Fragen und Ergebnisse der Kreuzsteinforschung .
269
schmuck . Ob nicht mit dem Mithraskult solche Zeichen und Vorstellungen bei unseren Vorfahren Eingang erhielten und Geltung im Volk behielten1 ) ?
Häufiger zu belegen ist ein anderes Zeichen auf einem der beiden alten Kreuze bei Oberwilziugen an der Strasse nach singen . Der eine rechts von dem neuen Feldkreuz gesetzte Kreuzstein ( über dem Boden 92 cm hoch , 28 cm dick , 65 cm breit , ohne das schlagene rechte Ende des Querbalkens ) ist zierlich behauen in sechs Kanten2 ) und zeigt in der Kreuzung vorn eingemeisselt ein Pflugeisen
oder Reuthaue , 27 cm hoch , mit der Spitze nach oben / V ) - Eine örtliche Überlieferung erzählt , Bauern hätten mit der Hacke im Streit unter dem einst an derselben Stelle stehenden Birnbaum Eisenerzgräber erschlagen , die in der Nähe die jetzt aufgegebenen Grabungen vorgenommen hätten . So finden sich Messer , Schwerter , Pflugscharen , Sicheln , Dolche und andere Werkzeuge meist in der Kreuzungsfläche eingegraben . Einige besonders denkwürdige Originalsteine seien hier als Vertreter ihrer Gattung - genannt und urkundlich belegt :
Auf einem alten Steinkreuz bei Zavelstein , auf dem Kai wer Weg - , ist eine Pflugschar abgebildet ; keine Viertelstunde davon entfernt steht ein anderes mit der Inschrift anno domini 1447 und einer Kunkel mit herabhängender Spindel im Querbalken . Nach einer Nachricht in Martin Crusius 'Annales Suevici' ( 1595 ) 4 ) , welche die Kalwer Oberamtsbeschreibung vorschnell als ganz glaubwürdig zeichnet5 ) , soll hier im kalten Winter 1447 eine Spinnerin im Schnee erstickt sein6 ) . Auf der Markung Empfingen ( Hohenzollern ) ist ein Kreuz mit schiffchen zu sehen ; ein anderes hohenzollerisches Denkmal dieser Art bei Heiligenzimmern trägt die Jahreszahl 1613 , dazwischen die drei Buehstaben J . C . A . und zwischen dem zweiten und dritten ein Steinmetzzeichen , das gleiche wie auf einem Grabstein an der Kirche zu Stetten bei Haigerloch . Das eine Rätsel ist so gelöst , des anderen Lösung mag vielleicht den Herausgebern des trefflichen Inventars der Hohenzollerischen Bau - und Kunstdenkmäler , Zingeler und Laur , die zahlreiche Steinkreuze dankenswert in ihr Werk aufgenommen haben , noch gelingen7 ) . — Eine Pflugschar mit Säge sieht man auf dem mittleren der drei Kreuze an der Staatsstrasse in Haslach bei Dinkelsbühl ; die Volkssage weiss sie wTohl zu deuten : Drei Bauern sollen sich im Streit damit erschlagen haben8 ) .
1 ) Dechelette , Le culte du soleil aux temps préhist . 1909 . Vgl . Cumont , La logie solaire du paganisme romain . Paris 1909 . Mortillet , Le signe de la croix avant le christianisme . Paris 1866 .
2 ) Das linke , 85 cm hoch über dem Boden , 73 cm breit , 22 cm dick , ist achteckig behauen .
3 ) Genau dasselbe Zeichen , nur umgekehrt , findet sich auf Kreuzsteinen bei Dettingen und Owingen im Hohenzollerischen .
4 ) 3 , 387 .
5 ) 1860 S . 371 .
6 ) Ygl . über diese Kalwer Kreuze Keppler , Kunstaltert . S . 60 ; Beil . z . Staatsanzeiger v . Württbg . 1887 S . 408ff . Württbg . Vierteljahrshefte 1878 S . 97f .
7 ) S . 102 , vgl . S . 10 , 64 , 73 , 175 .
8 ) Deutsche Gaue 4 , 132 .