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die jetzt landfest sind1 ) . Lorenz Lorenzen2 ) gibt an , dass jährlich 4—5 Fuss abgespült werden , so dass in ein paar Jahrhunderten nichts mehr vorhanden sein wird , und 1788 ( Schi . - Holst . Provinzial - Bericht . 2 , 8 ) wird berechnet , dass in 100 Jahren nichts mehr von den Halligen da sein könne , eine Berechnung , die Siemsen3 ) dahin bestätigt , dass in 50 bis 80 Jahren nur wenig vom Halligland mehr übrig sein dürfte . Es . ist aber zu bemerken , dass neben dem Abbröckeln an vielen Stellen eine Erhöhung des Halliglandes vor sich geht . Durch die grossartigen staatlichen Uferschutzbauten sind zurzeit bei den Halligen 12—14 ha Land gewonnen worden , an der Westküste im ganzen etwa 7000 ha . Der Name Hallig findet sich anscheinend zuerst bei Petreus 1565 und bei Hamsfort4 ) 1579 , Rantzau5 ) 1597 nennt sie nur Inselchen , die wegen ihrer Kleinheit keinen Namen verdienen .
Dass das Halligland bei jeder höheren Flut unterWasser gesetzt , bei grossen Sturmfluten meterhoch von wildbewegten Wellen überflutet wird , bedingt für die Besiedelung die Notwendigkeit , die Unterkunft für Mensch und Tier so hoch zu legen , dass sie selbst vor höchsten Fluten in Sicherheit bleiben . Es ist zu bemerken , dass das Land von zahlreichen vom Meer ausgehenden Wasserläufen ( 'Prielen' ) durchzogen ist ( siehe Abb . 1 ) ; von diesen aus wird bei Hochfluten die Hallig weit eher überschwemmt , als das Wasser die Uferkante selbst übersteigt . Yom Staate sind die dungen der grössten Priele durch Schleusen verschlossen worden , wodurch eine grosse Anzahl von Überflutungen verhindert wird .
In ausgedehnter Weise hat der Mensch sich der Wohnstätten in Seen und Sümpfen bedient ; das Problem erscheint bei den Halligen dasselbe wie bei den Lake - Dwellings überhaupt , die als Pfahlbauten , Terramaren , Crannogs , oder Mischformen wie die Pfahlpackwerksbauten von Schussen - ried und die merkwürdige Siedelung von Glastonbury ein so grosses , wohlverdientes Interesse gefunden haben6 ) . Nur die Gefahr der hohen Überflutungen dürfte für unsere Siedelungen grösser sein als für die binnenländischen Lake - Dwellings , obgleich auch bei diesen Katastrophen durch Sturm und Wasser vorgekommen zu sein scheinen . Die immer
1 ) Wer sich für das Thema Landverluste interessiert , vgl . Sach , Das Herzogtum Schleswig , Halle 1899—1907 ; Reimer Hansen , Zs . für Schl . - Holst . - Lauenburg . Gesch . 24 .
2 ) Beschreibung der wunderbaren Insel Nordmarsch usw . 1749 bei Camerer a . a . O .
3 ) Eggers , Beiträge zur Kenntnis der dänischen Monarchie , 1807 .
4 ) Westphalen , Monumenta inedita 1 , 1739 .
5 ) Westphalen a . a . O .
6 ) Vgl . Munro , Lake - Dwellings , London 1890 ; Bulleid , Glastonbury Lake - Village , 1911 ; Frödin , Schwedischer Pfahlbau , Fornvännen 1910 ; Hartmann , Über die alten Dithmarscher Wurten 1883 usw . ; Tröltsch , Pfahlbauten des Bodenseegebiets , Stuttgart 1902 , Pigorini usw . Krapotkin ( Mutual Aid , London 1910 ) weist dabei mit Recht auf die viel grössere Häufigkeit von Seen und Sümpfen in frühen prähistorischen Zeiten hin .