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Kleine Nachrichten .
Wald . Nachdem sie das welke Gras an mehreren Stellen zugleich angezündet haben , verbreitet sich das von dem regelmäßig wehen - den Luftzug angefachte Feuer mit großer Schnelligkeit , dringt mit ungeheuerm 'Geprassel durch das unter den Bäumen befindliche dichte Gras und dürre Laubwerk uud die Flammen schlagen hoch empor bis zu den Gipfeln . Ladislaus Magyar , der bei solchen Jagden häufig zugegen war , entwirft folgende Schilderung : Die Jäger hatten vorher den ganzen Raum durch eine ununterbrochene Kette eingeschlossen , um dann das aufgeschreckte und vor dem Feuermeer nach allen Seiten hin fliehende Wild auf leichte Weise niederzuschießen . Bei solchen Gelegenheiten werden wilde Thiere sehr verschiedener Art zu Hunderten geschossen und ein Naturforscher könnte eine interessante zoologische Sammlung erhalten . ^ Aber die Jagd ist nicht etwa ohne Gefahr , denn in dem eingeschlossenen weiten Kreise , der manchmal einen Durchmesser vou einer deutschen Meile hat , befinden sich gewöhnlich auch wüthende Ranbthiere in großer Anzahl . Diese Pflegen , einerseits von den heftig wüthenden Flammen bedroht , andererseits durch deu Kuall der Gewehre er - schreckt , sich in blinder Wnth auf die im Kreise vordringenden Jäger zu stürzen und besonders die Löwen , Leoparden und Unzen verkaufen manchmal ihr Leben sehr thener . Manche Jäger fallen ihnen zum Opfer , obwohl die sehr gewandten Schwarzen ins - gemein mit vielem Geschick auszuweichen verstehen . Sie jagen übrigens das Wild uoch auf andere Weise . Die Wakougo , d . h . Jagdmeister , errichten , vou einem Fluß oder Bach ansaugend , in gerader Linie einen etwa klafterhohen Zaun , der oft eiue Meile lang ist . Innerhalb desselben sind in regelmäßigen Abständen enge Oeffuuugen mit Fallen augebracht . Au einem gerade stehenden Baume wird nämlich in geneigter Richtung ein großes , schweres Stück Holz angelehnt und vermittelst eines hölzernen Zapfens be - festigt ; au diesem letztern ist eine dünne Leine angebracht , welche in der Quere über die Oessnung des Zaunes gezogen wird . Ein Thier , welches durch diese Oessnung geht , muß nothwendig die Leine berühren uud anziehen ; dadurch wird der hölzerne Zapfen herausgezogen und der schwere Klotz fällt sogleich auf daö sich durch - zwängende Thier uud schlägt dasselbe todt . Damit auch größere Thiere , z . B . der Pakafsa ( Büffel ) , Zebra und dergleichen mehr in diesen Fallen ( Olibi ) ihren Untergang finden , befestigt man am untern Ende der Fallhölzer kurze und scharfe Speerspitzen von Eisen und macht etwas größere Oeffnnngen . Außerdem legt man unter diese Olibi noch Fallgruben an , deren Boden mit nach oben gekehrten eisernen Spießen versehen ist . Die Grube wird mit einer dünnen Lage vou Gras uud Zweigen überdeckt , welche sofort nach - giebt , wenn ein Thier daraus tritt . Derartige Fallgruben uud Fallhölzer kommen auch bei weiter südlich wohnenden Völkern Afrikas vor und sind vonAndersson und von Livingstone ausführlich beschrieben worden .
