Volltext: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde, 22.1912

Kleine Mitteilungen . 
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wähnten Eidesleistungen ( Beteuerungen ) so wie überhaupt mit gerichtlichen schäften zu verschonen sind . ' ( Gleichzeitige Abschriften der Urkunden befinden sich im Besitze des Verfassers . ) 
Die Philipponen haben nach Überwindung ihrer Sturm - . und Drangzeit willig staatliche Einrichtungen angenommen , besonders die Registerführung , Erklärung fester Familiennamen , Staats - und Gemeindeschule , sogar zum Teil das russische Abendmahl . Der Eid hat sich , so selten er geschworen wurde , am längsten halten . Im Jahre 1897 erhielt ich die Nachricht , der philipponische Eid habe 'durch die neue Gerichtsordnung aufgehört' . Damit war ein Stück Volkstum geschwunden , das nie volkstümlich gewesen ist . Es war ein Brauch abgeschafft worden , der ohne Not in einer Form eingeführt worden war , als hätte es sich um ein äusserliches , unabänderliches Heiligtum gehandelt . 
Leipzig . Franz Tetzner . 
Hisch und Pott . 
Hisch und Pott sind zwei in Pommern gebräuchliche , neuerdings etwas altete Ausdrücke , die zur Bezeichnung von Wohnungen oder Abteilungen von Wohnhäusern dienen . 
Für das Wort Hisch bringt das etwa aus dem 15 . Jahrhundert stammende Stralsunder Vokabular ( Kosegarten , Wtb . der nd . Sprache 1856 Vorrede S . VHIf . ) folgende Erklärung : 'hisch ys eyn par volkes ( Ehepaar ) mit ereme inghesinde , alse mit eren kinderen , megheden vnde knechten . Also moghen in eneme huse wanen twe ofte dre ofte vele hissche . Ok het eyn minsche mit sineme sinde eyn hisch' ( abgedruckt bei Schiller - Lübben , Mittelnd . Wtb . 2 , 272 ) . In diesem Sinne findet sich das Wort in mecklenburgischen Urkunden , im Dithmarser Landrecht und in der Greifswalder Hochzeitsordnung vom Jahre 1592 vor . 
Im 'Versuch eines bremisch - niedersächs . Wtb . ' ( 1767—71 ) fehlt das Wort . Dagegen ist es erklärt bei Dähnert , Plattdeutsches Wtb . 1781 S . 186 als 1 . ein abgeteilter Haufen Leute , Leute aus einem Hause , 2 . ein Häuschen , das mit einem oder mehreren andern unter einem Dache zusammengebauet ist ; een Kathen van twee Hisch , veer Hisch . Dieselbe Erklärung findet sich auch bei Chr . Gilow , De Planten , Anklam 1878 , o , 1385 . 
In der zuerst angeführten Bedeutung ( hisch = Familie mitsamt dem Gesinde ) scheint das Wort in Pommern zurzeit nicht mehr gebräuchlich zu sein . Dagegen ist Hisch als Bezeichnung für einen Abteil eines Wohnhauses oder Katens noch jetzt in Vorpommern gebräuchlich . So kennt man im Kreise Demmin Twee - hischenkaten und Vierhischenkaten . Auf der Halbinsel Wittow gibt es Twee - hüschenkaten und Vierhüschenkaten oder Katenhäuser von twee bzw . vier Hüschen . Von Wittow wird mir ausserdem noch mitgeteilt , dass es dort niemals Katen mit ungeraden Zahlen ( 3 , 5 oder 7 ) von Hüschen gegeben hat . 
In der Stadt Bergen auf Rügen liegt an der Alten Stralsunder Landstrasse ein langgestrecktes Gebäude , das acht nebeneinander liegende Einzelwohnungen unter einem Dache vereinigt ; das Gebäude enthält acht Hischen oder ist acht - hischig , wie man an Ort und Stelle sagt . Das Haus stammt aus dem 18 . , wenn nicht vielleicht schon aus dem 17 . Jahrhundert und bildete seit alter Zeit einen Bestandteil des noch aus vorreformatorischer Zeit stammenden St . Jürgenhospitals , dessen Kirchhof in der Nähe liegt . Im 18 . Jahrhundert und im Anfange des 19 . Jahrhunderts diente das Gebäude als Armenhaus . Vor 100 Jahren , zur Zeit Zeitschr . d . Vereins f . Volkskunde . 1912 . Heft 4 . 26
	        
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