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Häberlin :
Löffel oder Schaufel aus Holz ( s . Abb . 9 ) . Neben diesem Gerüst wird ein Brett auf Pfosten in den Feeding vorgeschoben , auf dem die bedienende Person steht und das " Wasser in das uas wipt . Lorenzen erwähnt 'Aussen - feedinge' , d . h . Feedinge , die gesondert von der Werft mit einem eigenen Wall umgeben sind . Einen solchen Aussenfeeding hat auch jetzt noch die Werft Norderhörn auf Nordmarsch .
Für Menschen dient als Trinkwasser das Regenwasser , das von dem hohen Strohdach des Hauses in einer offenen gemauerten Rinne ( 'Renn' , Hooge : 'Renning' ) , zuletzt in einem geschlossenen Kanal ( 'Renn - Sue - Sil' ) in den Brunnen läuft ( s . Abb . 4 ) . Derselbe liegt jetzt überall im Garten ; ich sah noch einen unbenutzten , aber wohlerhaltenen in der Küche . Dieser Brunnen geht wie der Feeding bis auf die Werftsohle , ist ebenfalls flaschen - förmig ( s . Fig . 6 ) und aus dem oben erwähnten Material gemauert . Manche Brunnen haben noch einen 2 m tiefen Kuling für Grundwasser . Mit Eimer und Holzhaken ( 'Schkadring' ) wird das Wasser heraufbefördert ( s . Fig . 9 ) . Das Wasser hat meist eine gelbliche bis gelbbraune Farbe , schmeckt aber durchaus nicht widerwärtig . Lorenzen erzählt von der oben wähnten Tangwerft , dass sie ein besonderes Wasser lieferte : „ Schwärzlich und brach , worinnen man den Kohl ganz mürbe und besonders haft kocht , so dass es hierzu nicht nur von der ganzen Hallig , sondern auch von Föhr geholt wurde . " Trinkwasserbrunnen gehören zu jedem Hause zwei bis vier .
Welch schmerzliche Entbehrungen die Wasserkalamität in unseren Gegenden erzeugt , ahnen wohl wenige . Ein alter Pellwormer erzählte mir , dass dort , wo es in seiner Jugend weder Brunnen noch Feeding , sondern nur Wassergruben auf den Feldern gab , in jedem einigermassen trockenen Sommer Wassernot eintrat . Nur die tiefen Gruben der Reicheren hatten dann noch Wasser . Man ging in der Nacht um 2—3 Uhr hinaus und stahl sich das Wasser in kleinen Massgefässen von V2 bis 1 Liter . Die stets in solchem Wrasser lebenden 'Lüse' wurden durch ein Tuch abgeklärt .
Auf einer Werft liegen 1 —16 Häuser zusammen1 ) , alle ausnahmslos mit der Vorderfront nach Süden , so dass die Haustür schlechtweg 'Sâr - dër' heisst . Ich gebe in folgendem eine Beschreibung eines der ältesten typischen Häuser von Hooge . Seine 30 cm dicken eichenen Ständer sind stark verrottet , was auf ein hohes Alter schliessen lässt . Es ist natürlich , dass ein strenges Einhalten dieses Typs nicht überall zu erwarten ist2 ) .
1 ) Siehe das ausgezeichnete Werk von Träger 'Die Halligen der Nordsee' , Stuttgart 1892 und 'Die Rettung der Halligen' , Stuttgart 1900 , dessen geradezu klassische Schilderung ich mit diesen Zeilen zu ergänzen versuche . Das oben erwähnte Werk von Johannsen , sowie Biernatzkys Hallig leiden , wie Träger richtig bemerkt , stark an Unzuverlässigkeit .
2 ) Dieses Haus befindet sich im Modell im Friesen - Museum Föhr , nach welchem Modell unsere Abb . 6 photographiert ist . Das gleiche Modell befindet sich in der historischen Abteilung des Hygiene - Museums Dresden . Die beiden von Träger a . a . 0 . wiedergegebenen Hausgrundrisse sind nicht typisch .