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E) Eduard Selers Beitrag _zur_deutschen Mexikanistik
1)_Selers_wissenschaftliche_Entwicklung_und_zeitgenössische
Bedeutung 1
Mit dem wissenschaftlichen Lebenswerk von Eduard Georg Seler
(1849-1922) erfuhr die Erforschung der amerikanischen, spe-
ziell der mexikanischen, gesellschaftlichen Wirklichkeit eine
qualitative Veränderung.
Seit Selers vielfältiger und doch zugleich sehr spezialisier-
ter Forschungstätigkeit wurde der Begriff der "Mexikanistik"
auf die Erforschung der präkolumbianischen indianischen Kul-
turen Mexikos eingeengt: auf die Erforschung ihrer archäolo-
gischen und bilderschriftlichen Hinterlassenschaften, ihrer
historischen Überlieferungen und ihrer Zerstörung durch die
spanische Eroberung. Dabei wurde eine gesellschaftswissen-
schaftliche Verallgemeinerung und Theorienbildung im wesent-
lichen aus der Aufgabenstellung der Spezialdisziplin ausgeklam-
mert, Die Forschungstätigkeit beschränkte sich auf die "posi-
tiven", greifbaren Zeugnisse der untergegangenen Kulturen, wo-
bei die zeitgenössischen Indianer Mexikos als Zeugen für die
historische Weiterentwicklung seit der spanischen Eroberung un-
ter den Bedingungen der Kolonialherrschaft und in der Zeit.
nach den Unabhängigkeitskriegen fast völlig unbeachtet blie-
ben.
Eine Abkehr von den gesellschaftlichen Problemen der Zeit
zeichnete sich ab, die zwar einerseits die Aussagekraft der
präkolumbianischen Hinterlassenschaften als Dokumente mensch-
licher Gesellschaftsentwicklung einschränkte, andererseits
aber auch die wissenschaftliche Arbeit von politischen Konzes-
sionen scheinbar freimachte,.
Selers Persönlichkeit spielte in diesem Prozeß der Wissen-
schaftsentwicklung eine entscheidende Rolle. Doch ist Selers
Beitrag von seinen Schülern ebenso wie von manchen gegenwärtig