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Franz Misteli ,
erinnert . Diese Begegnung , auf welche man am allerwenigsten gefasst sein durfte , verursachte mir nicht geringe Bedenken , so dass ich dem Sachverhalte näher auf die Spur zu kommen beschloss . Es handelte sich darum , alle Stellen , in denen Herbart über Sprache eine Meinung * ) abgibt , zu sammeln , und sie sowohl für sich als im Zusammenhange seiner Lehre zu betrachten . Das Resultat ist in den folgenden Blättern niedergelegt .
I .
Ausgehen will ich von einer Definition der Sprache , die Herbart Bd . VI , S . 209 vorträgt : »Das Sprechen ist eine Arbeit . Wie diese von einer Vorstellungsmasse abhängt , in welcher der Begriff des Zweckes herscht und beharrt , während die Vorstellungen der successiv anzuwendenden Mittel in einer bestimmten Folge ablaufen : so auch muss der ganze auszusprechende Gedanke dem Sprechenden ständig vorschweben , doch so , dass die hineingehörigen vorstellungen und besonders die der hervorzubringenden Sprachlaute , sich in einer regelmäßigen Succession wickeln . « Indem ich jetzt davon absehe , dass die Worte »und besonders die der hervorzubringenden Sprachlaute« nur so nachträglich und beiläufig eingeschoben werden , weil ohne sie die Definition viel zu weit wäre , ohne doch lich das Was und Wie des Abiaufens anzugeben , worüber ein Hinweis auf Steinthals »Abriss« Teil I , § 271 und 272 genügt , hebe ich nur die einstweilige Uebereinstimmung mit dem hervor , was Steinthal a . 0 . S . 86 flg . äußert : »Sie ist eben nur Ausübung einer Fähigkeit , Aeußerung einer Kraft« u . s . w . Vervollständigen lässt sich die Definition der Arbeit und damit auch der Sprache durch Steinthals Worte S . 407 a . 0 . »Arbeiten aber heißt : an einem veränderten Stoffe die Form abändern« ; denn während
* ) Ich habe mich auf die Schriften zur Psychologie , Bd . V , VI , VII der sämmtlichen Werke , beschränkt , in denen sich am meisten Anlass bot , der Sprache zu gedenken . Was aus den übrigen Bänden kommen mag , würde dem Besultat kaum Abbruch tun .