Die Entwicklung der Lehre vom Geist ( Pneuma ) etc . 363
man sich weiter die Beseelung bedingt durch die Atmung . Die Seele soll mit dem Wind in den Menschen hineinwehen * ) oder ( wie Heraklit lehrt ) die Atmung vermittelt die bindung der Seele mit der umgebenden Luft , die als wandlungsform des göttlichen und vernunftbegabten Feuers ihrerseits für den Menschen den Grund der Beseelung und Vernunft abgibt * * ) . Die Mediciner insbesondere haben zu allen Zeiten Gesundheit und Krankheit von der Beschaffenheit des Pneuma ( zunächst im Sinne von Atem ) abhängig dacht * * * ) . Die Lebensluft des Innern tritt von außen ein durch die Luft des Atems . Auch die Sprache als Bewegung der innern Luft erscheint so als Mittel der Gesundheit , welche die inneren Organe kräftigt , die innere Wärme vermehrt , das Blut reinigt u . dgl . f ) . Der Zusammenhang und die liche Einheit des späteren Pneuma als physiologischen geistes mit dem Pneuma der umgebenden Luft vermittelst des Pneuma des Atems liegt hier deutlich vor Augen .
3 . Dieses innerorganische Pneuma erhält nun ziemlich bald nach Hippokratesff ) die Stelle eines teils mechanisch , teils aber ( als Träger der »eingepflanzten Wärme« ) mehr dynamisch wirkenden physiologischenPrincips , welches
* ) Lobeck , Aglaopham . I , S . 757 f .
* * ) Zeller , Phil . d . Gr . I3 , S . 576 f .
* * * ) Hippoer . d . vict . acut . I , 34 . — d . nat . hom . I , 361 . de diaet . I , 667 . II , 9 . d . flat . I , 571 f .
t ) Plut . d . san . tu . Gp . 15 .
) In den für authentisch zu haltenden Werken des Hippokrates steht nur der Einfluss der innern Wärme fest , nicht aber die nahme des Pneuma als eines physiologischen Organs , wie noch immer in den Geschichten der Medicin gelegentlich behauptet wird . S . Haeser , Gesch . d . Med . § 34 . Hirschig , Gesch . d . Med . S . 48 f . Doch bemerkt wenigstens der erstere , dass Hippokr . auf das Pneuma noch keine logische Theorie gründe . Wenn Galen u . a . in den Worten in Epid . 6 ( III , 642 K . ) : r« ic>yovTa r¡ oqumvtu r¡ ívi6%ó¡jlívu aú / uara das òquujvtu oder , wie es auch genannt wird , tò ¿voq / uíov , auf das Pneuma im Sinne der Späteren beziehen , so legen sie eben in eine vieldeutige und leicht nicht einmal echt hippokratische Stelle die Theorie ihrer eigenen Zeit erst hinein . Vgl . K . Sprengel , Gesch . d . Arzneikunde ( Halle 1792 ) I , S . 240 f .
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