Über die Bedeutung des Haselstrauchs .
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bedeutet in volksmässigen Liedchenx ) das , was unsere mittelalterlichen Lyriker bluomen ( ròsen ) an der lieide brechen gân nennen . Ein Lied bei Herder ( Volkslieder 1 , 109 . Leipzig 1778 ) beginnt : „ Es wollt ein Mädchen Rosen brechen gehn Wohl in die grüne Heide . \ 2 ) Was fand sie da am Wege stehn ? Ein Hasel die was grüne . "
Die westfälische Redensart : die Krähe bringt mir eine Nuss ( Woeste in Zs . f . Myth . 2 , 96 ) bedeutet : ich bekomme einen Mann , und steht zu dem eben Ausgeführten in enger Beziehung , während das uralte , breitete Bewerfen und Beschütten der Braut mit Getreide - und kernen , auch Nüssen , nur die Übertragung der Fruchtbarkeit auf sie bedeutet ( Meine Deutschen Frauen im Ma . I3 , 382 ) , und die Haselnuss hier keinen eigenen Sinn hat .
Durch keine andere Verwendung ist die Haselgerte so volkstümlich geworden , denn als Wünschelrute3 ) , d . i . als Quellen - und finderin . Es wäre nur Wiederholung des längst über die Wünschelrute Geschriebenen , wollte ich mich hier ausführlich über sie verbreiten . 4 ) Für uns ist das wichtigste , dass die beste Wünschelrute nach deutschem Volksglauben vom Haselstrauch , namentlich der Weisshasel zu heiliger Zeit ( Dreikönig , Fastnacht , Karfreitagnacht , Johannisnacht , Mariae suchung ) unter besonderen Gebräuchen und Sprüchen geschnitten wird . 5 )
Sie ist gewöhnlich ein sich oben gabelnder zwieselichter Zweig , seltener ein einfacher kurzer Stab ; der einjährige junge Schoss ist auch hierzu am tauglichsten .
Zwei W'erte sucht und findet sie : Wasser und Gold , beides hängt eno - zusammen , denn die Haselzwiesel ist das irdische Bild des himmlischen zackichten Blitzes , der das Wasser der Wolken und damit auch der Erde weckt , und in dem und durch den das goldene Gewitterfeuer flammt , das als Gold in die Erde aufgenommen , durch das Blitzsymbol wieder deckt wird .
1 ) Mannhardt in der Zeitschrift f . d . Mythologie 3 , 97 f . , wo allerlei durcheinander gemischt wird .
2 ) Besser ist der Anfang in Wolfg . Schmeltzls Quodlibet v . 1544 : Es wollt ein Magd zum Tantze gan , Sucht Rosen auf der Heide .
3 ) Franz baguette divinatoire , engl , forked divined rod . In Oberösterreich und Tirol auch Zeigrute genannt : Alpenburg , Sagen , 393 . Baumgarten 1 , loo . Zeitschr . f österr . Volkskunde 2 , 158 .
4 ) Vgl . namentlich W . Schwartz in meiner Zeitschr . 2 , 67—78 .
5 ) Wuttke , Aberglaube , § 143 . U . Jahn , Hexenwesen in Pommern , S . 147 . Anzeiger f . Kunde deutscher Vorzeit 1873 , S . 228 . Lommer , Aus dem Saalthal 19—21 ( Kahla 1885 ) . E . Meier , Schwab . Sagen , 244 . Panzer 2 , 296 . Leoprechting 98 . Alpenburg 393 . Vonbun , Beiträge , 127 . Schweizer . Archiv f . Volkskunde 3 , 1 / 4 . Seiler , Basler Mundart , S . 1G3 .
Andr . ( iryph . Leo Armenius IV , 2 : Die Ruthe die ich nechst als zwischen Tag und
Nacht I Die gleiche Sonnen stund , aus vielen Haseist räuchern Mit schwerer Müh erkor .
Sam . Butschky , Wohlbebauter Rosenthal , Nürnberg 1679 , S . 728—31 . S . Butschky ,
Hochteutsche Cancelley , Bresslau 1666 , S . 3181 .