Poesie und Prosa . 287
leiblicher Kräftigkeit und Gesundheit hebt die Vorstellung un - serer geistigen Macht und Fähigkeit ; leibliche Schwäche , De - Pression der Nerven fördert zugleich den Gedanken unserer geistigen Ohnmacht . Erinnert muß noch werden , daß Vor - stellungen in einem gewissen Zustande in unser Bewußtsein hinein wirken und also die Stimmung beeinflussen können , ohne sich im Bewußtsein zu befinden . Irgend ein großer Verlust z . B . wird nicht ohne Unterbrechung gedacht , während er doch dauernd auf die Stimmung mächtig einwirkt .
Jeder Gedanke nun , welcher machtvoll in den Zustand unseres Bewußtseins eingreift , sei es daß er durch eine Wahr - nehmung von außen veranlaßt ist , oder daß er nach dem me - chanischen Ablauf unserer Vorstellungen erinnert ist , jede An - schauung und jeder Gedanke also , welcher im Bewußtsein mächtig verdrängend oder herbeiziehend oder die Ordnung und die Ver - Hältnisse der Vorstellungen umgestaltend wirkt , welcher einer verfolgten Gedankenreihe den gesuchten Abschluß und Ruhepunkt giebt oder abschneidet , erregt ein geistiges Gefühl , das zu - nächst unsere Stimmung abändert , dann aber auch auf das leibliche Gemeingefühl wirkt . Es ist wiederum angenehm oder unangenehm , je nachdem unser Ich dabei gefördert oder geschä - digt erscheint . So entsteht ein angenehmes Gefühl durch einen Gedanken , der uns eine Thatsache darstellt , durch welche unser Ich irgendwie bereichert wird , der uns z . B . eine Erkenntniß giebt , Nach welcher wir strebten . Es durchzuckt uns freudig , wenn , wie man sich ausdrückt , uns plötzlich ein Licht aufgeht , und zwar eben so entschieden , als wenn sich unserm leiblichen Auge eine verschränkte Aussicht plötzlich erweitert .
Sowohl der Leib als das Bewußtsein ist als eine Ge - sammtheit ununterbrochener geordneter Bewegungen zu denken . Äeder Eingriff ist also als Abänderung der stattfindenden Be - wegnng anzusehen , mag er nun eine neue Bewegung erzeugen oder die stattfindende fördern oder auch dieselbe hemmen . Ge - ! chieht nun diese neue oder die abgeänderte Bewegung so , wie fte nach der Organisation unseres Leibes und unseres Geistes vorgebildet ist , der Fähigkeit , Gewohnheit und Neigung ent - Zegenkommend , dadurch auch andere Bewegungen fördernd : so
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