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Zeller :
wurden , wenn sie zum erstenrnale zum Melken auf die Weide kamen , so wird es auch anderswo gewesen sein . Hier fasste sie ein Mädchen unter die Arme und ein paar andere an die Beine , und dann wurden sie mit dem Gesässe auf die Erde gestuppt . In Eischott behandelt man sie zarter . Dort zieht man die Mädchen bei der Kindtaufe , wenn sie zum erstenrnale Gevatter stehen , über den Tisch oder setzt sie auch nur sanft darauf . In Delligsen aber beschränkt man sich darauf , von den Mädchen , die erstmalig bei der Roggenernte thätig sind , ein „ Einstandsgeld " zu nehmen , das 25—40 Pfennige beträgt , wofür Bier oder süsser Schnaps gekauft wird .
In dem letztgenannten Orte werden auch die Frauen gehänselt . Wenn nämlich eine junge Frau zum erstenrnale nach ihrer Verheiratung Kuchen oder Brot backt , so muss sie im Backhause den anwesenden Frauen eine Flasche Kirschschnaps zum besten geben .
Braunschweig . Otto Schütte .
Der Nikolausalbend am Albersee im Salzlburgischen .
In dem Thale , welches den Aber - oder St . Wolfgang - See umschliesst , sind mehrere kleine Gemeinden , deren Häuser ziemlich weit verstreut liegen . In diesen Gemeinden findet sich eine uralte Sitte , den Abend des Nikolaus - Tages ( 6 - . Dezember ) durch einen Mummenschanz zu feiern .
Sobald es Nacht geworden ist , versammeln sich die Burschen einer Gemeinde bei einem aus ihrer Mitte , jeder bringt sich seine Yermummungsstücke mit , und unter Singen und Spässen wird das Ankleiden bewerkstelligt . Alte Pelzjacken werden umgekehrt , dass die rauhe Innenseite nach aussen kommt , andere hüllen sich in langhaarige Bock - oder Ziegenfelle , um sich selbst zum zottigen Untier zu machen , wieder andere binden vorn und hinten lange , mit Russ geschwärzte Schürzen um ; dann werden Tiermasken aufgesetzt von den verschiedensten Sorten , ein Hirschgrind , ein Ochsenkopf , Gemskopf , Bock , Fuchs , Bär — alles muss Dienste thun , und je hässlicher , desto besser — , je scheusslicher der Kopfschmuck sieht ( den Perchten - Masken ähnlich ) , um so schöner wird er befunden . Um den Leib werden Stricke oder Ketten befestigt , daran bei dem einen oder anderen eine grosse Kuhglocke oder alte ungeheuere Schellen - Rollen hängen ; die Hände werden geschwärzt , auch in umgekehrte Pelz - Fäustlinge gesteckt und auf solche und liche Weise der Grossteil der Versammelten ausstaffiert . Diese bilden den Chorus oder Tross .
Der unvermeidliche Klaubauf ist ganz in schwarze Bockfelle gehüllt , hat eine Teufels - oder gehörnte Tiennaske auf dem Kopfe und trägt die schwersten Ketten , um recht rasseln zu können , in den Händen . Stöcke , Besenstiele , Mistgabeln oder dergleichen sind weitere Beigaben beim Chor .
Nun kommt die Hauptperson , der heil . Nikolaus . Dieser kleidet sich in lange , weisse Tücher nach Art des Priestergewandes , hat Inful und Stab gleich einem Bischöfe . Das Gesicht ist durch eine ordentliche , anständige Larve gedeckt . Der heil . Nikolaus bekommt einen , manchmal auch zwei Begleiter in Gestalt von Hirten mit Zistel oder Tragkorb versehen , worin sich die Geschenke befinden , welche er , mit seinem Gefolge umherziehend , an die „ Braven " austeilt .
Eine Art Soldat oder Nachtwächter mit Hellebarde bewehrt , ist der Anführer des Zuges und zugleich derjenige , welcher Ordnung macht und Ruhe gebietet , wenn der Zug bei einem Hause ankommt .