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Aus allen Erdteilen.
Bis zu 500 m reicht an dem Berge die tropische Vegetation mit
Ficus, Pandanus, Palmen und Ananas. Von hier bis 1800 m
dehnt sich subtropischer immergrüner Laubwald aus, in dem
Kampherbäume von 50 m Höhe grofse Bestände bilden. Von
1800 m an beginnt die Nadelwaldregion, zunächst mit Krypto-
merien und Chamäcyparis, dann von 2100 bis 2600 m mit Fichten
(Picea Glehni), von 2600 bis 3000 m mit Tsuga diversifolia
und von da bis zur Spitze mit Tanneu (Abies Mariesii) und
Juniperus. Der Berg ist aufserordentlich wasserreich und
grofse Flüsse strömen von ihm‘herab.
— Entwässerungs- und Bewässerungsanlagen in
Mexiko. Das Thal, in dem Mexiko liegt, ist von allen
Seiten von hohen Bergketten eingeschlossen, die mit Cedern
und Fichten bedeckt sind. Trotz seiner hohen Lage von
mehr als 2000 m über dem Meere ist der Boden aufser
ordentlich fruchtbar. Dennoch galt Mexiko bisher als eine
der ungesundesten Städte der Welt, mit einer Sterblichkeits
ziffer von 40 auf 1000. Der Grund dafür war die mangel
hafte Kanalisation in dem gegen 6000 qkm umfassenden
Thale, aus dem nur zwei bis drei hohe Pässe hinausführten.
Das Thal bildete in früheren Zeiten einen grofsen See, der
infolge von Erdbeben und anderen Ursachen allmählich
zurückging und von dem sechs kleinere Seen übrig geblieben
sind, die von den umgebenden Bergen Zuflüsse erhalten, die
im Winter oft so stark sind, dafs sie ihre Umgebung unter
Wasser setzen. Um die Stadt selbst vor Überflutungen zu
schützen, wurde dieselbe schon zu Zeiten von Cortez mit
Dämmen umgeben; dennoch ist sie oft von Hochwasser
heimgesucht worden.
Schon im 17. Jahrhundert wurde, um dem Wasser Abzug
zu verschaffen, ein Kanal von 16 km und ein ebenso langer
Tunnel durch die Berge gebaut, aber durch Erdbeben wurde
der Tunnel wieder verschüttet. Erst 1789 wurde er von den
Spaniern wieder eröffnet, aber nicht als Tunnel, sondern
als offener Kanal. Derselbe ist etwa 90 m breit und 60 m
tief und gleicht einer natürlichen Schlucht. Jetzt fährt auch
die mexikanische Centralbahn durch dieselbe hindurch.
Wenn auch die Flutwässer durch diesen Durchstich Ab-
flufs fanden, die Kanalisation der Stadt wurde dadurch wenig
beeinflufst, und erst im Jahre 1885 wurde das Werk in
Angriff genommen, wodurch Mexiko wirklich kanalisiert
wurde. Von der Stadt führt ein neuer, 35 km langer Kanal
durch die Berge und durchfliefst diese in einem 10 km langen
und 4,5 m im Durchmesser haltenden Tunnel, der gröfsten-
teils in Sandstein liegt. Er bringt das Flut- und Kanal
wasser nach dem Thale von Tequixquiac. (Nature, 21. Ok
tober 1897.)
