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Kritik unter den Bedingungen voll entfalteter Kolenialausbeu-
tung vor der Zeit eines kreolischen Unabhängigkeitsstrebens Sel-
tenheitswert besaß, Dies war ihm möglich, weil er unter vollen
Zinsatz seiner Arbeitskraft und mit ganzer Überzeugung eher
Mexikaner war als Europäer, d.h, sich gegen die europa-spani-
Schen Kolonialbehörden durchsetzen mußte (vgl. A,v.,Humboldt,
Tagebuch, IX, 42(25)/43; 54(31, 61)/55; 64(122)/65(124)).
Ähnlich den ersten Nachrichten von Kolumbus! Entdeckung und den
ersten Übertragungen der Cortes-Briefe waren die frühesten Zu-
Sammenstellungen über Wissenswertes aus Amerika oft noch in
lateinischer Sprache verfaßt, was allerdings zum Teil auch
gebildete Dürgerliche von einer Kenntnisnahme ausschloß,.
Verfasser dieser Schriften waren Historiker, denen Kenntnisse
von der Neuen Welt aus persönlichem Erleben fehlten und die
deshalb aus verschiedenen, meist spanischen Berichten und Be-
Sschreibungen sehöpfen mußten (vgl.A.v,Humboldt, 1810, p.II).
Kiner der ersten war der Historiker Caspar Ens, dessen 1612
in Köln erschienene "Indiae Occidentalis historia..,ex variis
auctoribus collecta" vielen späteren Historienschreibern über
Amerika neben den spanischen Chrenisten direkt als wichtige
Grundlage diente, so zum Beispiel Baumgarten für seine "Alge-
meine Geschichte der Länder und Völer von America" 1752/53,
wie letzterer in seiner Vorrede betonte (vg1.19), Das 370
Seiten starke Werk, das Ens vorwiegend aus spanischen Geschichts-
Quellen zusammengeschrieben hatte“ ), enthält unter anderen
einige Kapitel über Mexiko, über die Eroberung (Liber I, Caput
XI "De Ferdinandi Cortesi expeditione & Mexicani regni defec-
tione") und die verschiedenen Provinzen des Landes. Lebens-
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20) "Das Recht des Verfassers auf eine Sinngetreue, vollständi-
ge Wiedergabe seines Werkes wurde z.B. im Mittelalter weder
Juristisch noch moralisch anerkannt. Die fremden Literaturen
wären Steinbrüchen vergleichbar, aus denen. Autoren anderer
Nationen sich bedenkenlos Werkstücke aneigneten, Sie nach,
ıhrem Geschmack zurichteten und oft bis zur Unkenntlichkeit
veränderten" - diese Bemerkung von Thierfelder (52) trifft
N auf die Historienschreiber des 16. bis 18, Jahrhun-
lerts zu.