Kleine Nachrichten .
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Laub verbreitet , vom Winde stark bewegt , einen sonderbaren , in großer Ferne erkennbaren röthlichen Schimmer . Die mittlere Temperatur in den Gebüschen von 0 . condaminea oscellirt zwischen 1272 uud 15° R . , das ist ungefähr die mittlere Jahrestemperatur von Florenz und der Insel Madeira . " —
Auch Pöppig hat in seinem berühmten Reisewerke manche Nachrichten über die Cascarilla . Er weist nach , daß die Auf - suchung und der Handel mit dieser Fieberrinde die Ursache zu Ansiedelungen iu deu wilden Bergen von Chiuchao und Cuchero gab . Diese „ Sorten von Huanuco " kamen etwa 1785 zuerst iu deu Handel uud Unternehmer aus Biscaya verdienten daran große Summen ; aber gewissenlose Spekulanten ließen sich schon damals Verfälschungen zu Schulden kommen , indem sie die ächten Rinden
aus der Gegend von Huanuco mit anderen geringeren vermischten , z . B . mit solchen aus Bolivia . Die großen Grundbesitzer theilten die Cascarillaforsten in Schläge , welche abgetrieben wurden . Pöppig klagte , vor nun dreißig Jahren , über das „ Raubgewerbe " . Bei einiger Vorsicht , meint er , würden die verschiedenen Chinchona - bäume nie ausgerottet werden , wie Manche , aus Uubekauutschaft mit ihren Eigenthümlichkeiten , wohl fürchteten . Man habe blos die Vorsicht zu beobachten , den Stamm möglichst nahe au der Wurzel abzuhauen ; dann könne man des Nachwuchses sicher seiu . Um Cuchero , iu einer milden Gegend , kann man die jnngen Stämme schon nach sechs Jahren fällen ; in kälteren Gegenden , in der der Puna benachbarten Region der Cejawälder , wo eine sehr wirksame Rinde wächst , sind zwanzig Jahre erforderlich .
Kleine II
Burton und Dn Chaillu . Konsul Bnrton ist ans Fernando Po ans einige Zeit nach Europa zurückgekommen und erhebt seine Stimme in der vielbesprochenen Gorillasache iu der Times vom 23 . December . In manchen Dingen , sagt er , bin ich mit Du Chaillu nicht einverstanden , aber es läßt sich noch darüber streiten , ob das Recht auf meiner oder seiner Seite sei . Ich will nur Folgendes bemerken . Ich verweilte drei Wochen in der Gegend am Gabun , ging während dieser Zeit bis zum Kap Lopez und er - forschte den südöstlichen Arm des Stromes weiter aufwärts als irgend ein Reisender vor mir gethau Nun muß ich eingestehen , daß ich seitdem eine höhere Meinung von Du Chaillu bekam , als ich bis dahin gehabt . Die Mpongne ( Eingeborene ) nennen ihn Mpolo , d . h . den dicken Manu , uud rühmen ihn als einen aus - gezeichneten Jäger . Kein Mensch , ein neidischer Europäer etwa ausgenommen , zweifelt daran , daß er Gorillas geschossen habe . Das will doch etwas sagen , denn wir drei Engländer : Levison , Winwood Reade nnd meine Wenigkeit , wir haben keine ge - schössen . —
Ein Ersatzmittel für die Chinarinde . An einer andern Stelle haben wir erzählt , wie große Mühe man sich gegeben hat , die Chinchona - Pslanze ans Peru nach Indien zu verpflanzen . Jetzt lesen wir , daß gerade in diesem letztem Laude ein mittel bekannt geworden sei . Die Pariser Akklimatisations - Gesell - schast hat nämlich einen Kasten mit Samen von Caesalpina Bon - ducella aus Indien erhalten ; in dem Begleitschreiben sagt Dr . Hager , daß diese Pflanze als ein Specificum gegen iutermittirende Fieber betrachtet werde . In Bengalen nennt man sie Natha ; sie ist eine kleine kriechende Pflanze , bildet eine Nuß mit sehr bitterm Kern und dieser besitze die Eigenschaften der Chiuchouariude ( China , Ouiuiu , Cascarilla ) iu sehr hohem Grade . Nur habe sie außerdem noch die gute Eigenschaft , daß sie öffnend wirke , und das ist für tropische Gegenden , wo die Leber so stark afficirt wird , ein großer Vorzug . Man zerquetscht eine Nuß , setzt drei oder vier Pfefferkörner hinzu uud nimmt davon täglich vier bis fünf Mal mitScheretta - Thee ( einem Aufguß von Gentiana cherayita ) , und dieses Mittel hat sich , wie der Bericht meldet , so wirksam er - wiesen , daß die europäischen Aerzte in Indien wahrscheinlich bald die Chinarinde ganz bei Seite lassen werden . Scheretta ist eine Art Gentiane , welche auf deu Bergen am Ganges wächst und auf allen Bazaren Bengalens verkauft wird . Ihre fiebervertreibende Kraft ist weit stärker als jene unserer europäischen Gentiana lutea . Von deu indischen Aerzten wird sie auch als stärkendes Mittel an - gewandt , und als Pulver , vermischt mit Gewürzen , in Kastoröl gegeben ; äußerlich wendet man sie gegen Wasserbruch au ; auf Ämboia innerlich gegen die Würmer , die Wurzel gegen Magen - schwäche . In Aegypten werden die Nüsse als Ämnlete am Halse getragen . Diese Nüsse werden von den Meeresströmungen weithin getragen , z . B . an die Küsten von Schottland , wo man sie als Molnkka - Boh nen bezeichnet . Man meint , daß die Pflanze in Algerien uud Südsraukreich gedeihen könne .