— Hans Bungers lieferte (Diss. Leipzig, 1896) Beiträge
zur mittelalterlichen Topographie, Rechtsgeschichte
und Socialstatistik der Stadt Köln. Interessant ist die
Reihe von 112 verschiedenen Zweigen menschlicher Thätig-
keit, deren Existenz sich für das Köln des 12. Jahrhunderts
nachweisen läfst. Freilich wies Frankfurt a. M. höhere
Zahlen auf; dort sind 1387 an 150, 1440 sogar 191 ver
schiedene Berufszweige vorhanden, die sich aus der Liste der
Doppelberufe noch um 6 vermehren. Zwischen 1311 und
1500 lassen sich aus den Bürgerbüchern allein 283 Berufs
arten feststellen, ohne dafs die Ermittelungen auf Vollständig
keit Anspruch erheben können. Gegen Frankfurt ist in Köln
ungemein dürftig z. B. die Zahl der Einzelberufe für die
Metallverarbeitung, für die Textilindustrie, für Bekleidung
und Reinigung. Was die Rangordnung der einzelnen Berufs
klassen anlangt, die wir erhalten, wenn man die ermittelten
Personenzahlen als Mafsstab benutzt, so werden wir es natür
lich finden, dafs Handel, Verkehr und Gastwirtschaft im
verkehrsreichen Köln die erste Stelle einnehmen. Dafs aber
die gerade in Köln hoch entwickelte Textilindustrie erst an
der achten Stelle auftritt, mufs Vuffallen; hier kann wohl eine
grofse Lückenhaftigkeit der Ausgaben angenommen werden.
— Die Bezeichnung der Flufsufer bei Griechen
und Römern behandelt Heinr. Stürenburg (Festschrift der
44. Vers, deutsch. Philol. u. Schulmänner 1897). Bei griechi
schen und römischen Schriftstellern findet sich die Flufsufer-
bezeichnung nach der rechten und linken Hand nur ganz
vereinzelt und an den Stellen, an denen sie eintritt, ist in der
Regel eine besondere Erklärung dafür vorhanden, also nicht
wie jetzt bei uns als eine voraussetzungslose anzuerkennen.
Dafs wir uns hüten müssen, die uns jetzt in Fleisch und Blut
übergegangene Gewohnheit, einen Flufs immer von der Quelle
zur Mündung zu betrachten, als die einzig denkbare anzu
nehmen, lehren uns auch Stellen alter Schriftsteller, in denen
die Ufer tlialaufwärts mit rechts und links bezeichnet sind.
Sogar Ptolemäus, der im übrigen den geographischen Sprach
gebrauch unter den Alten am exaktesten ausgebildet hat,
betrachtet die Flüsse häufig von der Mündung aufwärts. Die
Stellen, in denen Flufsufer thalabwärts nach der Hand
bezeichnet worden, haben fast sämtlich das gemeinsam, dafs
der Flufs, meistens zum Zwecke der Beschreibung, in seinem
Laufe verfolgt wird. Die Betrachtung der Uferbezeichnungen
bei den Alten ist lehrreich, da sie in einem engen Bereiche
die Haupteigentümlichkeiten der geographischen Darstellungs
art der Alten aufweist; nämlich um die wichtigsten Gesichts
punkte an die Spitze zu stellen, einmal eine nur allzu häufige
Unzulänglichkeit der Ortsbezeichnung durch Verzicht auf
Genauigkeit der Angabe, zweitens die Verwendung von nur
relativ, d. h. vom Standpunkte der Schreibenden aus ver
ständlichen Bezeichnungen, und endlich die Herausbildung
einer untrüglichen Bestimmungsweise bei einigen Schrift
stellern von klarerem geographischem Anschauungsvermögen.
Philologen wie Geographen werden die Arbeit mit Vergnügen
und Nutzen lesen; weiteres Eingehen verbietet der Raum.
— Bei der Ankunft am Sankuru (Kongostaat) erfuhr
Dr. Hin de, der Arzt bei der Expedition Dhanis gegen die
Araber, dafs die Eingeborenen von Lusambo schon drei Tage
vorher wufsten, dafs der Dampfer ankommen würde. Es
war ihnen dies durch Trommelsignale, wie sie überall in
Afrika üblich sind, mitgeteilt worden. Jeder Stamm hat
nun zwar seinen Specialkodex von Trommelsignalzeichen,
doch scheint ein Kodex von allen Stämmen verstanden zu
werden. — Auch die Belgier benutzten dies Mittel,
um sich mit ihren Verbündeten mehrere Meilen in der
Runde bei Tag und Nacht zu verständigen, den Feinden
Beleidigungen hinzutelegraphieren und pikante Erwiderungen
darauf in Empfang zu nehmen.
