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Volltext: Globus, 72.1897

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v. Grünau: Ein Ritt queUdurc'h Korea. 
Kratzen an Kopf und Schenkelbein“. (Frei nach Ubland.) 
Alles wälzt sich in unruhigem Schlafe und besonders an 
mir hatten die freundlichen Tierchen grofsen Gefallen. 
Am folgenden Tage ging es weiter südwärts längs der 
Küste auf einem leidlichen Fufspfade. Landschaftlich 
reizend, die ganze RivieraL Der herrliche Sonnenschein, 
das blaue Meer, die Berge über und über mit blühenden 
Azaleen bedeckt, die wie Nester an Felsen und engen 
Schluchten klebenden kleinen Hirten- und Fischerdörfer, 
es war alles malerisch. Abends kam ich nach Tongch’ön. 
Der Ort ist auf der Karte etwa 4 bis 5 km vom Meere 
entfernt gezeichnet, doch liegt er dicht daran. Ich 
wohnte bei einem Tischler, wurde sehr gastfreundlich 
aufgenommen, aber ebenso auch von den Wanzen und 
Flöhen. (Am Morgen über 20 Wanzen im Bett.) Dann 
folgte ich der Küste für einen weiteren Tag, um nicht 
den gewöhnlichen Pafs, den schon ein Europäer über 
schritten hat, zu nehmen, sondern den schwierigen süd 
lichen , der nur hier und da von Koreanern begangen 
wird. Ich hatte auch die gröfsten Schwierigkeiten. 
Felsiger Weg, die reinsten Treppen, Urwald zu beiden 
Seiten. Die Pferde mufsten oft geschoben werden. Oben 
war der Pafs so eng, dafs die beladenen Tiere nicht 
durch konnten, sondern ahgeladen werden mufsten. Dann 
traf ich Schnee, in dem wir vorwärts stampften, und 
dazu glühende Hitze. Die Gegend ist menschenleer. 
Stunden und Stunden wanderten wir, ohne einem Men 
schen zu begegnen. Gegen 1 / 2 5 Uhr kamen wir jenseits des 
Passes in einem kleinen Gebirgsdorfe an; ich hielt, um die 
Nachthier zuzubringen. Einen Europäer hatten die 
Leute noch nie gesehen. Völlig fremd waren ihnen 
auch u. a. Uhren, Lichter, Zucker, Blechgefäfse, Leder, 
europäische Stoffe u. s. w. Aber ein nettes, freundliches 
Völkchen! Ich stieg im besten Hause ab; alles wurde 
mir bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Als ich mich 
nach einem Bade im Bache in Pudjamas in meinem 
Feldstuhl streckte, da kamen die Leute alle in ihren 
weifsen Kleidern (der Koreaner trägt nur weifs), hockten 
sich um mich herum und bewunderten alles, besonders 
auch die Kochkünste meines alten chinesischen Boys. 
Als ich nun einen deutschen Walzer anfing zu pfeifen, 
da hockte sich alles noch näher um mich herum und 
bald wiegte sich die ganze Gesellschaft in den Hüften 
im Takte. Ich dachte: „0 du lieber Augustin“ ist besser 
verständlich und hatte damit das richtige getroffen. Ich 
mufste mehr denn 20 mal dasselbe wiederholen, bis 
einige der Gescheiteren es leidlich richtig nachsummen 
konnten. Es war reizend. Mitten im Lande, diese 
lieben Leute, die wie Kinder sind, keine Sorgen, keine 
Telegramme, herrliche Gegend, ein wonniges Gefühl be 
ginnender Müdigkeit, dazu ein ge 
bratenes Huhn mit Reis, eine halbe 
Flasche Mumm, es war ideal; ich 
wäre am liebsten geblieben. Ich 
setzte am folgenden Morgen meinen 
Ritt weiter westwärts längs eines 
Flusses fort, der auf keiner Karte 
verzeichnet ist. Das Thal ist von 
steilen Bergwänden eingeschlossen, 
ich konnte interessante Gestein 
beobachtungen machen. (Mit den 
Pflanzen hatte ich kein Glück, ob 
gleich ich dafür ausgerüstet war.) 
Ich verritt mich und wufste nicht 
mehr, wo ich war, immer und 
immer kam ich wieder an denselben 
Platz. Nirgends ein Mensch, den 
man fragen kann. 
Ich orientierte mich nochmals 
genau mit Kompafspeilungen, 
Wegeroute u. s. w. auf der Karte 
und schlug dann südwestliche 
Richtung ein, koste es was es 
koste, wir müssen vorwärts! Uber 
kahle Hügel geht es steil den wege 
losen Berg hinauf, ich immer vor 
aus, mein Pony am Zügel hinterher. 
Oben bergab in ein kleines Thal, 
dann wieder hinauf. Wie ich 
oben ankomme, bietet sich mir ein 
entzückender Blick. Tief unten 
ein rauschender Bach, ein breites 
Thal, in dem sich menschliche 
Wohnungen befinden. Die ein- 
schliefsenden Berge sind bewaldet 
mit stämmigen Eichen und schönen Fichten. Es war 
nach all den Mühen und Strapazen, Aufregungen und 
Entbehrungen, — wir hatten seit heute früh 5 Uhr 
noch nichts genossen — eine Befriedigung, eine solche 
Aussicht zu geniefsen. Und nun bergab. Kein Weg, 
nur Felsen und Felsen. Es war eine harte Arbeit. Bei 
einem kleinen Bauernhause machten wir Rast, um die 
Pferde zu füttern und uns selbst auszuruhen. Endlich 
finde ich einen Weg, dem ich folge, um dann die Nacht in 
einem reizenden kleinen Dorfe zuzubringen. Wie immer 
wurde ich hier als etwas Neues, nie Gesehenes betrachtet 
und so gastlich und freundlich aufgenommen, wie es 
einem Menschen nur passieren kann. Am folgenden 
Tage komme ich auf bekanntes Gebiet, auf die grofse 
Strafse nach Chang an Sä, dem berühmten Kloster, welches 
schon, mich eingerechnet , von elf Europäern besucht 
worden ist. In Korea kann man schon einen Weg von 
1 m Breite eine grofse Strafse nennen, da es keine Wagen
	        
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