300
Schütte , König , Hertel :
Es sind also deutsche Karten , die im Lande Braunschweig viel zum Skat , Wensch , Sechsundsechzig und anderen Spielen verwandt werden . Dabei ist die merkwürdige Tatsache erwähnenswert , dass man rechts der Oker fast nur mit deutschen , links von diesem Flusse fast nur mit französischen Karten spielt . Ich habe die sogenannten französischen Karten erst als Student in Leipzig kennen gelernt ; in meinem Geburtsorte Schöningen und in Helmstedt , wo ich das Gymnasium besuchte , wurde nur mit deutschen Karten gespielt . — Die erwähnten Verse finden sich auf der Eichelnzehn , - neun , - acht , - sieben , der Herzenneun , - acht und - sieben und lauten :
Dis Karte und die Würfel sind zur Lust ,
Wer aber seine geizige Brust Hier innen nicht wohl weiss zu fassen , Der mag sein Spielen bleiben lassen . 5 Das Kartenspiel ist unverwehrt , Wo man zu rechter Zeit aufhört , Wer aber sitzt bis an den Morgen , Verspielt sein Geld und muss wohl borgen .
Wer sich will in der Karte ergötzen , 10 Der muss sein Geld mit Lust zu setzen , Und nimmt er sich nicht wohl in Acht , So wird er billig ausgelacht .
Spiele ja nicht in der Fremte ,
Sonst verlierst du Rock und Hemdte ,
Braun schweig .
Leib und Ehre , Hab und Gut , 15
Merke dies , du junges Blut .
Dass Spieler doch so gerne fluchen , Wenn sie die gute Karte suchen . Das Spiel braucht Zeit und auch Geduld ,
Sonst kömmst du in die tiefste Schuld . 20
Herren Gunst , Aprillen Wetter ,
Frauen Lieb und Rosen Blätter , Würfelspiel und Karten Glück Ändern sich alle Augen Blick .
Wie die Farben in der Hand , 25
So ist's auch mit uns bewandt .
Drum so denke stets für Dich :
Jetzund kömmt der letzte Stich .
Otto Schütte .
Zur Idee yon Ahasver , dem ewigen Juden .
In seinem Aufsatz 'Zur Sage vom ewigen Juden' hat Herr Professor Neubaur ( oben S . 33ff . ) auch die Stellung berührt , die ich in meinem Schriftchen 'Ahasver , „ der ewige Jude " , nach seiner ursprünglichen Idee und seiner literarischen wertung betrachtet' zu dieser Frage einnehme . Aber seine darauf bezüglichen Sätze sind zu kurz , als dass meine Ansichten über diese Sache deutlich zur stellung hätten kommen können . Deshalb muss ich um die Erlaubnis bitten , meine Stellung zur Sache beleuchten zu dürfen .
1 . Neubaur schreibt ( S . 33 f . ) , die Sage vom ewigen Juden sei nach mir 'eine Allegorie des jüdischen Volkes , die sich zu einer konkreten Einzelpersönlichkeit verdichtet habe' . Nun abgesehen davon , dass da 'die' anstatt 'das' gesetzt ist , habe ich in meinem Schriftchen es nicht unmittelbar mit dem ewigen Juden , sondern mit Ahasver zu tun . Also eine 'Auffassung von der Entstehung der Sage' ( S . 38 Anm . 4 ) selbst ist von mir nicht vorgetragen worden .
2 . Das allerdings ist eine von mir ausgesprochene Meinung ( vgl . S . 38 ) , dass in dem Ahasverbuch von 1602 eine von Malchus , Buttadeus und Cartaphilus abhängige Gestalt dargestellt werden soll . Denn für die Selbständigkeit der Ahasvergestalt sprechen nicht wenige Gründe . Hier seien wenigstens zwei führt : Erstens ist Cartaphilus nach dem Bericht , den ein armenischer Erzbischof über diesen wesentlich in Armenien sich aufhaltenden Mann gegeben hat ( bei Roger von Wendower zum Jahre 1228 ) , als Christ getauft worden , während der