— Durch die Arbeiten von Forbes, d’Orbigny und Stoliczka
war es seit lange bekannt, dafs in dem Distrikt Pondi-
cherry der Halbinsel Vorderindien cretaceische Felsen
mit einer eigenartigen Fauna Vorkommen, doch war
der genaue Horizont derselben unsicher geblieben. Dr. F.
Kofsmatt hat nun auf Grund der neueren Kenntnis der
Lebensformen in den cretaceischen Schichten Klarheit in
diese Unsicherheit gebracht. Er teilt sie in drei Abteilungen,
von denen die beiden unteren zum oberen Senon gehören,
wähx-end die obere der dänischen Formation zuzurechnen ist.
Wie Dr. Kofsmatt weiter berichtet (Records Geol. Survey
India XXX, 2. May 1897), finden sich ähnliche Schichten in
Natal, Madagaskar, Assam, Borneo, Yesso, Vancouver und
Quiriquina Island (Chili). Die Ähnlichkeit der Fauna dieser
Schichten zeigt, dafs der Stille Ocean zur Kreidezeit eine
gut begrenzte Provinz bildete, die durch eine Barriere von
dem Mittelmeerocean getrennt war, welcher sich über Europa
und Centralasien erstreckte. Irgendwo im atlantischen
Gebiet war diese Barriere aber unvollständig, und es fand
eine Wanderung von pacifischen Formen in den Mittelmeer
ocean statt; auch umgekehrt, doch in geringerem Mafse, war
dies der Fall. Auf Grund eines genauen Studiums dieser
Formen gelangt Dr. Kofsmatt zu folgenden Schlüssen: 1. Die
Zeit, welche für Verbreitung einer Art erforderlich war, war
unbedeutend im Verhältnis zu der Zeit, die für einen mefs-
baren Betrag an Bodensatz (Sedimentation) nötig war;
liomotax ist also in diesem Falle gleichbedeutend mit gleich
zeitig. 2. Als die Ammoniten sich verbreiteten, unterlagen
sie bestimmten specifischen Veränderungen. Ihre weite Ver
breitung in fossilem Zustande kann also nicht als das
Ergebnis der Verbreitung ihrer abgestorbenen Schalen durch
Strömungen aufgefafst werden, wie Dr. Walther es auffafst.
3. Die Ammoniten scheinen eine gröfsere Fähigkeit zur
Teilung in Klassen besessen zu haben, als andere Gruppen.
4. Das Auftreten einer neuen Fauna fällt in einigen Fällen
überall mit einer Überlagerung zusammen, die eine Aus
breitung des Oceans über die Oberfläche des Landes anzeigt.
(Nature, 9. September 1897.)
— Auch in Chaldäa scheint der Bronzezeit eine
Kupferzeit voraufgegangen zu sein. Wie M. Berthelot
mitteilt (L’Anthropologie 1897, p. 472), enthielten mehrere
Gegenstände, deren Alter auf mehr als 4000 Jahre vor
unserer Zeitrechnung hinaufreicht, als Lanzenspitzen, Hohl-
celte (herminette à douille), Äxte u. s. w., die bei Tello in
Chaldäa gefunden und von Heuzey untersucht worden sind,
keine Spur von Zinn, Blei, Zink, Arsenik oder Antimon,
sondern erwiesen sich als reines Kupfer. Es dürften diese
Funde wohl geeignet sein, neues Licht auf das Problem des
Ursprungs der Metallindustrie in der Geschichte der Mensch
heit zu werfen.
Verant, wortl. Redakteur: Dr. R. And ree, Braunschweig, Fallersleberthor-Promenade 13.— Druck: Friedr. Vieweg u. Sohn, Braunschweig.