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chen und einigen wenigen Forschungsreisenden gaben naeh und
nach "die Möglichkeit, sich ein mehr oder weniger zutreffen-
des Bild von der Neuen Welt zu bilden, sich kritisch mit ihren
Lebensverhältnissen auseinanderzusetzen oder in sie die eige-
nen Ideale hineinzuprojizieren" (Konetzke, 1959, 531).
Solche Informationen stammten Jedoch nicht von deutschen Aus-
wanderern. Hatten diese nämlich alle Schwierigkeiten überwunden,
die ihnen die Spanier bei dem Versuch bereiteten, in die über-
seeischen Kolonien zu gelangen (Rassow, 18), verleugneten sie
mögliehst ihre deutsche Herkunft. Sie behaupteten zum Beispiel,
Flamen zu sein, legten sich andere Namen zu und hofften, sich
So dem Verdacht des Protestantismus und den seit 1571 wachsen-
üen Nachstellungen der Inquisitionsgerichte zu entziehen!?)
(Cat&logo de pasajeros, Nr. 23; 32C6; 5241; Böse, 1918, 179 ff).
Man muß auch den Versuch als verfehlt ansehen, den katholi-
sehen, den Jesuiten nahestehenden Gelehrten Henrrico (Enrico)
Martinez (gest. 1632 bzw. 1633) 18) der das gewaltige Werk der
Entwässerung des Hochtals von Mexiko in Angriff nahm, als einen
deutschen Ingenieur zu feiern, wie das zum Beispiel Pferdekamp
(1937; 1938, 81) tat. Dieser vermutlich in Hamburg geborene,
aber in Spanien ausgebildete Wissenschaftler zeigte gerade mit
Seiner aufopferungsvollen, Jahrzehntelangen Arbeit am zentral-
mexikanischen Entwässerungsprojekt und dem Kampf gegen die
Spanischen Kolenialbehörden seine Verbundenheit mit der mexi-
kanischen Wahlheimat, in der er mehr als 25 Jahre zubrachte,
In einem 1608 gegebenen Bericht zu Problemen der Entwässerung
des Hochtals ging er im Zusammenhang mit ökonomischen und
technischen Belangen auf die Geschichte der mexikanischen
Hauptstadt vor der spanischen Eroberung ein, Er griff die
Wirtsehaftsmethoden der spanischen Kolonialmacht an, wobei er
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17) Die Sehicksale der meisten dieser deutschgebürtigen Männer
Sind trotzdem nur aus den. Inquisitionsakten ersechließbar
(v1. Pferdekamp, 1937, 426; 1938, 37).
Martinez hatte sich den Inquisitionsgerichten zudem bei
Prozessen gegen Deutsche als Dolmetscher zur Verfügung ge-
Stellt und nannte sich "Interprete del Santo Officio de la
Inquisieci&n deste Reyno",