Hamlet in Iran .
Von Otto L . Jiriczek .
Der iranische Königssohn Sijawusch ist mit F eren gis , der Tochter des turanischen Schah Afrasiab vermählt und herrscht , von allen seiner Güte wegen geliebt , als Friedensfürst über ein Reich , das ihm sein vater verliehen hat . Der tückische Bruder des Schah , Gersiwas , weiss jedoch den Schah mit Argwohn gegen Sijawusch zu erfüllen , um so leichter , als böse Träume den Schah beunruhigt und gegen Sijawusch misstrauisch gestimmt haben . Afrasiab zieht mit Heeresmacht gegen ihn aus ; Sijawusch , der im Bewusstsein seiner Unschuld keinen Widerstand leistet , wird gefangen genommen und auf Anstiften des Gersiwas ermordet .
Mit Mühe bewahrt der treue Piran , ein Grosser des Reiches , die Königstochter vor gleichem Lose . In seiner Obhut giebt sie einem Knaben das Leben . Pirans Bitten und Vorstellungen gelingt es , den Schah zur Milde zu stimmen ; er schenkt dem Knaben das Leben , befiehlt jedoch , ihn fern vom Hofe im Gebirge bei Hirten , unkund seiner Abstammung , aufziehen zu lassen .
Der Knabe , Kei Chosro , wird früh schon stark und heldengross ; Piran nimmt ihn , als er herangewachsen , zu sich und pflegt seiner liebevoll . Den Schah plagen Angst und Gewissensbisse . Er befiehlt Piran , ihm den Enkel zu bringen , damit er seine Art erkenne ; wenn Kei Chosro von der Vergangenheit wisse und schlimmen Sinn offenbare , müsse er gleich seinem Vater sterben . Piran beruhigt den Schah , indem er vorgiebt , Kei Chosro sei geistesschwach . Dann eilt er zurück , seinen Schützling zu holen und trägt ihm auf , sich verrückt zu stellen .
Zu ihm er sprach : „ Die Vernunft treib aus ;
Bringt er Kampf vor , antwort' ihm Schmaus .
Nah ihm wie ein Selbstvergessener Und rede nur wie ein Besessener ;
Zeige nicht von Vernunft eine Spur Und friste dich für jetzo nur . " ( II , 156 . )
Zeitsehr . d . Vereins f . Volkskunde . 1900 .