Beurteilungen .
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letztere schon älter ist . Er beruft sich für diese seine sicht auf Justin den Märtyrer , der schon um's Jahr 150 der Predigten gedenkt . „ An jedem Sonntag , berichtet er , ginnt der Gottesdienst mit einer Vorlesung aus den zeichnungen der Apostel oder aus den Prophetenschriften , an welche sich eine Rede des Gemeindevorstehers mit der Absicht anschließt , zur Nachfolge des schönen Inhalts der verlesenen W orte zu ermahnen und aufzumuntern . Diese Rede geht in Gebete über , welche die Überleitung zur Abendmahlsfeier bilden . " Y eran schaulicht wird dieser richt durch den sogen , zweiten Clemensbrief , der eben kein Brief , sondern eine solche Predigt ist , und aus der Mitte des 2 . Jahrhunderts stammen wird . Sie ist für die Kenntnis des primitiven Christentums höchst wichtig ; sie enthält „ in embryonischer Gestalt eine Fülle von Fermenten christlicher Lebens - und Lehranschauung in ungeschiedener Einheit , die weiterhin in selbständigen Bildungen mächtig aus einander getreten und dann von der Kirche teils gehalten , teils aber auch ausgeschieden worden sind . " Ferner liegt es auch nahe , die von Justin bezeichnete knüpfung der Predigt an die Vorlesung mit der jüdischen synagogalen Einrichtung ( oben S . 364 , vergi . geschichte 13 , 15 ) zusammen zu stellen , und man hat sogar eine formale Analogie der christlichen Predigt zur jüdischen Derascha in dem Eingange , der Peticlia , gefunden , ( s . beim Verf . S . 262 und vergi . Maybaum , S . 8 ) . Der „ bestimmende Factor " für die christliche Predigt darf nur nicht in der Form ( oder vielmehr Mißgestalt ) der Derascha gesucht werden , welche diese in den Synagogen des lichen Europas erhalten hat , aber möglicherweise in den Synagogen Alexandriens , wo man , wie Freudenthal zeigt hat , griechisch nach allen Gesetzen der Rhetorik predigte . Schließlich freilich ist ja diese Form den Alexan - drinischen Juden von den griechischen Philosophen und Rhetoren zugekommen . Wenn nun die römische , die