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Bruchmann :
Bei Byron ( Don Juan II , 194 ) schlürft Haidie Juans Seufzer ein ; Helena trinkt ( Faust II ) den Hauch des Paris . Etwas hitziger äußert sich Yenus in Shakespeares Venus und Adonis :
Ja , fehlte das Gefühl mir , und ich könnte Dich weder sehn , noch hören , noch berühren ,
Und nichts als der Geruch war mir gehlieben ,
So müsst' ich doch mit gleicher Glut Dich lieben : Aus Deinem Antlitz wehte mir entgegen Balsain'scher Odem , Liebe zu erregen .
Zuletzt noch „ schlürft sie gebückt der neu sprossenen Blume Duft und gedenkt des Atems des liebten " . Ygl . Romeo und Julie II , 6 .
Als Beispiel aus dem Altertum lässt sich auch wähnen : Lucian , Göttergespr . 11 , yol . I . p . 232 ( 89 ) , wo Selene von Endymions Reizen spricht . . . . o ôè vrcò tov vnvov lalv^évnç avarcvérj x< ) außQoGiov sxsïvo aod / ticc , dazu das Gespräch der jungen , älteren und ältesten Dame im Faust II : zum Weihrauchs dampf , was duftet so mischt u . s . w .
Dagegen kommt mir sehr zart vor , was Medea beim Abschied von den Kindern sagt , Eurip . Med . 1070 f . :
d ) ylvxeïa nyooßohrj , cô / ual & axog %Qiôç nvev / uá fjâiozov téxvidv .
Wenn Byron ( Don Juan II , 196 ) sagt :
Doch nichts kann sel'ger machen Als Vielgeliebte schlummernd zu bewachen ,
so begründet er das freilich ( 197 ) nicht damit , dass er den Atem jener Schlummernden auf uns wirken lässt ; aber man frage sich , ob der Atem nicht einen sehr wesentlichen Anteil an dieser Wirkung hat und zwar desto größeren , je zarter die schlafende Person ist , besonders also bei Kindern . Somit scheint diese Empfindung ihre verschiedenen