Protokolle .
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Herkunft aufgegeben worden . Es ist aber nicht anzunehmen , dass die Slawen zwei grundverschiedene Häuser , das erwähnte Langhaus und das Vorhallenhaus gehabt haben . Die Verbreitung , soweit sie sich auf die Gegenwart bezieht , deutet auch weniger auf Zusammenhänge mit Skandinavien und mit Polen als mit dem oderland . Der Annahme , dass wir es in dem Vorhallenhause mit einer nehmlich ostgermanischen Hausform zu tun haben , die nicht nur älter als der skandinavische Typus ist , sondern die sich durch die Zeit des einbruchs erhaltpn hat , und von den Slawen sogar zum Teil übernommen wurde , hat nichts Überraschendes an sich , da andere Beobachtungen , wie die Siedlungsformen und einzelne , nur im Osten der Elbe nachweisbare sprachliche Überlebsei diese Annahme stützen . Nachdem auf der Römerschanze bei Potsdam und bei Ruch das Vorhallenhaus als eine typische Urform nachgewiesen ist , die sich nach neueren Ausgrabungen bei Paulinenaue bis zur römischen Kaiserzeit erhalten hat und selbst auf Grund eines ( allerdings noch vereinzelten ) Scherbens auch als spätslawisches Haus im Kreise Lebus noch anzunehmen ist , kann ein leben des Vorhallenhauses kaum noch einem Zweifel begegnen . " ( Ein ständiger Bericht über die Ergebnisse der Hausuntersuchung wird in der schrift der Berliner Anthropologischen Gesellschaft erscheinen . ) [ R . Mielke . ]
Freitag , den 23 . Februar 1912 . Der Vorsitzende Geh . Rat Roediger und Prof . Bolte widmeten zwei verstorbenen Mitgliedern , Frl . Lehmann - Filhés und Prof . Richard Andree , herzliche Worte der Erinnerung . Die erstere ( y 16 . 8 . 1911 ) hat sich durch ihre isländischen Forschungen und ihre Studien über die Brettchenweberei besonders bekannt gemacht . Richard Andrees ist oben ausführlich gedacht worden ( S . 217f . ) . Herr Prof . Bolte erörterte ein altes Wahrzeichen Heidelbergs , den Affen auf der Brücke . Hierzu teilte Herr Rektor Monke eine entsprechende Nachricht mit , die sich bei Grässe aufgezeichnet findet . Herr Geh . Rat Roediger sprach dann über Friedrich den Grossen in der Volksdichtung , besonders in Märchen und Sagen . Bald nach dem Tode des grossen Königs wurden Anekdoten über ihn herausgegeben und wiederholt , bekanntlich auch durch Nikolai vermehrt . Die mit dem Schwank verwandte Anekdote bringt oft recht ungereimte und historisch unhaltbare Zusammenstellungen . Vielfach knüpfte der Volkswitz sie an auffallende Berliner Gebäude an , so an das Haus mit den Schafsköpfen am Alexanderplatz , an den Gensdarmenmarkt und die Hedwigskirche . Näheres darüber in der neuerschienenen Sagensammlung von 0 . Monke . Geschichten , die über das Mögliche und Wahrscheinliche hinausgehen , nennt man Märchen . Solche sind in grosser Zahl über Friedrich d . Gr . im Spreewalde landläufig . Besonders beliebt ist der weitverbreitete Zug , wie der Herrscher verkleidet und unerkannt sein Reich durchwandert , um sein Volk gründlicher kennen zu lernen und zum Rechten zu sehen . Oft geht es ihm hierbei schlecht , und er wird auch nicht selten von scheinbar Dummen geprellt . Das Volk hielt den König wohl für kugelfest , da er so viele Schlachten siegreich überstanden , aber weise galt er • ihm nicht als Zauberer oder Hexenmeister , wie manche andere Personen aus seiner Umgebung , z . B . Ziethen , der 'alte Dessauer' und sein Sohn , Prinz Moritz von Dessau . Meistens handelt es sich bei den Erzeugnissen der Volksdichtung über Friedrich d . Gr . um Schwankmärchen oder lehrhafte , artige Erzählungen . Der Vortrag wird in erweiterter Form , die auch Fr . d . Gr . im Volkslied behandeln soll , in der Zeitschrift erscheinen . Herr Prof . Bolte wies darauf hin , dass der Erzählungsstoff von dem geprügelten Petrus , der ja auch mit Bezug auf Friedrich d . Gr . sich im Volksmunde findet , bereits von Hans Sachs benutzt worden ist . Ebenso verhalte es sich mit vielen anderen Märchen , die von Friedrich erzählt werden . Herr Direktor Minden wies auf den bekannten