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Franz Mistel i ,
S . 1—3 . Sonstige methodologische Literatur verzeichnet Brugman S . XIII Anm , 1 .
Vier Forderungen sind es , welche diese jüngere tung an die Sprachwissenschaft stellt : 1 ) Die Lautgesetze sind als ausnahmslos wirkend anzusehen ; es gibt nicht zwei Lautwechsel , einen gesetzlichen und einen sporadischen , einen regelmäßigen und einen unregelmäßigen ; »alle Wörter , in denen der der Lautbewegung unterworfene Laut unter gleichen Verhältnissen erscheint , werden ohne Ausnahme von der Aenderung ergriffen« ( S . XIII ) . 2 ) Was nicht mit der durch die Lautgesetze geforderten Form übereinstimmt , muss als Analogiebildung aufgefasst und erklärt werden , so nämlich , dass ohne etymologisches Bewusstsein nach dem Muster vorhandener Formen andere nachgebildet werden ; eine Form wird durch diejenige oder diejenigen , mit der oder denen sie zunächst asso ci irt ist , in die Bahn derselben hinübergeführt ; Nebenformen , die von Anfang an im selben Dialekte existirt hätten , sind ausgeschlossen : eine muss die lautliche Fortsetzerin , die andere Schöpfung der Analogie sein . 3 ) Neuere Sprachen , denen Analogiebildungen von jeher bereitwillig zugegeben worden sind , müssen für das Studium der älteren Phasen größere Bedeutung als bisher gewinnen , besonders wenn man die Ueberzeugung hegt , dass Analogie auch in den letzteren so tätig gewesen ist als in den ersteren . Auch ist leicht zu begreifen , dass die rung 1 ) eine viel genauere Behandlung phonetischer Fragen voraussetzt und erheischt , als man bisher gewohnt war ; die neueren Sprachen bieten hierfür das wertvollste Material . 4 ) Gleichzeitig wird das vorschnelle Zurückführen der Formen der Einzelsprachen auf indogermanische Grundformen wesentlich beschränkt , jene vielmehr zunächst innerhalb ihrer specielleren Sprachsippe nach den beiden ersten Forderungen untersucht und erst das so gewonnene Resultat für germanische Sprachzustände verwertet . — Der innige sammenhang aller vier Punkte springt in die Augen und macht eine genaue Erörterung bloß der beiden ersten Punkte notwendig , an die sich dann kürzere Abschnitte anschließen ,