Ein Patriarch in Südafrika . Die Gegend im Norden der Kapregion , welche von den holländischen Bauern in Besitz genom - men worden ist , zeichnet sich , gleich Natal und Britisch Kafraria , durch eiu sehr gesundes Klima aus . Die Leute werden dort hoch - bejahrt und befinden sich wohl . Am Neujahrstage 1862 erhielt der Ansiedler Pieter Rouffow iu Tooverfonteiu , Distrikt Murkays - bürg , auf seinem Ackerhof einen eigenthümlichen Besuch . Um den Patriarchen zu beglückwünschen , fanden sich ein und sechszig Kinder , Enkel und Urenkel ein . Diese re - spectable Anzahl bildete aber kaum eiu Drittel der Familie , denn mehr als dreihundert Augehörige derselben fehlten . Ein - hundert fünf und sechszig derselben wohnen in den genannteil Be - zirken , und alle sind wohlhabende Leute . Der Altvater nahm sich ein Weib , als er achtzehn Jahre alt war ; jetzt zählt er erst sieben uud achtzig , ist dabei vollkommen rüstig , guter Laune , geht regel - mäßig zur Kirche und weder seine geistige Regsamkeit , noch seine Gedächtuißkraft läßt das Mindeste zu wünschen übrig .
Volksmenge in Algerien . Die jüngste Zählung hat folgende Ergebnisse geliefert . Europäische und cingeborue Bevölkerung in deu unter bürgerlicher Verwaltung stehenden Gebieten 592 , 745 Seelen ; in denen unter Militärverwaltung 2 , 406 , 379 , zusammen 2 , 999 , 124 . Die Zahl der europäischen Kolonisten , die wir übri - geus uicht augegeben finden , ist uoch immer sehr gering . Die GesaMmtziffer der Europäer erreicht sicherlich noch nicht 200 , 000 , uud von diesen beschäftigt sich nur eiue sehr geringe Zahl mit dem Ackerbau . Wir wollen hier beiläufig erwähnen , daß Bevoll - mächtigte aus Manchester iu Orau angekommen sind , um deu Au - bau der Baumwolle in der Ebene von Macta aufzumuntern . Freilich muß diese vorerst trocken gelegt werden ; die Engländer wollen aber die beträchtlichen Ausgaben dafür nicht scheuen .
Afrikanische Thiere nach Australien übergesiedelt . Wir
haben mehrfach darauf hingewiesen , wie eifrig man bemüht ist , nützliche oder anmuthige Thiere einer Region nach einer andern zu verpflanzen uud einzugewöhnen . Dieser Austausch nimmt einen immer größern Umfang an . Australien , das ursprünglich nur eine sehr wenig entwickelte , einseitige Fauna besitzt , zeigt sich in dieser Beziehung am regsamsten . Wir sagten in unserer vorigen Nummer , wie gut der Versuch mit dem Alpaca dort gelungen ist ; wir erwähnten früher , daß man anch Staare , Lerchen , Amseln und andere europäische Siugvögel mit vollem Erfolg eingebürgert hat . Auf dem guten Wege schreitet man fort . Die Regierung der australischen Kolonie Victoria hat sich an jene der südafrikanischen Kapkolouie gewandt , um Paare wilder Thiere der Kapregion zu erhalten , die sich in Australien fortpflanzen sollen . Südafrika hat bekanntlich einen ungemeinen Reichthum au Thieren . Die Anstra - lier wünschen nun die Uebersiedeluug der Eleunautilope , der Kudu - autilope , des Gnu , des Quagga , des Zebra , des sogenannten Gems - bocks , des Springbocks und anderer derartiger Bewohner der sandigen Region . Wahrscheinlich haben die Schilderungen von Rualeyu Cummiug , Andersson und Livingstone Veranlassung dazn gegeben . Daß diese Thiere , wenn sie einmal iu größerer An - zahl dort gezüchtet oder ausgesetzt worden sind , gedeihen , unterliegt wohl keinem Zweifel .
