durch die Vervielfältigung und Beschleunigung des Verkehrs siud die verschiedenen Menscheustämme ( Rassen ) in häufige Berührungen gebracht worden , und deshalb ist die Frage zu deren Erörterung wir uns wenden , nach Sqnier , dessen Ansichten wir für sehr wohl begründet halten , nicht blos für die Wissenschaft von Bedeutung geworden , sondern auch für das praktische Leben .
Die großen Unterschiede und Abweichungen , welche in leiblicher , geistiger und sittlicher Beziehung zwischen den ver - schiedensarbigen Familien der Menschheit wahrgenommen werden und sich in allen Lebensverhältnissen geltend macheu , siud nicht Ergebnisse des Zufalls uud der Einwirkung äußerer Umständ e , sondern liegen in der tiefinnersten Ureigen - thümlichkeit dieser verschiedenen Rassen ; sie sind radikal , permanent , immanent .
Eine Blutvermischung zwischen verschiedenen Menschenrassen , welche durch die Natur selbst auf immer nnd ewig von einander getrennt sind , eine Amalgamirnng zwischen höheren und niederen Rassen , ergiebt nie etwas Harmonisches , sondern hat allemal schl echte Folgen .
Dafür spricht nnd sprach stets nnd überall die Erfahrung ; die Geschichte liefert Zeugnisse und Belege . Als ausgemacht stellt sich Folgendes herans :
Eine Rasse geht in der andern auf , wird von ihr absorbirt in allen Fällen , wo eine Vermischung zwischen zwei verschiedeneu Rassen stattfindet und wo das fehlt , was der Unkundige als Vor urtheil , als „ Vorurtheil der Hautfarbe " bezeichnet . Dieses vermeintliche Vorurtheil ist aber eiu sehr richtiger und werthvoller natürlicher Instinkt , und dieser ist noch überall von der Natur selbst gerächt wordeu , wann uud wo mau ihm zuwider handelte . Die Anffchlürfnng uud Zersetzung geht um so rascher vou statten , je mehr der Typus zweier , auf solche Weise mit einander ge - mischter Rassen ein annähernder ist uud je nachdem der eine oder andere überwiegt . Die Natur verewigt keine mensch - lichen Ha lbschlächtigkeiten ; das ist ihr ganz nnd gar - zuwider , sie vertilgt dieselben uud erlaubt zum Beispiel feilte manente Rasse von Mulatten . ( —Auf diesen Punkt werden wir gelegentlich näher eingehen , denn er ist sehr wichtig . — )
Verletzungen und Beeinträchtigungen der Rassenunter - schiede und jenes Instinkts , der darauf gerichtet ist , die höhe - ren Rassen in ihrer Reinheit und Unverletzlichkeit zu bewahren , führen allemal zu unheilvollen Resultaten und wirken nach - theilig auf die körperlichen , geistigen und moralischen Eigenschaften nnd Begriffe derjenigen Völker , welche die weisen Fingerzeige der Natur uud ihre Gesetze außer Acht lassen . Das heißt : Die Menschen , welche solchen Vermischungen ihren Ursprung verdanken , haben im Allgemeinen in ihrer leiblichen , geistigen und sittlichen Beschaffenheit Mängel , welche sehr häufig in einem solchen Grade hervortreten , daß sie
gegenüber den reinen Nassen einen höchst ungünstigen Gegensatz bilden .
Diese Mängel zeigen sich insbesoudere auch iu Allem , was sich auf Staats - uud Regiernngsverhältniffe bezieht . Die anarchischen Zustände in fast allen südamerikanischen Republiken , wo die nnbe - dingte Gleichberechtigung aller Rassen und Mischungen in's Leben getreten ist und wo sie alle sich unbehindert in ihrer Weise bewegen können , zeugen dafür . In Mexiko , Central - Amerika nnd Süd - amerika ist das Volk durch die uneingeschränkte Rassenvermischung demoralisirt worden . Die höheren Typen , weil an Zahl gering , werden überall von den niedrigeren zersetzt und ausgeschlürft . Der Kampf der Barbarei gegen die höhere Civilisation ruht keineu Augenblick und die Resultate liegen zu Tage . Es giebt unter der Gesellschaft , wenn von einer solchen dort die Rede sein kann , keinen innern Zusammenhang , keine Durchdringung der verschiedenen Bestandtheile , keine Sympathien des einen zum andern . Alles ist Gegensatz .
