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Krejcí .
schriftlichen Denkmäler zum Aufbau eines Systems der slavischen Mythologie ein ungenügendes Material liefern . Nur über die Götter und Gebräuche der baltischen Slaven haben sich bei den mittelalterlichen Geschichtsschreibern ausführlichere , jedoch meistens unklare Nachrichten halten ; sonst sind noch einige in verschiedenen , gegen nischen Aberglauben gerichteten kirchlichen Verboten kommende Data von Bedeutung . Somit ist der Forscher an die in volkstümlichen Gebräuchen , in Volksliedern , in Märchen erhaltenen Reste der heidnischen Weltanschauung und an die auf vergleichendem Wege gewonnenen gieschlüsse gewiesen . Und das ist ein verhältnismäßig geringer Ersatz für den Mangel an litterarischen quellen . Denn die in den Volksliedern u . s . w . erhaltenen heidnischen Vorstellungen sind uns nur in ihrer staltung durch christlichen Glauben zugänglich und wenn man bedenkt , wie zersetzend und durchgreifend eine solche durch Jahrhunderte dauernde Assimilation auf die sprünglichen Vorstellungen einwirkt , indem sie das Wort von der Vorstellung trennt , mit neuem Inhalte versieht , und dadurch neuen etymologischen Veränderungen preisgibt : so wird man zugeben , dass dieser Boden der schaftlichen Forschung sehr schlüpfrig ist . Desgleichen gilt von den Analogieschlüssen , welche sich wegen Mangels an Hilfsmitteln auf eine sehr lückenhafte Induction stützen können .
Unter solchen Umständen ist es begreiflich , dass es auf dem Gebiete der slavischen Mythologie von Conjecturen wimmelt , dass die berufensten Männer vor dem Aufbau eines Systems abschrecken ; dass die bisherigen Versuche ( Erben , Hanus ) mislangen und dass man bemüht ist , zuerst in Monographien die Meinungen zu läutern und möglichst sicherste Data aufzuspeichern ( cf . Jagiós Archiv ) .
Herr Famincyn hat es nun im obenangeführten Werke versucht ein einheitliches System der slavischen Mythologie