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Polívka :
wären wir da für einige Angaben über den Lebensgang dieses Erzählers ! Mit dem Stoffe vom reuigen Teufe ] , der das dem Bauer gestohlene Stück Brot dienen muss , hat dieses Märchen nichts zu tun . — Ausserdem gibt V . Hnatjuk noch eine stattliche Sammlung Volkserzählungen von Räubern , sog . Opryschken , heraus , als 26 . Band des Etnograf . Zbirnyk ( XVIf , 354 S . ) . Sie wurden besonders bei den Huzulen gesammelt und da nur in einigen wenigen Dörfern , fast weg in Galizien , teilweise von anderen auf eine Anregung V . Hnatjuks hin gezeichnet . Der Herausgeber klagt in der Yorrede , dass die Dorfintelligenz den überlieferungen sehr wenig Interesse entgegenbringe ; das ist um so auffallender bei der ungemein regen Tätigkeit der Lemberger wissenschaftlichen ¿eveenko - Ges . gerade auf diesem Gebiete und bei dem durch und durch volkstümlichen , demokratischen Charakter der ukrainischen Bewegung . Das reiche Material , 258 Erzählungen , vielfach freilich wenig verschiedene Fassungen desselben Stoffes , ist nach den Helden angeordnet . Zuerst allgemeine Sagen aus 'alten Zeiten' , aus welchen Kreisen und bei welchen Gelegenheiten sich die Räuberbanden bildeten , prosaische Erzählungen und erzählende Lieder . Der Mittelpunkt all dieses Räuberwesens und der Überlieferungen ist Doibus , Dovbus . Die Sagen von diesem Helden halten vielfach auch sonst wiederkehrende Züge . Schon seine Geburt : er wurde nicht geboren , sondern aus dem Leibe der gestorbenen Mutter herausgeschnitten ( S . 49 Nr . 33 ) , die Riesenkraft verlieh ihm Gottes Engel , als er den Teufel erschoss , den sogar der Donnerschlag nicht treffen konnte ; nach einer anderen Fassung verlieh ihm der hl . Peter diese Kraft dadurch , dass er ihn anhauchte ( S . 83 Nr . 44 ) u . a . ; seine Kraft wohnt in seinen drei goldenen Haupthaaren ( S . 55 Nr . 63 ) u . a . , oder ein 'Greis' legte in seine , aufgeschnittene Hand ein Kraut , das ihn unverwundbar machte . Dieses Räuberwesen hatte teilweise soziale und nationale Grundlagen , und so werden dessen Helden in den Volkssagen idealisiert ; von Dovbus sagt ein Erzähler ausdrücklich ( S . 123 Nr . 104 ) : 'Da sagen sie , er sei ein Räuber gewesen — was für ein Räuber war er ? So haben nur die Herren und die Juden ihn einen Räuber genannt , aber nicht das Volk , denn er hatte die Herren und Juden sehr unlieb , weil sie das arme Volk misshandelten , sehr quälten' . Und so sind die Sagen voll von seinen guten Werken für die Armen , aber auch unmenschlichen und fürchterlichen Grausamkeiten den Herren und Juden über . Der Herausgeber führt nicht ungeschickt dagegen an , dass nach sicheren Zeugnissen die polnischen Herren in der ersten Hälfte des 17 . Jahrhunderts in ihren Raubzügen und Fehden auch nicht menschlicher gegeneinander vorgingen . Bezeichnend ist , dass Dovbus kein 'russisches Blut' vergiessen durfte ; als er und seine Genossen sich zu diesem Verbrechen hinreissen liessen , war schon ihr Ende nahe . Auch in den Sagen von anderen Räuberhelden finden sich hie und da Märchenmotive vor : bei der Flucht wurden die Hufeisen rückwärts angeschlagen ( S . 153 Nr . 139 ) , der Räuberhauptmanu Oleksa Sved erkauft sich das Los , das ihn niemand gefangen nehme ; er schliesst es in eine Kanne ein , darf aber nirgends übernachten , als zu Hause ; er trägt es auf der linken Achsel , aber es wird immer schwerer , so dass er sich schliesslich entschliesst , die Kanne aufzumachen . Im Unterschied vom Märchen bringt er den Teufel nicht mehr durch List in das Gefäss zurück , sondern wird ihn durch einen Messerstich los ( S . 174 Nr . 159 ) . Es ist immerhin bemerkenswert , dass sich so viel Erzählungen und Lieder von diesen Räuberhelden erhalten haben , denn sie wurden , wie wir von einem der eifrigsten Sammler derselben erfahren ( S . 219 ) , scharf verfolgt und ihr Lesen mit schweren Strafen belegt . Auch diesen Erzählungen sind am Schlüsse des Bandes kurze Inhaltsauszüge in deutscher Sprache beigefügt .