Fragen und Ergebnisse der Kreuzsteinforschung .
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Hohen Wehr , wo sich der Fahrweg auf den Flohberg abzweigt , jetzt in der anstossenden Feldmauer eingemauert . Er ist mit der Inschrift sehen : 'Dieser Stein ist ein Markstein und soll dieser Weg sein 18 Schuh breit . 1477'x ) . Besonders interessant sind die grossen Marksteine zwischen Pfullingen und Reutlingen mit dem Abtsstab , dem Abzeichen des 1252 gegründeten Klarissenklosters St . Cäcilia2 ) . Durch Form , Figuren und Geschichte wichtig ist der Klostergrenzstein , der die Fischwasserscheide zwischen den Klöstern Wettenhausen und Roggenburg bezeichnet und heute noch bei der Mühle von Ettenbeuren steht . Der untere Teil in Pfeilerform trägt die Jahreszahl 1611 , darüber W ( Wettenhausen ) , der obere ist allerdings kreuzförmig mit abgerundeten Ecken und zeigt das WTappen von Roggenburg3 ) .
Dass die Steinkreuze häufig gerade an Gemarkungen stehen , dürfte , gesehen von oft nachweisbarer Versetzung , auch darin seinen Grund haben , dass man jeden der beiden Orte , denen der Mörder und Ermordete angehörte , an der Sühne teilnehmen lassen wollte , wie dies z . B . für die von Stadelhofer berichtete Mordtat von Tannheim - Roth gilt4 ) . Ausserdem weise ich auf einen Vertrag zwischen den fürstlichen Häusern Hohenzollern - Hechingen und - maringen einerseits und der württembergischen Gemeinde Winterlingen andererseits über freie Pürsch hin , in dem am 6 . Juni 1695 als Grenzen des Pürschbezirks unter anderen Grenzzeiclien festgesetzt wurden : 1 . Stein mit zwei Zinken am AVasen an der Landstrasse ; 3 . Stein beim Weiher ; 6 . ein gefallener Stein , wo das Sigmaringer Gebiet endet und das Hechinger fängt5 ) . Unter diesen Steinen kann leicht der eine oder andere ein stein sein , der also nachträglich zur Grenzbezeichnung verwendet wurde6 ) .
Verwandt mit der eben behandelten ist die Deutung der Steinkreuze in juristischem Sinn als Rechtsgrenzen : Asylsteine , Freisteine , Ding - und Malstättensteine , Blutsteine , Weichbild - , Zehentsteine , Bannkreuze , Malefizkreuze und wie die Bezeichnungen alle lauten . So sollen selbst nach einem Werk wie den 'Denkmälern des Grossherzogtums Baden' die Steinkreuze bei Riedern am Sand , auf dem Kuppelberg bei Bühl und
1 ) Kunstdenkm . des Grossherzogt . Baden , Amt Wertheim S . 295 .
2 ) Ygl . den schönen Vortrag v . Mayer - Pfullingen 'Was erzählen uns die grossen steine usw . ' ( Reutlingen 1910 )
3 ) Abb . Deutsche Gaue 9 , 178 ; ebenda noch vier andere Grenzsteine beschrieben und abgebildet , zwei mit erhabenem , zwei mit vertieftem Kreuz ; andere Niedersaclisen 16 , 434 .
4 ) Geschichte von Roth 2 , 148 ; Raich S . 4 - 9 . Vgl . oben S . 274 .
5 ) Blätter d . Schwäb . Albvereins 6 , 72 . Über schlesische Grenzsteine vgl . Kutzer , Grenzsteine des Fürstent . Neisse in J . d . Neisser Kunst - u . Altert . Ver . 12 . [ M . Hellmich , Schles . Ztg . 1909 Nr . 442 . ] Ein schöner Grenzstein vom Jahre 1448 steht bei Treffensbuch , 'Hübscher Stein' genannt , mit Hoheitszeichen von Württemberg , Helfenstein und Ulm ; sein heutiger Stand'ort ist der Treffpunkt der Markungen Treffensbuch , Machtolsheim und maringen ( Oberamt Blaubeuren ) .
6 ) [ Vgl . F . Wilhelm , Mitt . d . Vereins f . sächs . Vk . 4 , 36 - 41 , wo die oben S . 376 Anm . 1 erwähnten Ausführungen Helbigs ebenfalls bekämpft werden , bes . S . 40 . ]