18
von Negelein :
3 . , 7 . , 9 . und 40 . Tage1 ) — Zahlen , die ohnedies überall als heilig gelten und infolgedessen meist formelhaft angewendet werden . Ferner spielt stets der Begräbnistag eine grosse Rolle . . Die in der ihm vorausgehenden Nacht überall am Sarge angezündeten Kerzen sind der beste Beweis Cu * îc . - dass man erst nach erfolgtem Begräbnisse die Grabesnacht angebrochen wissen wollte . 2 ) In Bayern werden drei Seelenämter abgehalten : am 1 . , 7 . und 30 . Tage nach dem Tode . 3 ) Als besondere Gedächtnistage hebt man daselbst hervor den 7 . , 30 . und den Jahrestag des Todes . 4 ) In ganz Bayern ist es gemeinsame Sitte , dass sich die Nachbarn , so lange die Leiche im Hause liegt , anderwärts selbst bis zum 30 . Tage , im hause versammeln , um bei der Leiche mehrere Stunden lang zu wachen und Rosenkränze zu beten . 5 ) Man erwäge , dass diese Gebete vernunft - gemäss nur der verscheidenden , nicht der verschiedenen , bereits im seits befindlichen Seele gelten können , wie die auf die Gräber gesetzten Speisen die materielle Anwesenheit des noch nicht völlig Verschiedenen voraussetzen . In Bayern hat der Hochzeitslader am Grabe des storbenen am 7 . und 30 . Tage nicht nur einen eigenen Abdankungsspruch feierlich abzuhalten , sondern es trägt auch nach dem Gottesdienste , bei welchem im Opfergange durch die drei nächstverwandten Frauen Kerzen , ein zinnerner Krug mit Geld zum Wein und für vier Kreuzer Semmel am Altar niedergelegt werden , die Totenfrau zwei Lichter auf das Grab6 ) ; und in der Gegend von Fronau i . B . gilt oder galt die Sitte , dass man sieben Tage nach der Beerdigung kleine Brotlaibchen , die man „ Spende " ( d . h . Totenspende ) nannte , unter die Armen verteilte7 ) . Nach dem Glauben meiner ostpreussischen Heimat bleibt die Seele bis zum Begräbnis in der Leiche8 ) , beim Begräbnis setzt sie sich auf den Sargrand , wie in der Pfalz9 ) oder aber sie legt sich erst auf halbem Wege in die Truhe hinein , die dann erst schwer wird . Sie bleibt im Hause , bis man sie hinauswirft , indem man Stühle und Tische umkehrt , wenn der Kondukt auf halbem Wege ist und den Strohhaufen erreicht hat , auf dem sie sodann noch die
1 ) Ygl . Lippert , Christentum , 414 , der besonders Zahl 3 hervorhebt , die 9 und 40 aber ungerechtfertigterweise auf das Voigtland und Ostpreussen einschränkt .
2 ) Der Wach - und Bet - Abend , der dem Begräbnistage vorausgeht , wird in land wohl überall inne gehalten . Die Sitte , Kerzen an den Sarg zu stellen , ist ebenso allgemein . Die Kerzen haben im Aberglauben mystische Eigenschaften : sie erlöschen weilen von selbst und dürfen nicht ausgepustet werden , d . h . sie sind Symbole des von selbst erlöschenden Lebenslichtes .
3 ) Bavaria , Zeitschrift für bayerische Volkskunde , 1865 , S . 983 .
4 ) Ebenda 1860 , S . 413 .
5 ) Ebenda 1860 , S . 411 .
6 ) Ebenda 1860 , S . 993 .
7 ) Ebenda 1863 , S . 324 .
8 ) Vgl . auch u . a . Wuttke , Abergl . , 429 ; Toppen 108 .
9 ) Bastian , Verbleibsorte der abgeschiedenen Seele , 20 .