In Mexiko sind von acht Millionen Einwohnern des Landes kaum eine Million Weiße , in Central - Amerika unter zwei Millionen noch nicht zweimalhnnderttansend . Es wäre gewagt , die Behauptung aufzustellen , daß Südsee - Insulaner oder amerikanische Indianer befähigt seien , sich mit den Grundsätzen zu durchdriugeu , von welchen unsere höheren bürgerlichen , gesellschaftlichen und staat - lichen Einrichtungen bedingt werden . Weder Instinkt noch Ge - wohnheiten und Anlagen dieser Rassen sind mit der Entwicklung solcher Organisationen verträglich , und auch eiue sorgfältige Er - ziehuug , welche ohnehin bei den Massen ihre Schwierigkeiten fände , würde nicht im Stande sein , ihnen ein solches Verständniß dafür beizubringen , daß sie zur praktischen Ausübung befähigt wären . Auf den Sandwichs - Jnselnsehen wir allerdings eine konstitutionelle Monarchie , aber Regierung und Verwaltung sind iu den Händen weißer Leute , welche auch die Verfassung entworfen haben uud als die eigentlichen Herrscher betrachtet werden müssen . Die Ansichten der Indianer im Südwesten der Vereinigten Staaten , in den söge - nannten Jndianerterritorien , entsprechen höchstens dem sogenannten patriarchalischen System ; wo dort Fortschritt vorhanden ist , rührt er von Männern her , die zu drei Viertheilen europäisches Blut in den Adern haben und den Weißen folgen .
In den meisten spanischen Republiken hat die Gleichstellung der Indianer mit den weißen Menschen sowohl in politischer wie gesellschaftlicher Beziehung nur endlose Anarchie in's Leben gerufen ; überall ist der Staatskörper mit Auflösung bedroht . In Guate - mala und Uucatau hat diese Gleichstellung eiueu grausamen , höchst blutigen Kastenkrieg , einen Rassenkampf , im Gefolge gehabt ; auf Jamaica ist seit der Emancipation ein großer Theil der Neger völlig verwildert .
Die Weißen haben sehr recht und thun sehr wohl daran , wenn sie unerbittlich sich weigern , ihr Blnt zu verschlechtern . Die Ber - ständigen unter ihnen wollen die geistigen Anlagen nicht schwächen , die Hautfarbe nicht dunkler machen .
Die Bevölkerung von Central - Amerika beläuft sich auf etwa zwei Millionen Seelen , etwas mehr oder weniger , da die Zählungen nicht speciell und keineswegs genau sind . Annähernd trifft jedoch obige Ziffer zu .
Interessant ist das gegenseitige Zahlenverhältniß von Weißen , unvermischten Indianern und Mischlingen ; diese letzteren bezeichnet man als Ladinos . Alle Beobachter stimmen darin überein , daß , wie wir schon oben andeuteten , in Ceutral - Amerika die Weißen nicht nur relativ , sondern auch absolut au Zahl abnehme : ^ die reinen Indianer rasch zunehmen und die Ladinos sich mehr und mehr dem iudiauischen Typus annähern .
Der Erzbischof von Guatemala , Pelaez , nahm für 1837 eine Gesammtbevölkerung von 1 , 390 , 513 Seelen an , uud davon waren : Weiße 89 , 979 ; Ladinos 619 , 167 ; reine Indianer 687 , 367 ; demgemäß kommt ein Weißer ans sechszehn Mischlinge und