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Naegele :
In der Nähe einer Ziegelei bei Leinau gefunden , wird ein Kreuzstein , angeblich mit Kreuz und Hausmarke bezeichnet , als Plattenform für Ziegler gedeutet1 ) . Unter den elf am Kreuzweg Wertheim—Brombach oberhalb Reicholzheim in die Wegmauer eingelassenen Steinkreuzen zeigt das erste ein Schwert , das dritte und vierte einen Dolch , das fünfte einen Hammer , das siebente einen Speer , das achte einen Schlegel oder Klöppel in Flachrelief , während die anderen ohne Zeichen sind . Jedenfalls aus der Umgebung gesammelt deuten sie auf die werkzeuge , teilweise vielleicht auch auf das Gewerbe des Ermordeten hin2 ) . An diesen sog . Reicholzheimer Streitacker knüpfen sich begreiflicherweise allerlei Sagen , die Kaufmann in seinen Mainsagen und in den Anmerkungen und angaben zu Simrocks Rheinsagen aufgezeichnet hat3 ) .
In Dödesberg am Dorfbrunnen ist ein Steinkreuz ( 1 , 67 : 0 , 90 ) mit Schwert in Basrelief , das andere nebenan ohne Zeichen in achteckigem Querschnitt ; am Ende des Dorfes ein drittes Kreuz mit Schwertzeichen und Jahreszahlspuren4 ) . Bei Hirschberg in Schlesien steht ein altes Steinkreuz , das im Winkel der arme je mit einem etwas zurücktretenden Kreisausschnitt ausgefüllt ist ; auf der Hauptseite ist ein grosses Schwert eingegraben mit langem Griff und kleinem Kopf nach Art der Schwerter des 15 . Jahrhunderts5 ) .
Yon vier Kreuzen bei Buchau ( Krumbach ) werden als Abzeichen von vier Handwerksburschen , die sich dort erschlagen haben sollen , Schuster , Schmied , Maurer , Bäcker , vier Zeichen : Hammer , Schuh , Brote und Kelle berichtet .
Zur Deutung der Messerzeichen verweise ich auf Darstellungen von kreuzten Messern , wie sie sich z . B . auf einer Steinsäule des Schöntaler Zisterzienserabtes Johann Lurtz von Amorbach ( 1583—1607 ) an der alten stätte zu Neuenstadt a . K . finden . Diese stammt aus dem Jahre 15846 ) . — Als letztes eigenartiges Mordwerkzeug führe ich die Sichel kreuze auf , deren es nicht wenige zu geben scheint , so ein Kreuz auf dem Sandberg in Eibelstadt bei burg , das auch durch die Abrundung seiner drei Balkenenden bemerkenswert ist7 ) , in Röttbach u . a . , woran die Sage von den im Streit sich mit der Sichel bringenden 'Graserinen' geknüpft ist , ähnlich wie an Steinkreuze in Böhmen , selbst ohne jetzt wenigstens noch sicher erkennbare Sichelzeichen8 ) . Schon Grimm hat in seinen Rechtsaltertümern diesen Sichelsagen und Sichelsteinen seine merksamkeit zugewandt und die Deutung letzterer als Grenzsteine bekämpft9 ) . Kaufmann will erstere auf eine Erzählung der jüngeren Edda beziehen10 ) .
Schon im 16 . Jahrhundert ist einem Wanderer im Ordenskleid die Sitte , auf jenen Steindenkmälern so unheimliche Zeichen anzubringen^ aufgefallen ; er sah sie ebenfalls als Erinnerungszeichen an räuberische Überfälle mit tödlichem Ausgang an . Ursmar Goissonius berichtet in
1 ) Deutsche Gaue 3 , Abb . 91 .
2 ) Denkmale d . Grossherzogt . Baden , Amt Wertheim S . 156 . Andere Steinkreuze sind dort leider übergangen .
3 ) Luchs in Schlesiens Yorzeit 2 ( 1875 ) , S . 245 .
4 ) Köln 1862 Nr . 55 . Ygl . Archiv d . hist . Ver . v . Unterfranken 20 , 164 f .
5 ) Denkmale d . Grossherzogt . Baden , Amt Wertheim S . 95 .
6 ) Abbildung in Württ . Jahrb . 1908 . 1 , 124 .
7 ) Abbildung in Deutsche Gaue 4 , 41 .
8 ) Alberti S . 18 .
9 ) 2 , 544ff .
10 ) Quellenangaben zu Simrocks Rheinsagen 1862 S . 217 .