Die öden Küsten Patagoniens am Atlantischen Oceau liefern einige Ausbeute für den Handelsverkehr . Dem Gestade entlang liegen viele kleiue vulkanische Juseln , die theilweise mit Guano bedeckt sind . Dieser Dünger ist zwar bei weitem uicht so gut und rein , wie jener von den peruanischen Chincha - Eilanden , doch verlohnt es sich der Mühe ihn abzugraben , und Engländer wie Nordamerikaner haben schon manche Ladung von der Tova - Jnsel , von den Löwen - uud von den Pinguin - Eilanden geholt . Diese letzteren sind jetzt erschöpft . — Manche Schiffe besuchen den Strand Patagoniens , um Fett - gäuse zu jagen . Der Pinguin , Aptenodytes patagonica , hat keine Schwungfedern an den mit schuppenartigen kleinen Federn besetzten Flügeln ; seine kurzen Füße stehen ganz hinten , er hat deshalb beim Gang eine ganz aufrechte Stellung uud feine Höhe beträgt bis zu drei Fuß . Er wird ungemein fett uud der Thrau , welchen man von ihm gewinnt , wird bei der Lederbereitung be - nutzt . Vom September bis März lebt diese Fettgans ans der <see ; dann kommt sie an's Land , um zu brüten . Diese Zeit warten die Jäger ab ; sie ziehen einen Kreis um die Pinguine , drängen dieselben immer dichter znsammeu nnd schlagen dann alle mit Knütteln todt . Gleich nachher zieht man ihnen die Haut ab , zer - schneidet jede in sechs bis acht Stücke , packt diese in Säcke und bringt sie nach dem Lagerplatze , wo sie ausgekocht und dann noch einmal gepreßt werden . Noch besser als dieser Thran ist jener , der von dem Fette des übrigen Leibes gewonnen wird . Der Rück - stand , welcher nach dem Pressen übrig bleibt ( die sogenannten Cressons ) , wird zum Heizen der Kessel benutzt , und so muß der Pinguin Jich selber auskochen . Außerdem beschäftigen sich die Pinguinjäger anch mit dem Robbeuschlag . Die au den Küsten umherschweifenden patagonifchen Horden sind nngefährlich , weil sie noch keine Feilerwaffen haben . Sie tauschen von den Schiffern allerlei Lebensmittel ein , besonders Schiffszwieback , Mehl , Tabak , Zucker nnd Branntwein , und geben dafür Straußen - und Gnanaco - feite , denn diese find das Einzige , was sie zn bieten haben .
Die Insel Candia . Das alte Kreta , oder wie die Türken sagen Kirid , ist jüngst vom englischen Seemann Spratt besncht worden , welcher im Journal de Constantinople allerlei irrthümliche Ansichten berichtigt . Er weist uach , daß die Volksmenge nicht , wie mau annahm , 300 , 000 Seelen betrage , sondern höchstens 200 , 000 . Davon sind etwa 70 , 000 sogenannte Türken , nämlich Mohamme - daner . Die Landbevölkerung besteht durchgängig aus Christen , nur in den allersrnchtbarsten Gegenden wohnen nnter denselben anch Mohammedaner . Diese sind fast alle Eingeborene der Insel , stammen von griechischen Renegaten ab nnd reden griechisch . Des - halb ist die Scheidung zwischen Christen nnd „ Türken " auf Caudia bei weitem nicht so schroff , als in anderen Gegenden des osmani - fchen Reiches , nnd gemischte Ehen sind sehr häufig . Die Caudioteu sind gastfrei , anch gegen Ausländer , aber im Allge - meinen arm ; sie wohnen schlecht nnd nähren sich dürftig . Die Insel hat ein für ihre Lage gemäßigtes Klima , die Mitteltempe - ratur der drei Sommermonate beträgt 26 . 6° C . ; der Winter ist mild . Alle Erzeugnisse von Mittel - uud Südeuropa gedeihen vor - trefflich , aber bei dem türkischen Druck ist kein Aufschwung möglich . Daö Hauptprodukt ist Olivenöl , das man auf der Insel selbst zur Fabrikation von Seife verwendet . Seide und Orangen werden ausgeführt .
Herausgegeben von Karl Andree in Leipzig . —'Für die Redaktion verantwortlich : Herrmann I . Meyer in Hildburghansen . Verlag des Bibliographische» Instituts in Hildburghansen . — Druck von C . Grumbach iu Leipzig .