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Band XVIII .
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lit besonderer HerürksirlrtiAung ller Antkropologie unä Gtlrnologie .
In
Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von
Karl Andrer .
^ep^elU^er Monatlich 4 Nummern . Halbjährlich 3 Thaler . Einzelne Nummern , soweit der Vorrath reicht , Ä 4 Sgr . 1870>
Römische Bilder .
Von Franz Koppel .
II .
Es ist ein sonniger Februartag . Wir haben uns müde gelaufen in den weitläufigen Ruinen der Caracallathermen und schlendern gemächlich auf der staubigen Straße San Gregorio dem Bogen Constantin's entgegen . Unvergeßlich bleiben die Wanderungen innerhalb der Mauern Roms . Man mag seine Schritte lenken , wohin nur immer der Eifer des Studiums oder augenblickliche Laune es fügt , überall mächtige , das Gemüth überfluthende Eindrücke . Sie liegen am Wege , wie die verwitterten Quader des antiken Pflasters ; sie hängen da und dort an einer Säule , an einem Grabmal oder über einem zerbröckelnden Mauerreste , in den Falten des ewig grünen Epheumantels , der Alles bedeckt und felbst vom Staube bedeckt wird . Ueberall , wohin die Blicke sich wenden , angeschaute Geschichte , redende Vergangenheit , für jeden denkenden Kopf , tiefernste Mahnung für das fühlende Herz , von dem Können und Wollen des großen Ganzen dem Einzelnen noch heute manches zu beherzigende Wort nahelegend . Also auch auf der Via Sau Gregorio an einem wunderschönen Februarmorgen . Die Sonne , obschon erst seit Kurzem zurückkehrende Frühjahrssonue , gießt schon ein warmes Luftbad über die Höhen und Tiefen der Stadt , droben auf der Höhe der Klostermauern von Buonaventura fallen die letzten Thautropfen aus deu Zweigen der Palmen , zu meiner Linken grünt ein Hanffeld und rechts herrscht ein Wetteifern des Gedeihens unter verschiedenen Gemüsen , die der Römer bevorzugt . Nur die Straße von Sau Gregorio ,
Globus XVIII . Nr . 7 . ( Stptcmbcr 1870 . )
auf der ich vergnügt dahinwandle , liegt in unfruchtbarem Staube begraben , und hohes Schilfrohr zu beiden Seiten schließt sie ab , wie einen Flnß .
Wie anders war es einst auf dieser Straße ! Welches Leben wogte auf ihr dahin ! Der Stolz der Legionen , die Macht der Republik , der Luxus der Kaiser und der Ueber - muth der Prätorianer zog oft auf diesem Wege ins Herz der Stadt , aus das Forum Romanum . Und neben diesem Stolz , hinter dem goldenen Wagen des Siegers , schritten gefesselt die gedemüthigten Nationen einher , von den Usern des Indus , wie von denen der Donau , des Ebro , des Nil und des Rheinstroms . Heute noch — und ich hoffe noch lange , lange Zeit später — liest der denkende Betrachter an dem Constantinsbogen ein Stück der Kaisergeschichte . Die gefesselten Barbaren auf den Reliefs sind keine Hieroglyphen , so wenig wie die gefesselten Inden , die Schätze des Salo - manischen Tempels in dem Durchgange des Titusbogeus ; es ist eine Schrift , die stehen geblieben ist , und nicht einmal der Übersetzung bedarf , sondern nur der Anschauung . Aber was lehrt sie uns ? Etwa nur Rom verehren und bewun - dern ? Gerade das Gegentheil , denke ich . Diese Triumph - bogen mit übermüthigem , verhöhnendem Bildschmuck sind nicht so eigentlich unvergängliche Ruhmeszeichen Roms , dern vielmehr noch Hinweisungen auf das schon vor den Thoren stehende und kaum noch von der entarteten Cäsaren - wirthschast zurückgehaltene Schicksal , welches mit den so oft
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