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4)_Die_gesellschaftswissenschaftliche_Leistung_Alexander_von
Humboldts
Ausgehend von den historischen und prähistorischen Gegeben-
heiten Mexikos, gelangte Humboldt bei seiner Beschreibung und
Analyse zu verallgemeinernden gesellschaftlichen Erkenntnissen.
Durch die in ihm durch die mexikanische Wirklichkeit angeregte
Beschäftigung mit Problemen der mexikanischen Gesellschaft in
ihren zeitgenössischen und historischen Erscheinungen wurde
Humboldt zum Erforscher der allgemeinen Entwicklung der mensch-
lichen Gesellschaft (vgl, S. 54)i
Der Naturwissenschaftler Alexander von Humboldt behielt in den
Untersuchungen gesellschaftlicher Phänomene seine methodologi-
Sche Grundkonzeption bei: er betrachtete als Grundlage des Der.“
kens die Außenwelt; die Erscheinungen in Natur und Gesellschaft
waren die Basis seiner Forschungen, Objekt seiner wissenschaft-
lichen Gedankengänge, Humboldt war spontan materialistisch®9)
in seiner Methode und zeigte in seiner Arbeitsweise Anfänge
einer Überwindung des naturwissenschaftlich-mechanistischen
Denkens zugunsten einer Cialektischen Betrachtungsweise (vgl.
Herlitzius, 209; Möller, 298; Sanke, 1959, 90). Der eklektizi-
stische Charakter wird jedoch deutlich, wenn man beachtet, daß
Humboldt philosophischer Idealist war, "indem er etwa das Er-
kennen der großen Zusammenhänge der Natur subjektiv als 'Natur-
genuß’, als eine Offenbarung des menschlichen Geistes betrach-
tete" (Gellert, 1955, 329; vgl. derselbe, 333; Humboldt, 1845 -
62, I, 386).
Unterwarf Humboldt den Menschen als Teil der Natur im wesent-
lichen den gleichen Untersuchungsmethoden wie die übrigen Er-
Scheinungen (Konetzke, 1959, 537), so gelangte er doch zu der
69) "realistisch", wie es manche seiner Interpreten nannten
(vgl. Heller, 1910, 250; 259; Zaunick, 60), die sich trotz-
dem bemühten, Humboldt nicht als Materialisten zu bezeich-
nen (Heller, 1910, 164).