434
Michaeli , ? .
Beurteilungen .
Dr . Kurt Brucimi aim , Psychologische Studien zur
Sprachgeschichte . Leipzig , Wilhelm Friedrich .
Der einheitliche Grundgedanke des aus psychologischen und sprachwissenschaftlichen Studien hervorgegangenen Bruchmannschen Buches ist folgender : Die großen setze der Geschichte , die einen beständigen Kampf zwischen Glauben und Wissen , zwischen Gefühl und Anschauung aufweist , spiegeln sich wider in der Sprache . Die scheinungen auf dem Gebiete der Sprache sind den schichtlichen Vorgängen analog . Die Sprache entstellt aus Gefühl , wird der Ausdruck des Wissens , und kehrt gelegentlich wider zu ihrem Ursprung zurück . Laute , die zunächst nur Gefühlswerte sind , werden zu Worten - aber die Worte verflüchtigen sicli in einzelnem mitunter bis zu dem bloßen Hauche eines Gefühls , und die aus ihnen in funkelnder Pracht erbauten Kunstwerke weisen sich oft nur als ein schöner Schein , eine spiegelung von vorüberrauschender Kürze und hafter Vergänglichkeit . Die Sprache beschreibt also hierin einen Kreis oder eine Spirale , indem sie auf einer anderen Stufe dahin zurückkehrt , von wo sie ausgegangen ist , ihrerseits ein Beispiel des Kreislaufes ( oder der bewegung ) menschlicher Dinge . Dem Nachweis und der Erklärung eines Teils dieser Erscheinung ist Bruchmanns Untersuchung gewidmet . Er stellt sich die doppelte gabe erstens durch Beispiele zu erweisen , wie eine liche Ueberlieferung• besteht , gemäß welcher Worte und Kedensarten von der Zeit ihres Ursprunges an , soweit sich derselbe zurückverfolgen lässt , weiter gebraucht werden , ohne den ursprünglichen Sinn zu behalten , oder genauer so , dass sie nur ein Mittel geworden sind , ein Gefühl zum Ausdruck zu bringen , und zweitens die psychologischen