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Enshoff : Koreanische Erzählungen .
bin der Vater von Kern toung . Da sagte jener : Und ich bin der Grossvater von Kern toung . ' Da wurde der Vater unwillig : 'Wie kannst du so reden ? Verstehst du nicht , dass dich jener zum besten gehalten hat . ' — 'Wieso denn ? ' 'Ach mein Sohn , ich bin doch der Grossvater von Kern toung , einen anderen Gross - vater von Kern toung gibt es doch nicht — merkst du den Spott ? ' Da wurde der langsam Begreifende zornig , eilt auf den " Weg nach Seoul zu und schimpft : 'Ah du Schurke , du Grossvater von Kern toung in Seoul ! ' und gibt ihm noch viele Schimpfnamen .
45 . Der Räuber . — Der Diener eines Reichen traf auf dem Markte einen Räuber , der ihm alles Geld abnahm , das er bei sich trug . Jener hatte nämlich eine Pistole . Da sagte der Bediente : 'Ihrem Verlangen gemäss habe ich Ihnen nun mein Geld gegeben , gestatten Sie eine Bitte . ' — 'Was willst du ? ' 'Ich wohne in dem Orte X und bin Diener beim Herrn Y . Schiessen Sie mir . bitte , ein Loch in meinen Rock , denn mein Herr glaubt mir sonst nicht , dass ich beraubt wurde . ' 'Das kann geschehen , ' sagt der Dieb und drückt los , aber es gibt kein Loch . 'Wo ist das Loch ? ' fragt der Beraubte und merkt , dass der Räuber keine Patronen hat . Da stürzt er sich auf ihn , nimmt ihm das Geld ab und verprügelt ihn ordentlich . — [ Vgl . oben 17 , 3341 Guarna , Bellum grammaticale 1907 S . * 24 . ]
46 . Die Heilung . — Ein Mann hatte nur einen Sohn , und das Kind hatte immer Leibschmerzen . Deshalb hatte der Vater viele Sorge . Eines Tages kam ein Doktor , das Kind zu besuchen und sagte : 'Das wird gleich besser werden , lass mich nur machen ! ' Dem Vater ist es recht , und er lässt eine gute Tafel Reis herrichten . Der Doktor verlangt einen Eisendraht , etwa einen Fuss lang . Den sticht er dem Knaben in den Leib , wo es wehe tut , und das Kind stirbt . 'Das Kind stirbt doch nicht ? ' ruft voll Schrecken der Vater . 'Selbst wenn es stirbt , Leibschmerzen hat es aber nicht mehr . "
47 . Die Schwiegertochter . — Eine Schwiegertochter ist nicht gescheit und beschränkten Verstandes . Sie beklagt sich über ihre Schwiegereltern und erzählt ihrer Freundin : 'Ich hatte Lust zu rauchen und nahm die Pfeife des Schwiegervaters ; das wurde mir als Unrecht vorgehalten . Der Stiel an den : Häckselmesser ging los und traf den Schwiegervater im Gesicht ; natürlich war ich schuld daran . Es war kein Sieb da , den gewaschenen Reis aus dem Wasser zu schöpfen , da nahm ich den Hut des Schwiegervaters ; das war natürlich ein brechen . WTeil kein Herd da war , machte ich das Feuer in einem Mehlkorbe an : das war ihnen^auch nicht recht . Ich kann ihnen also nichts recht machen , ich kann bei meinem Manne in dem Hause der Schwiegereltern nicht bleiben . "
48 . Schwere Rechnung . — Ein Kind lernt und fragt seine Eltern : 'Wa¿ ist das : gestern , heute , morgen ? ' 'Gestern' , so antwortet der Vater , 'ist der letzte Tag von den Tagen , die vorüber sind . Heute ist der Tag , wo wir jetzt sind , und morgen ist der erste Tag , wenn die Nacht herum ist . ' Am anderen Morgen frag : das Kind : 'Ist nun jetzt morgen ? ' Die Eltern antworten , dass jedesmal der Tag . an welchem man ist , heute heisst . 'Warum habt ihr denn gestern gesagt , dass der Tag nach Verlauf der Nacht morgen heisse ? '
49 . Postzustellung . — Ein Briefträger kommt aus der Türe des gebäudes und trifft einen Freund : 'Wohin gehst du , mein Lieber ? ' — 'Schau , ich muss 50 li weit gehen , um nur diesen einen Brief abzugeben — ich habe keine Zeit . ' — 'Ach was , ' sagt der andere , 'was machst du dir Sorge ? Wir haben uns so lange nicht gesehen , wir müssen zusammen eins trinken . Da drüben an dem Hause ist ja ein Briefkasten , da wirf den Brief hinein , und er wird richtig ankommen . '