Ueber Gebräuche und Aberglauben beim Essen .
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Der Bayer betrachtet diese Messerlage sogar , wenn es bei Tische geschieht , als eine Beleidigung , wie ähnlich auch der Oldenburger das Hinkehren der Messerschneide gegen den Tischnachbar als Vorbedeutung von Feindschaft ansieht . 1 Böse Bedeutung hat es gleichfalls , nach deutschem Glauben , wenn man die Spitze des Messers gen einen Tischgenossen kehrt , es deutet auf Tod ben2 — in einem deutschen Märchen legen die Räuber die Spitzen der Messer gegen sich 3 — dagegen bedeutet in Belgien ein mit der Schneide aufwärts gekehrtes Messer mit der Spitze nach einer Person gerichtet , dass sie bald heiratet ; 4 fällt ein auf den Tisch geworfenes Messer auf den Rücken und bleibt so liegen , sagt es dort gleichfalls eine Hochzeit voraus . 5 Liegt in Böhmen das Messer mit der Spitze der Türe zugekehrt , so geht der Segen aus lem Hause . 6 Dass bei den Mahlzeiten Karls des Großen nach dem Berichte des Mönches von St . Gallen7 die Messer beim Darreichen mit der Spitze gehalten wurden , war wol eine Vorsichtsmaßregel oder ein wenigstens daraus gegangener ehrfurchtsvoller Brauch .
Legt man in Frankreich und England , stellenweise auch in Deutschland , Gabel und Messer oder zwei Messer über Kreuz , so deutet dies auf Unglück ; 8 auch dem men tut , wenn er nach dem Essen Löffel , Messer und Gabel über Kreuz auf den Teller lagt , dies Abbruch am Segen . 9 In Kärnthen darf man nicht mit der Gabel
1 Wolf - Mannhardt . Zeitschrift 2 , 103 . Strackerjan 1 , 49 .
2 Fischer 236 .
3 Grimm . Kindermärchen . Bd . 3 S . 105 .
4 Wolf No . 85 .
5 Wolf No . 86 .
6 Grohmann No . 1631 .
7 Buch 2 Cap . 18 .
8 Thiers No . 50 . Vaschalde 18 . Brand 3 , 137 . 222 ( und für die Basken 233 ) . Fischer 236 . Zingerle No . 252 .
9 Grohmann No . 1609 .