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Franz Misteli ,
schöpferische Phantasie aber , zu welcher Paul die analogische Tätigkeit — wir sahen warum — steigert , ist kein so klarer und einfacher Begriff , dass man sich auf ihn nur berufen könnte ; bezeichnet z . B . ihr Epitheton »schöpferisch« eine Eigenschaft jeder Phantasie oder eine specielle Art derselben ? Nun schwankt erst noch die Analogietätigkeit , die association ist , welche Association Paul von der gewöhnlichen oder der Reproduction ( Gedächtnis ) , wie gesagt , nicht scheidet , zwischen der Höhe der schöpferischen Phantasie , zu der sie sublimirt wurde , und dem niederen Gedächtnis , mit dessen äußerlicher Association die grammatische vermengt wurde , unbestimmt hin und her , d . h . der Unterschied von Phantasie und Gedächtnis lässt sich gar nicht consequent festhalten ; die Verschiebung und Steigerung gelingt nicht vollkommen , weil diese Phantasie auf der mit Gedächtnis zusammengeworfenen grammatischen Association beruht . Die Stelle , die diesen heillosen Wirrwarr bezeugt , steht auf S . 326 ; es soll mich nicht verdrießen , sie auszuschreiben : »Der Process bei der Schöpfung neuer Formen ( mögen sie für die Sprache überhaupt oder nur für das Individuum neu sein ) ist aber kein anderer als der bei der Wortschöpfung , nur dass die etymologisch zusammengehörigen Wortexemplare sehr verschiedenartig sein können , während alle Formen eines Wortes immer eine bestimmte abgeschlossene Reihe bilden , weshalb sie von der Einbildungskraft viel leichter zu produciren sind , zumal wenn grammatische Schulung dazu kommt . Diese Leichtigkeit der Production ist die Ursache , weshalb wir gewöhnlich mit einer Form alle übrigen desselben Wortes für gegeben erachten und die Tätigkeit des Geistes bei Vergegenwärtigung derselben übersehen . Ebenso nun wie im Wortgebrauch muss auch bei der wendung der einzelnen Formen die schöpferische tasie gegenüber dem Gedächtnis in den älteren perioden einen stärkeren Anteil haben als in den jüngeren , teils weil das letztere noch nicht so durch die Hülfsmittel der ( S . 327 ) schriftlichen Fixirung und der Schulung gestützt ist , teils weil« u . s . w . Hier erscheint plötzlich »Einbildungs -