Sclilesische Pflngstgebränche .
Von Paul Drechsler .
Mai und Pfingsten , das liebliche Fest , fallen in Sitte und Brauch vielfach zusammen . Die Natur entfaltet sich in drängender Fülle zum blütenreichen Sommer und zieht den Menschen mit Allgewalt ins Freie , damit er sich in gemeinsamem Regen und Bewegen der hohen Zeit erfreue . Hinter dieser echt volksmässigen Naturfreude tritt die kirchliche Seite des Pfingstfestes etwas zurück , und ziemlich formelhaft verblasst klingt der alte Pfmgstgruss : Ich wünsche Euch glückliche und gesunde Feiertage und die sieben Gaben des heiligen Geistes ! ( Mitteil . d . Schles . schaft f . Volkskunde , IV , 53 . )
Ganz besonders ist oder war es Urvätersitte , zu Pfingsten , wie wärts am 1 . Mai , das Vieh auszutreiben . Wird am ersten Pfmgsttage das Vieh im Tau gehütet , giebt es reichlich Milch , heisst es in der Saganer Gegend , wie nach dem Glauben der Viehzucht treibenden Bergbewohner in Steiermark der Pfingsttau das liebe Vieh gegen die Hexen schützt ( Zeitschr . d . Vereins f . Volkskunde 1895 , 407 ) . Daraus entwickelte sich fin wetteiferndes Spiel der Hirten , ' das dem früher Austreibenden Ehre , dem zuletzt Kommenden Spott einträgt . Am Abende des ersten Pfingst - tages gehen die Hütejungen unter lautem Peitschenknall und „ Getute " ( besonders um Sprottau ) im Dorfe herum und zeigen hierdurch an , dass anderen Morgen das Vieh zum erstenmale auf die Hutung getrieben wird . Wer am nächsten Morgen verschläft und als der letzte austreibt , heisst der Rauchfiess , Rauhfiest oder Rauchfeiz , Rauchfistel , auch Rau - pfiez , in polnischen Gegenden Rochwist . Er wird nachmittags ganz in Laub gekleidet , mit einer Binsenkrone gekrönt und mit Schellen , Bildern " nd Bändern behängt , auf einen freien Platz gestellt , wo er Gegenstand 'les Spottes ist ; oder er wird unter Peitschenknall inmitten einer grossen Schar Begleiter durchs Dorf geführt , wobei ein Vorläufer mit einem langen Besen von Dornen voraneilt und die Strassenjugend abwehrt . Bei jedem Hause wird Halt gemacht und eine Gabe erbeten ( Sprottau , Glogau , Oels ) ; vgl . Schles . Provinzialbl . 1864 , 258 . Abends vereinigt ein Tanz die Teil -
^eitschr . d . Vereins f . Volkskunde . 1900 . ^