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Dr. Karl Neukirch: Die Katschinas der Tusayanindianer.
bäuden (siehe Rehr., V. 8713 bis 8715). Ebenso mag
es in alter Zeit auch wohl kaum eine Handkammer un
mittelbar neben dem nams gegeben haben. Auch an
der Stelle solcher Handkammer scheint in alter Zeit
ausschliefslich ein besonderes Gebäude, die Klete, gedient
zu haben, welches bis heute in mannigfaltiger Aus
stattung vorhanden ist und den Namen Klete (lettisch
klets, litauisch kletis) führt. Das Wort ist nach
Bezzenberger von den Slaven, wahrscheinlich den
Russen, entlehnt.
Die Katscliinas der Tusayanindianer.
(Mit einer farbigen Tafel als Sonderbeilage.)
Die auf der beifolgenden Tafel abgebildeten Schilde und
Masken werden von den Hopi oder Moki, einem Teile der
Walpi, bezw. Tusayan-, bezw. Puebloindianer im Staate
Arizona, bei der Aufführung der Katscliinas gebraucht, über
welche wir J. W. Fewkes eine genaue Monographie ver
danken 1 ). Der Ausdruck Katscbinas bedeutet bei diesen
Stämmen zunächst übernatürliche, den grofsen Gottheiten
untergeordnete Wesen, welche durch maskierte Menschen
(männlich Katscbinas, weiblich Katschinamanas) oder durch
aus Holz geschnitzte Bildnisse und Puppen dargestellt
werden. Sodann bedeutet das Wort auch die Tänze, welche
von diesen maskierten Darstellern zu Ehren der gleichnamigen
Gottheiten aufgeführt werden. Neben den Katschinas bilden
eine andere grofse Gruppe von religiösen Gebräuchen und
Festlichkeiten bei den Tusayanindianern die Neuntagsfeste.
Entsprechend der Verteilung der Feldarbeit auf das Jahr
finden im Winter (Ende August bis März) länger dauernde
und aus verwickelteren Ceremonieen zusammengesetzte Fest
lichkeiten als im Sommer statt, wo der Zeitmangel kürzere
und einfachere Feste verlangt. Die einzelnen Jahre zeigen
eine ziemlich auffallende Wiederkehr der Feste, sowohl nach
ihrer Reihenfolge, wie nach ihrem Charakter.
Die Neuntagsfeste haben gewöhnlich eine wirkliche
Festdauer von neun Tagen und Nächten. Dieselben werden
unterschiedlich von den Katschinas und ohne maskierte
Katschinas und ohne Mitwirken der Tschaku’-wympkiyas
oder clowns (auch mudheads = Lehmköpfe, gluttons = Viel-
frafse genannt) abgehalteu. Gebete um Regen und ein Wett
rennen am Morgen des achten oder neunten Tages sind
charakteristisch für dieselben.
Bei den Katschinas treten maskierte Katschinas auf;
auch nehmen die Tschaku’-wympkiyas (Hanswürste) an den
selben Teil. Der Körper der Katschinas ist während des be
treffenden Festes nur von einem grünen oder weifsen, mit
Regenbogensymbolen bestickten Röckchen bekleidet, welches
durch eine Schnur gehalten wird, von der hinten ein Fuchs
pelz herabhängt. Rasseln aus Schildkrötenschalen und
Schafs- oder Antilopenhufe sind an einem Beine hinter dem
Knie befestigt. Gewöhnlich werden auch Schlangen getragen.
Am Gürtel befinden sich Fichtenzweige und in einer Hand
wird eine Rassel gehalten, welche aus einer mit Steinen
gefüllten, an kurzer, hölzerner Handhabe befestigten Kürbis
schale besteht. Die eng an den Kopf anschliefsende Maske
(kü'itü) ist meistens aus Leder gefertigt und besitzt die Form
eines Helmes, welcher auf den Schultern ruht. Sie wird zu
jedem Feste mit den ziemlich unveränderlichen Symbolen
des darzustellenden Katschina von neuem bemalt; sie mufs
mit der linken Hand aufgesetzt und abgenommen werden.
Die Katschinas zerfallen in die grofsen Katschinas, bei
denen Altäre erbaut werden, und in die kleinen Katschinas,
bei denen Altäre im allgemeinen fehlen.
Das erste Fest in der Reihe der grofsen Katschinas ist
das Soyäluiia-Fest, das von Fewkes zuerst beschrieben
wurde. Es ist eine Feier der Krieger zu Ehren des zurück
kehrenden Kriegsgottes, des höchsten unter den Göttern.
