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0 . Flügel ,
muss , ebenso das des Reiters , wenn er zu Pferde steigt , und des Kriegers , wenn er die Waffen ergreift .
Im weitern Sinne spricht Volkmann sogar von einer Projection bestimmter Gefühle nach außen . Ist nämlich die Vorstellung eines bestimmten Außendinges mit massen constant verschmolzen , die selbst wieder Träger heftiger und weitverzweigter Gefühle sind , so entsteht der Schein als knüpfte sich das Gesammtgefühl unmittelbar an die Warnehmung des Gegenstandes , und als wäre es eine Eigenschaft des Dinges selbst , das Gefühl zu erregen . Auf diese Weise projicirt sich dem Soldaten ein großer und voller Teil seines Selbstgefühls auf die Fahne , unter der er gefochten , auf das Schwert , das er geführt , so dass diese Objecte für ihn einen ganz specifischen , individuellen Wert annehmen * ) , und auch wohl besondere Namen , ja titel erhalten . Aber eben darum wird auch der betreffende Gegenstand selbst wieder in gewisser Weise zu dem eignen Ich gerechnet .
Dasselbe gilt auch von den Personen , welche wir als die Unsern ansehen , in denen , wie bereits hervorgehoben , wir uns geehrt und gekränkt fühlen , und welche schon durch den Umstand , dass sie zu uns gehören , unser Selbstgefühl erhöhen , indem das Ich selbst dadurch erweitert wird . Darum fühlt sich der Familienvater in seinem Selbstgefühl gekräftigt durch den Hinblick auf die Familienglieder , den Lehrer erhebt der Gedanke an die Schüler , den Protector der an die dienten * * ) , den Herscher der an seine tanen . Den Sinn , warum David's Volkszählung strafwürdig war , hat Klopstock gewiss getroffen , wenn er einen aus dem Volke also reden lässt : »Wie viel wir sind ? das heißt , wie groß er ( der König ) ist« * * * ) . Weil die andern vielfach nur als Folie dienen , um unser eignes Bild zu heben , als Staffel , um uns zu erhöhen , darum kann sich der Grieche kein
* ) Volkmann v . Volkmar a . a . O . II , S . 318 .
* * ) Volkmann v . Volkmar a . a . 0 . II , 363 .
* * * ) David . Ein Trauerspiel von Klopstock .