Ueber Gebräuche und Aberglauben beim Essen . 375
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gehalten wurden ; 1 im Var - Departement kocht man die Knoblauchshülsen in der Johannisfeuerasche , isst sie tern als Fieberpräservativ oder hebt sie als glückbringend das ganze Jahr über auf . 2 Am Ostertage benutzen in Mecklenburg manche Leute das Osterwasser , das vor aufgang geschöpfte , als heilkräftig geschätztes Wasser , zum Kochen des Essens . 3
§ 4 .
Das Kochen ist im Allgemeinen das Geschäft der Weiber ; vielfach findet es sich aber auch , dass gerade sie von der Besorgung der Küche ausgeschlossen sind und statt ihrer die Männer sich damit beschäftigen . Dies ist fast durchgehend in Polynesien der Fall ; doch scheint nur in Samoa das Kochen eine des Mannes würdige Beschäftigung , deren sich selbst Häuptlinge zeitweilig nicht schämen , zu sein , 4 während auf den übrigen Gruppen sie eine gende ist , am verachtetsten in Neuseeland , wo sie als sehr schimpflich den Sklaven , 5 dann in Tahiti , wo sie den Teuteu , der Classe des gemeinen Volkes , welche weder Lehen besaß , noch eine Kunst verstand und eine Art an die Scholle gefesselter Leibeigenen darstellte , anheimfiel . 6 Höher standen die Köche auf den Tongainseln , sie nahmen hier eine höhere Stufe als die Bauern ein , führten die Aufsicht über die Vorräte und es war ihnen sogar stattet , die Häuser der Frauen zu betreten , was sonst nur
1 Wolf - Mannhard 3 , 105 . Meier . Deutsche Sitten , Sagen und Gebräuche aus Schwaben . Stuttgart 1852 . S . 427 .
2 de Nore bei Wolf . Beiträge zur deutschen Mythologie . tingen und Leipzig 1852 . Bd . 2 S . 394 . Cortet . Essai sur les fêtes religieuses etc . Paris 1867 . p . 219 .
3 Bartsch No . 1356 .
4 Wilkes 1 , 229 . Turner 196 .
5 Waitz - Gerland 6 , 54 . 142 . 206 .
6 Daselbst 187 .