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erwerben, das ihn zum allumfassenden Erforscher der Erdober-
fläche samt ihren Bewohnern machte. Ihm war es zu danken, dass
in Deutschland die Aufmerksamkeit auf die altamerikanischen
Hochkulturen gelenkt wurde",
Dennoch 1äßt sich häufig feststellen, daß die Vertreter der bür-
gerlichen Humboldt-Betrachtung ihre Urteile sehr allgemein hiel-
ten. Den konkreten Ergebnissen seiner kulturhistorischen For-
Schungen aber und damit seinen Beitrag für die Altamerikanistik
- speziell die Mexikanistik - schenkten gerade Vertreter die-
ser Spezialwissenschaft wenig Beachtung.
Man bewundert in der bürgerlichen Wissenschaftsgoschichte
größtenteils in Humboldt nur den großen Forschungsreisenden,
ja Universalgelchrten mit besonderen naturwissenschaftlichen
Leistungen, der sich unter anderem mit einer von der amerikani-
schen Wirklichkeit angeregten allgemeineren Menschheitsbetrach-
tung befaßt hatte,
Dies hängt eng mit der Tatsache zusammen, daß Humboldts Gesell-
Schaftsbild Mexikos in. seiner Komplexität später in der bür-
gerlichen Wissenschaft verflachte oder völlig verlorenging.
Wie weit das Erbe Humboldts von der bürgerlichen deutschen Me-
Xiko-Forschung bewahrt worden ist und welche Schlußfolgerungen
sich aus diesem wissenschaftshistorischen Prozeß ziehen las-
sen, wird in den folgenden Kapiteln dargestellt,
Als Erbe Alexander von Humboldts für die gegenwärtigen gesell-
schaftswissenschaftlichen Forschungen, besonders auch über La-
teinamerika, sind sowohl methodische Aspekte als auch Erkennt-
nisse von hervorragender Wichtigkeit:
Humboldt hat zur Auswertung der Ergebnisse seiner Amerika-Reise
in beispielhafter Art die interdisziplinäre Kollektivarbeit
angestrebt und zum Teil auch realisieren können. In den wis-
senschaftlichen Arbeiten, die sich mit den gesellschaftlichen
Erscheinungen in der Neuen Welt befaßten, legte Humboldt aber
uneingeschränkt seine eigenen Analysen und Theorien dar, weil
es ihm um eine Publizierung seiner umfassenden humanistischen