Charakteristisch hierfür ist besonders das nächtliche Absingen
von Liedern durch die Krieger. Der Beginn des Festes war
im Jahre 1891 am 22 . Dezember. Am ersten Tage beschenkten
sich die Männer unter Beobachtung eeremonieller Bewe
gungen gegenseitig mit einer Feder, welche an einer Schnur
befestigt war. Diese Gabe wurde dem anderen mit dem
*) Fewkes, J. W., The group of Tusayan ceremonials called
Katcinas. (XV. Annual report of the Bureau of Ethnology 1893/94.
Washington 1897.) Hervorgegangen aus den Studien F.’s als Mitglied
der Hemenway- Expedition in den Jahren 1890 bis 1894. Die vor
kommenden Namen sind möglichst in deutscher Lautschrift wieder
gegeben.
Wunsche eingehändigt: „Erfüllen Dir morgen alle Katschinas
Deine Wünsche!“ Die Federn wurden dann zunächst in den
Haaren befestigt. Beim Einbrechen der Nacht versah sich
jeder mit einer etwa einen Meter langen Weidenrute, befestigte
daran die erhaltenen Federn und Schnüre und steckte die
also geschmückte Rute in die Dachsparren der Häuptlings-
hütte (möiikiva). Gefeiert wurde in allen Hütten (kivas), die
Hauptfestlichkeiten spielten sich jedoch in der „möiikiva“
ab. Die Obersten
der verschiedenen
Gesellschaften un
terschieden sich
durch den Kopf
putz und die bild
lichen Darstellun
gen auf dem Schilde
von einander. Der
Oberste der Gesell
schaft der Tätau-
kyamü trug einen
Kopfputz mit
Regenwolken-Sym-
bolen und einen
Schild, auf wel
chem die Sonne
dargestellt war.
(Fig. 1 der Tafel.)
Der Anführer einer Big- 2. Schild mit Sternsymbol,
zweiten Gesell
schaft trug einen Schild mit einem darauf gemalten Sterne.
(Fig. 2 im Texte.) Der einer dritten hatte einen Schild
mit einer Antilopenabbildung. Auf dem Schilde des Ober
hauptes der Gesellschaft der Aawympkiya war ein unbe
kannter Katschina dargestellt. (Fig. 3.) Der Führer der
Kwakwantu trug in der Hand das aus dem hölzernen Stiele
der Aloe (Kwan) geschnitzte Bildnis der Grofsen Schlange
(palülükonuh), während auf seinem Schilde ein Kwakwantü
in voller Ausrüstung abgebildet war. Als alle in der „mon-
kiva“ versammelt waren, wurden unter Gesängen Tänze
und Angriffs-, bezw. Verteidigungspantomimen aufgeführt.
Dann folgte ein Flötensolo, während dessen der Lukeneingang
bewacht wurde, wobei eine weidengeflochtene, mit nach
geahmten Bergschafhörnern geschmückte Kappe zur Ver
wendung kam. (S. Fig. 4.) Hierauf fand ein komplizierter
Grofser Schlangengötzendienst statt. Darauf wechselten
wieder Gesänge und wilde Tänze mit Scheinangriffen auf die
Sonnenschilde mit rasenden Einzeltänzen. Das Ganze ist
nach Fewkes Ansicht wohl
eine dramatisierende Dar
stellung der Sage von dem
Kampfe der Sonne ge
gen feindliche Gott
heiten und Mächte. Die
Grofse Schlange und die an
deren feindlichen Gewalten,
welche in der Pantomime
dargestellt werden, sucht
man durch Opfer zu be
schwichtigen oder deutet
ihr Unterliegen, bezw. ihre er
hoffte Nachgiebigkeit durch
Scheinangriffe und Siege an.
Das kompli
zierteste Kat
schinafest ist
das Powamü.
Seine Dauer
war im Jahre
1893 vom
20. Januar bis
zum 7. Fe
bruar. Es ist
das Erneue
rungs- oder Fig. 8 . Maske, benutzt beim Pawik-
Reinigungs- katschina.
fest. Eine
grofse Rolle spielen die Natäschkas (oder monsters, Mifs-
gestalten, Ungeheuer) dabei, von denen wir eine eigenai-tige
Maske wiedergeben. (S. Fig. 5.) Da die Festlichkeiten zu
verwickelt sind, können wir eine Übersicht in Kürze nicht
geben; wir führen daher nur einige interessante Gebräuche
ohne Zusammenhang an.
In geweibten Sand werden Pflanzensamen gelegt und
durch übermäfsige Erhitzung der Kivas zum schnellen
Sprofsen gebracht. Aufser den auch sonst geübten Gebeten,
Gesängen, Opferspendungen mit Mehl und Rauchversamm-