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Weinhold :
eigentümlichen 'Jesuiterhüte' der Situlenkunst hätten wohl mit einem Wort erwähnt werden können . — 459 ff . Körperbeschaffenheit . Bei allen Völkern indor germanischer Zunge können wir in historischer Zeit eine Verdrängung des blonden ( und langschädligen ) Typus durch den brünetten ( kurzschädligen ) konstatieren . Das Problem scheint einheitlich , kann aber in Wahrheit nur dadurch der Lösung entgegengeführt werden , dass die speciellen Verhältnisse jedes einzelnen Landes für sich untersucht werden . Eine der frappantesten Thatsachen ist , wie bekannt , das Verschwinden des blonden , blauäugigen Typus bei den Kelten fd . i . den Trägern eines keltischen Idioms ) . Bei den Bewohnern von Wales steht die Sache ja nicht so schlimm , man wird da immer auf die Angabe des Tacitus , Agricola 11 , zurückgreifen : Silurum colorati vultus , torti plerumque - crines et posita contra Hispania Hiberos veteres traiecisse easqne sedes occupasse fidem faciunt . Es ist keineswegs undenkbar , dass die Siluren ( zum Namen vgl . den spanischen Silurus , Avien 433 , die heutige Sierra de Tejeda , s . Unger , Philologus Suppl . IV , 1882 , S . 238 ) wirklich Iberer waren , und dass mit ihnen die sogen . Schwertstäbe aus Spanien gekommen sind ( M . Much , Kupferzeit , 133 ff . ) . Hier wäre man also sicherer Träger des dunklen Typus habhaft geworden . Aber die grosse Masse der keltischen Bewohner Britanniens gehörte einer ganz anderen Menschenart an . Tacitus berichtet : rutilae Caledoniam habitantium comae , magni artus Germanicam originem adseverant . Diese Bewohner Calédoniens sind natürlich die sogen . Pikten , die einst die ganze Insel innehatten und von den Kelten allmählich in den lichen Teil zurückgedrängt worden sind ( man vgl . auch die ursprüngliche dehnung des Namens 'AXßiwv mit der späteren , Alba = Schottland ) . Die Pikten waren auch die Ureinwohner Irlands ( Zimmer , Zs . d . Savigny - Stift . f . Rechtsgesch . Rom . Abt . , XV , 214 ) . Die irischen Kelten waren vermutlich von Haus aus wie ihre britischen und kontinentalen Verwandten blond und blauäugig , wir erleben es hier also , dass aus der Vermischung zweier blonder Rassen eine dunkle vorgeht . Immer wieder kommt hier der Laie auf die Vermutung , dass es eine spontane Änderung des Typus giebt , dass dieser eben nicht konstant ist . Erwähnt sei noch , dass in der mittelirischen Sage das Haar besonders von schönen Frauen buide 'blond' genannt wird , so bei Etain , Emer , Derdriu . Cuchulinn wird im gemeinen schwarz gedacht , doch giebt es auch ganz abweichende Schilderungen von ihm .
Ich schliesse mit dem Wunsche , dass das Buch Schräders recht viele Benutzer finden möge . Niemand wird es aus der Hand legen , ohne reiche Belehrung empfangen zu haben . E . Zupitza .
Archiv für Religionswissenschaft , lierausgeg . von Prof . Dr . Th . Aclielis .
Dritter Band , Heft 3 . 4 . Tübingen , Freiburg i . B . , und Leipzig , J . C .
B . Mohr ( P . Siebeck ) , 1900 .
Die beiden ersten Hefte des 3 . Bandes des Archivs sind in unserer Zeitschr . X , 348 f . angezeigt worden . Aus dem Inhalt von Heft 3 . 4 heben wir hervor : Die Allgemeine Einleitung in die Mythologie aus dem Nachlasse des würdigen H . Steinthal von R . M . Meyer herausgegeben . Prof . Meyer macht mit Recht darauf aufmerksam , dass in dieser fragmentarischen Studie ein letzter klassischer druck der philosophisch - vergleichenden Schule in der wissenschaftlichen Mythologie vorliege und dass sie schon deshalb historischen Wert habe . — Unter dem Titel Buchreligion und Schriftauslegung erörtert Prof . H . Holtzmann in Strassburg das