Neue Gespinnst - Pflanzen . Diese fangen an eine große Rolle in der deutschen Industrie zu spielen . DitRhea oder das chine - sische Gras tu ch aus Ostindien ist verwendbar für die Papier - fabrikation und zu Tauwerk . Für die europäische Seilerei dürfte auch die Faser der Bananen von Bedeutung werden . Die größte Beachtung verdient die brasilianische Seiden - Baumwolle ; !
ch r i ch t e n .
dieselbe wird aus dem Flaum der Sameukuospeu verschiedener Bäume und Sträucher gewonnen ; sie ist zuweilen gelblich , sieht der Baumwolle sehr ähnlich nnd ist für die Papierfabrikation , dann für Schießbaumwolle jedenfalls ganz geeignet , obfchou zum spinnen manchmal zu spröde . Die Tropenländer bringen eine nnermeßliche Menge von dieser Seideubanmwolle hervor .
Eine amerikanische Pflanze , die Agave american a ( Aloi> ) , liefert ein ausgezeichnetes Surrogat für Roßhaar und Schweins - borsten und kommt in der Bürstenfabrikation und bei der Polsterung von Möbeln immer mehr in Aufnahme . Zum BeHufe der iu - dustriellen Verwerthung dieses neuen Rohstoffes hat sich iu England eine Aktien - Gesellschaft gebildet . Seit fünf oder sechs Jahren verwenden die englischen Hutmacher und Papierfabrikanten ein spanisches Binsengras , Esparta oder Alfa genannt ; es wird massenhaft ans Spanien eingeführt . Die Franzosen haben eben - falls ein aus dem Pflanzenreiche gewonnenes „ Roßhaar " , sie nennen es „ crin vegetal " und bereiten es ans dem Baste der in Algerien heimischen Chamaerops humilis . In derselben sischen Kolonie weiß man den Bast der zwei Pflanzen Alfa und Diss zu mannigfaltigen industriellen Zwecken , als Dachdeckung , Packleinwand , Säcke , Matten u . s . w . zu verwenden ; auch findet der Bast der Alfa großen Absatz in den Papiermühlen des Mutter - laudes .
Ferner verarbeiten die Franzosen den Bast einer Species von Lecythis zu Hülsen von Cigaretteu , In der französischen Kolonie Reunion werden jährlich nicht weniger als 3 , 000 , 000 Zucker - und Kaffeesäcke ans den Blättern einer Species des Schrauben - bäum es verfertigt ; die alten Säcke wandern in Frankreich nach der Papiermühle .
Die englischen Papierfabrikanten importireu ein ähnliches Material , nämlich die Zuckersäcke ans Manila . DieNeapo - litaner fangen an , aus den Fasern einerPflanze ( Coronille emerus ) gute Zwirne und Tuche herzustellen ; sie haben ferner gelernt , ans den Zweigen der Weide ein wunderbar schönes Geflecht zu verfertigen , welches dem feinsten Strohgeflecht ähnlich sieht . Die Spanier brachten in London einen sogenannten Palmenhanf zur Ausstellung , der aus der Gegend vou Karthageua uud Al - meria vou dem dort vorkommenden Palmenbaume gewonnen wird .
Besonders reich an Surrogaten für Baumwolle , Flachs und Hanf ist Ostindien . Doch sind dieselben für jetzt von unter - geordneter Bedeutung , da es hauptsächlich darauf ankommt , die Produktion der echten Baumwolle dort iu Aufschwung zu bringen . Man schätzt die gegenwärtige Baumwollernte Ostindiens ans jährliche 3000 Millionen Pfund , wovon jedoch ein großer Theil im Jnlande selbst verarbeitet wird . Die Flocke ist gröber und kürzer als die amerikanische und würde eine sehr verbesserte arbeitungsmethode erheischen , wenn sie die amerikanische ersetzen soll . Die Engländer sind bereits energisch ans Werk gegangen , um den Rohstoff , ohne welche ihre Industrie nicht leben kann , auf eigenem Boden zu erzielen . „ König Baumwolle " bleibt allge - waltig , wie er war ; aber er soll fortan nicht mehr als Geißel für politisches Wohlverhalten in den Händen der Uankees sich be - finden , sondern sein Domicil an den Usern des Jnduö und Ganges aufschlagen . Die Eröffnung des Suezkanals würde die Baum - woll - Sendungen aus Ostindien sehr beschleunigen , aber nicht wohlfeiler macheu . ^
Oesterreich besitzt keine von den bisher erwähnten Surrogat -