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Jahn .
Ludwig GrraMnski , Die Sagen , der Aberglaube unci abergläubische Sitten in Schlesien . Mit einem Anhang liber Prophezeiungen . Schweidnitz o . J . Brieger & Gilbers . VI , 57 S .
Eine Arbeit , die auch nicht im entferntesten leistet , was der sehr anspruchsvolle Titel verheißt . Der Leser hält keineswegs ein Bild der Sagenwelt und des glaubens der Schlesier , es wird ihm nur eine bei der Größe des in Betracht kommenden Gebietes sehr beschränkte Zahl von Sagen , Aberglauben und Bräuchen , in licher Gruppirung , zumeist ausgeschmückt und , was das Schlimmste ist , fast durchweg ohne jede Angabe des ortes , vorgeführt , so dass wir völlig im Unklaren bleiben , ob die einzelnen Stücke der deutschen oder polnischen Ueberlieferung , ob sie Ober - , Mittel - oder Niederschlesien angehören . Dazu kommt , dass Grabinski sich über die ersten Grundsätze der Volkskunde unklar ist ; Sage und glaube sind ihm zwei voneinander grundverschiedene Dinge , die getrennt behandelt werden müssen , S . III : „ Während der Aberglaube der Ausfluss tiefster Unwissenheit und zum großen Teil älteren heidnischen Ursprungs ist , datiren die Sagen zum Teil aus einer späteren Zeit und sind im Gegensatz zu dem ersteren ein Stück ehrwürdiger tradition , die im Volksmunde fortlebt , zumeist aber der Vergessenheit anheim zu fallen droht " u . s . w . Die fähigkeit des Verfassers ist um so bedauerlicher , als er selbst mit dem Wenigen , was geboten wird , der kunde einen guten Dienst geleistet hätte , wenn dieses Wenige von ihm einfach mit voller Angabe des Fundortes widergegeben wäre . So sind z . B . recht interessant die Sagen S . 22 ff . vom Skrzolek , welcher ganz dem deutschen Hausteufel , dem Kobold , Puk , Rotbüchs , oder wie er sonst genannt wird , entspricht ; S . 26 ff . „ Die Teufelsmühle " ist eine gute Variante zu dem Märchen „ Tischlein deck dich " ; S . 38 ff . bietet wichtige Züge zum Hexenwesen u . s . w .