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H . Steinthal ,
kraft , sondern die Grade der Macht der ethischen Einsicht . Diese Macht besteht , auch wenn sie nicht gerade sich erweist . Ganz anders als die Kraft . Diese ist nur , wenn und so lange sie wirkt . Die Macht der ethischen Einsicht über die bungen dagegen ist dauernder Besitz und Eigenschaft . Nichts anderes aber als diese Macht , gedacht als inhärirende schaft oder Beschaffenheit der Person nennen wir Tugend oder tugendhaften Charakter . Und er wird nach Graden gemessen : denn er ist die sittliche Macht des Menschen .
Es braucht nach dem Bemerkten nicht noch einmal gesagt zu werden , dass unser Beifall nicht dem tätigen rakter gilt , weil er tätig ist , der fruchtbaren Gesinnung schlechthin , weil sie fruchtbar ist ; sondern nur wenn und weil jener gut , wenn und weil diese sittlich ist . Und wenn es sich um eine große Menge von Erzeugnissen handelte , die ethisch und ästhetisch gleichgültig wären , so würde auch ihre Summirung oder ihr Erzeuger ästhetisch nicht gelobt , ethisch sogar getadelt .
' Wir müssen also gerade das als Eigentümlichkeit der Idee der Vollkommenheit ansehen , was Hartenstein benutzen will , um ihr die Stelle einer Idee streitig zu machen . Dieser meinte , wir müssten , wenn sie eine selbständige Idee sein sollte , auch eine Vollkommenheit in der Bosheit anerkennen . Nun leugne ich nicht , dass das Böse etwas Positives ist ; daher steht der inneren Freiheit die innere Knechtschaft , dem Wohlwollen das Uebelwollen , der Gerechtigkeit die gewaltigung gegenüber . Die Vollkommenheit aber besitzt nur ein Mehr oder Minder des Guten ; das Unvollkommene bezeichnet eine Entfernung vom Guten , eine Lücke , und in Bezug auf diese Idee also ist das Unsittliche bloßer Mangel des Guten und kann niemals und in keiner Rücksicht als ethisch vollkommen erscheinen . Je größer die heit der Bosheit , der Schurkerei , desto unvollkommener ist dieser Mensch ; denn je selbstherrlicher die Kraft , desto mächtiger die sittliche Macht .