Kleine Mitteilungen .
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Anfangs wollte die Frau die unscheinbaren Hölzchen fortwerfen , behielt sie aber doch schliesslich bei sich . Wie sie aber zu Hause die Reiser wieder besah , hatten sie sich in reines Gold verwandelt .
( Mündlich aus Rengersdorf bei Marklissa , Kr . Lauban . )
Riibenzal spielt die Fiedel .
Der Rübenzal oder der Berggeist wohnt eigentlich in der Schneekoppe . Es hat früher noch andere Berggeister gegeben , die man „ Gauner " nannte . Doch machten einem diese nur „ blauen Dunst " vor ; eigentliche Macht hat immer nur der Rübenzal gehabt .
Er versteht die Menschen auf alle mögliche Weise zu ärgern . So führt er Leute , die ihn verspottet haben , auf Irrwege und macht aus dem schönsten Wetter die gräulichsten Gewitter . Man nennt ihn auch den Geigenfriedel oder den Fiedel - fritze , weil er so gern fiedelt .
Sitzt er mal auf einem Felsen , und kommt da allerlei lustiges Volk an , die rufen : „ Fiedelfritze , Fiedelfritze . " Da ward der Rübenzal böse und fing an zu . geigen ; und wie er geigte , mussten alle tanzen und konnten nicht eher ausruhen , bis sie ihm die schönsten Worte gegeben hatten , er möge doch nur mit dem ; Fiedeln wieder aufhören .
Überhaupt liebte er die Eulenspiegeleien , weshalb man ihn auch oft Eulen - . spiegel nannte . " Wer aber ehrbar war und ihn nicht ärgerte , dem hat der Rübenzal nie etwas gethan . Ja er half den Verirrten oft wieder auf den richtigen Weg und •erwies sich in jeder Beziehung als ein durchaus mitleidiger Geselle .
( Von einem alten , 80jährigen , Leinweber aus Liebwerda , Herrschaft Friedland in Böhmen , wie er es von Grossvater und Urgrossvater oft gehört hat . )
Die Prinzessin vom Kynast und der Fiedelfritze .
Auf der Burg Kynast lebte einmal eine Prinzessin , die war schwanger . Eines Tages ritt sie aus und kam in eine öde Waldgegend , wo der Fiedelfritz sass und geigte . Spöttisch lief sie ihm zu : „ Fiedelfritze , Fiedelfritze ! "
Wie sie nun bald darauf über einen Bach kam , lag drinnen ein Totenkopf , welcher die Prinzessin so recht angrinste . Voller Schreck ritt dieselbe jetzt nach Hause und genas eines Knäbleins , welches in allen Stücken aussah wie ein andres Menschenkind , nur statt des Kopfes hatte es einen abscheulichen Totenschädel .
Viele Ärzte suchten das Kind zu heilen , aber keinem mochte es gelingen . Da ritt die Prinzessin ganz traurig in den Wald und begegnete einem alten Manne , welcher ihr sagte , er wisse wohl einen guten Doktor , der dem Kinde helfen könne . Und als die Prinzessin sehr bat , versprach der Alte , den Arzt am andern Tage auf das Schloss senden zu wollen .
Wirklich kam derselbe auch am folgenden Morgen an ; und nach einiger Zeit bekam das Kind Fleisch auf dem Schädel und noch ein bisschen , da war es wie ein anderer Mensch .
Hocherfreut wollte die Prinzessin den Arzt reichlich belohnen , doch der sagte nur : „ Ärgert künftig den Fiedelfritz nicht mehr " und verschwand .
( Mündlich von einem SOjähr . Leinweber aus Liebwerda , Herrschaft Friedland . )