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Weinholcl :
ohne zu handeln , oder breche ihn vor Sonnenaufgang im Walde , gehe mit ihm in die Kirche und lege ihn in eine Ecke , bete drei Vaterunser und Avemaria und gehe fort . Wer den Stab an sich nimmt , bekommt das Fieber und wird es nur los , wenn er den Stab in drei Stücke bricht und verbrennt ( Grohmann , Aberglaube aus Böhmen , Nr . 1171 ; Wuttke § 483 ) .
Unter den neun vor Tagesanbruch geschnittenen Hölzern , die man gegen das Schwinden oder Abmagern in einem Säckchen bei sich trägt , darf Haselholz nicht fehlen ( Yonbun , Beiträge zur Mythologie , 1 * 26 ) .
Wer eine Haselgerte bei sich hat , ist schwindelfrei ( Grohmann 695 ) .
In der Nacht auf Peter Paul ( 29 . Juni ) schneidet man in burg stillschweigend Haselruten und zwar von unten nach oben . Hat nun jemand eine Schnittwunde , so betupft man die Iluten mit dem Blute , wickelt sie mit einem Lappen von einem Mannshemde und trägt sie an seinem Leibe bis zur Heilung der richtig verbundenen Wunde des letzten . Legt man sie früher ab , so bricht die Wunde wieder auf ( Bartsch , Sagen , 2 , 293 . 371 ) . Eine Wunde im Bein durch einen Beilhieb geschlagen , hört durch Bestreichen mit dem kleinen Stück eines Haselzweiges sofort zu bluten auf und heilt gut ( Strackerjan , Aberglaube aus Oldenburg , 1 , 80 ) .
Nicht bloss Heilung bringt der wundersame Strauch ; auch zu dem Leben selbst , zu Liebe und Fruchtbarkeit steht er in enger Beziehung . Als aphrodisiacuin dient Haselholzrinde in einem Rezept aus dem 15 . Jahrb . ( Weimar . Hs . O . 565 , Bl . 451 ) : Wenn einer nit mynnen mag , item wenn ein fraw einem thet , das er nicht möcht mynnen , der nem jung hasel - staudenrinden , da sich ein ast an den andern reicht ; dieselben rinden nym und premi sie zu pulver . dasselb pulver nym und trincks in wasser etlich tag wenn du wilt , so schaffstu mit einer frawen nach deinem willen . Das Mittel hilft also nicht bloss gegen gewöhnliche Impotenz , sondern bricht auch den Zauber , der sie erzeugt hat .
Aus dem Blühen der Hasel im Vorfrühling deutet man grosse oder geringe Fruchtbarkeit des Jahres ( Schweiz . Idiotikon 2 , 1676 ) . Viel nüsse , viel Kinder und besonders viel uneheliche ( Baumgarten 1 , 136 . Grohmann , Aberglauben , 100 ) . Der Westfale sagt : Wann et viel Núete gíet , dan gíet et òk viel Heâurenblâgen ( Woeste in Zs . f . Mythol . 2 , 96 ) .
In der Mettennacht ( Christnacht ) werden heiratshalber die Haselstauden geschüttelt ( Baumgarten 1 , 136 ) .
Ein alter westfälischer Bauer erzählte von seiner Freite , dass er lauge nicht zu Strich ( tò Sträike ) kommen konnte , bis er die Dierne , die er gut leiden mochte , unter einem Haselstrauch traf . Da hatte er sofort das Jawort ( Kuhn , Westfäl . Sagen , 2 , 45 ) . Ein westfälisches Liedchen lautet : Ainen Busk met Haselnúeten stäit an úesem Deïke ; bai de Docliter friggen well , maut de Meaner streiken ( ebenda ) . In die Haselnüsse gehen ,
1 ) Mitgeteilt von Dr . R . Petsch .